Das «Städtli» im Käserausch
Bei traumhaftem Herbstwetter ging in Huttwil am vergangenen Wochenende der 18. Käsemarkt über die Bühne. Tausende von Besucherinnen und Besucher schlenderten dabei durch die Gassen und entdeckten vielerlei kulinarische Spezialitäten.
Und es duftete im «Städtli» aus allen Ecken. Ob schweizerische oder englische Produkte, österreichische oder italienische, aus dem Allgäu oder von nebenan aus dem Emmental, der Käse kennt keine Grenzen. Zwei Tage lang herrschte in Huttwil Hochstimmung pur – jedenfalls, was den Käse betraf. Schon bevor die ersten Sonnenstrahlen auf den Markt schienen, schlenderten die Besucherinnen und Besucher gut gelaunt durch Huttwils Gassen, um sich zu informieren, zu kaufen und um einfach zu geniessen. Viele waren von weit her angereist. Von zart-schmelzend, cremig-mild, würzig-chüstig bis rezent-sämig, für alle Käseliebhaberinnen und Käseliebhaber hatte es etwas dabei. Die Kunst des Käsens ist eine seit Urzeiten entwickelte und verfeinerte Methode. Durch Tradition, Überlieferung, aber auch durchlaufende Innovation und Verbesserung, entstand die heutige Käsevielfalt.
Perfektes Herbstwetter lud zum Verweilen und Geniessen ein
Begeistert von der Atmosphäre und der Resonanz zeigte sich auch der Geschäftsführer der organisierenden Pro Regio Huttwil, Walter Rohrbach. «Das schöne Herbstwetter hat wahrscheinlich zum Erfolg beigetragen», so Walter Rohrbach gegenüber dem «Unter-Emmentaler». Während aber am Samstag deutlich weniger Leute über den Markt flanierten als noch in anderen Jahren, besuchten hingegen am Sonntag umso mehr den Käsemarkt. Das spürten auch die Ausstellenden. Mehrere Marktfahrerinnen und Marktfahrer bestätigten gegenüber dieser Zeitung, dass die Einnahmen am Sonntag deutlich höher ausfielen als noch am Samstag. «In der Regel ist normalerweise eher der Samstag der umsatzstärkere Tag, heuer war es gerade umgekehrt», so Rohrbach weiter. Der Andrang am Sonntag hat zu einer guten Stimmung bei den Standbetreibern und bei der Festwirtschaft auf dem Huttwiler Brunnenplatz geführt. «So viele nette Leute, ein hübsches ‹Städtli› und eine wunderbare Stimmung, was will man mehr», freut sich eine ältere Dame aus Genf. Das attraktive und kostspielige Rahmenprogramm umfasste viele Leckerbissen mit traditioneller Musik. Die Huttwiler Volksmusiktage wurden zum ersten Mal in den Käsemarkt integriert. «Die Besucherinnen und Besucher schätzen es besonders, dass über den gesamten Markt hinweg musikalische Klänge zu hören waren», erwähnt Walter Rohrbach abschliessend.
Schwingen, Zwirbele, Degustieren und Käseversteigerung
Doch nicht nur die Käseliebhaberinnen und Käseliebhaber kamen vollumfänglich auf ihre Kosten, denn der Markt bot einiges mehr als nur Käse. Die Jungschwingerinnen und Jungschwinger vom Schwingklub Huttwil griffen im Sägemehlring zusammen und zeigten den interessierten Besucherinnen und Besuchern den Schwingsport hautnah. Direkt vor der Kirche standen Jung und Alt mit holzigen Brettchen, die mit Nummern versehen waren. Sie alle hofften beim «Zwirbele» auf einen tollen Preis. Direkt gegenüber konnten die Besucherinnen und Besucher süffigen Wein degustieren. Daneben wurden «gluschtige» Waffeln über dem offenen Feuer produziert. Ein Höhepunkt war zudem die traditionelle Käseversteigerung am Samstag und Sonntag. Der Erlös kam vollumfänglich den Huttwiler Jungschwingerinnen und Jungschwingern zugute.
Infrastruktur und Rahmenprogramm sorgen für hohe Kosten
Zur Deckung der Infrastruktur- und Rahmenprogrammkosten wurde am Markteingang ein freiwilliger Beitrag von einem «Fünfliber» erhoben. Wie immer waren aber auch heuer nicht alle dazu gewillt, einen finanziellen Beitrag an den Käsemarkt zu leisten. Doch auch der freiwillige Zustupf bringt den «Märit» nicht wirklich auf einen grünen Zweig. Der Käsemarkt ist seit seiner Erstausgabe vor 17 Jahren nicht rentabel – dies hat sich auch bis heute nicht verändert. Dies, obwohl die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren stabil blieben und der Käsemarkt sowohl von den Ausstellenden wie auch von den Besucherinnen und Besuchern, sehr geschätzt wird. Viele Finanzierungsvorschläge scheiterten in den vergangenen Jahren, so auch ein obligatorischer Eintritt. Jahr für Jahr verschlingt der Huttwiler Käsemarkt gegen 100 000 Franken. Rund die Hälfte des Geldes fliesst am Käsemarkt in den Auf- und Abbau der Häuser und in die gesamte Einrichtung des Marktgeländes. Hinzu kommt das kostspielige Rahmenprogramm. Die Standmieten der Aussteller decken nur einen Teil der anfallenden Kosten. Die Unterstützung durch «cheese-festival» und finanziell durch das LANAT des Kanton Bern sind für die Pro Regio essenziell. Der Tourismusverein Pro Regio kann mit anderen Themenmärkten, wie etwa dem Huttwiler Weihnachtsmarkt, die Defizite des Käsemarktes wettmachen. Walter Rohrbach wird auch nach seinem Rückzug als Geschäftsführer der Pro Regio, im Jahr 2025 für die Themenmärkte verantwortlich bleiben.
Von Yanick Kurth