Das Standortmarketing und seine Definitionen
Die FDP Huttwil geht vermehrt an die Öffentlichkeit, möchte Themen, die das Städtli bewegen, überparteilich diskutieren. Ihr Anlass am Dienstagabend im Restaurant Schultheissenbad widmete sich dem Standortmarketing. Dazu referierte Beat Oechsli, Mitglied der Arbeitsgruppe Standortmarketing (ASM), in welcher er die Huttwiler Detaillisten vertritt. Vor allem die Frage, wie das Städtli als eine Wohnregion begehrt und neu belebt werden könnte, wurde rege diskutiert.
Standortmarketing war in Huttwil schon vor über 20 Jahren ein Thema, lag damals weitgehend in den Händen des Gemeinderats. Aber erst im Laufe der Jahre wurden die Zielsetzungen konkreter definiert. Die Arbeitsgruppe Standortmarketing mit Vertretern der Gemeindebehörde, des Gewerbes, der Detaillisten und mit Einsitz der von Pro Regio Huttwil nahm ihre Arbeit auf. Pro Regio Huttwil bilde eine sehr wertvolle und tatkräftige Unterstützung, stellte Beat Oechsli fest. Träger des Standortmarketings sind zu rund je 44 % die Einwohner- und die Herdgemeinde und zu gut 11 % die Burgergemeinde. Der Arbeitsgruppe standen für die Jahre 2018/19 jährlich je 90 000 Franken zur Verfügung, mit welchen sie sich den vom Gemeinderat und dem Standortmarketingkonzept priorisierten Themen widmen konnte. Die finanziellen Mittel seien allerdings knapp gewesen, um insbesondere gegen aussen agieren zu können, stellte Beat Oechsli fest.
Immerhin hätten diverse wirksame Projekte umgesetzt werden können, 2018 unter anderem die Herausgabe des Image-Films Huttwil, einer Image-Broschüre, das Abgeben von Give-Aways, der Auftritt an der Wohnmesse in Bern, Umfragen auf dem Käsemarkt in Huttwil oder die Pflege von Kontakten zu Huttwiler Betrieben. Das Programm für das laufende Jahr sei ähnlich; im Vordergrund stehe zurzeit der Auftritt der Gemeinde auf Facebook.
Finanziell musste die ASM einen herben Aderlass über sich ergehen lassen. 50 000 Franken der bisherigen 90 000 Franken entfallen künftig für die Städtliwerkstatt (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Das Geld fehle empfindlich, so Beat Oechsli. Für das Standortmarketing liege nur noch das Nötigste drin und es werde schwierig, neue Konzepte auszuarbeiten. Wobei er die Städtliwerkstatt, in welche die Denkarbeit von kompetenten Leuten der Berner Fachhochschule einbezogen werde, als Chance für Huttwils Zukunft erachte. «Aber wir müssen diese Chance nutzen und auch unsere Ideen einbringen.»
Orte fehlen für spontane Kontakte
Allen Bemühungen zum Trotz würden im Städtli nach wie vor Orte fehlen, wo man sich ungezwungen treffe, wo man spontane Kontakte pflege, wo Leben in Gemeinschaft herrsche. Das «Leben draussen» finde hauptsächlich während der Durchführung von Themenmärkten statt, die Völkerscharen von auswärts herführen, aber auch das einheimische Volk in die Gassen bringen würden. «Es fehlt an Angeboten für junge Menschen», stellte ein Anwesender fest.
Abends herrsche im Städtli «tote Hose», wurde zudem moniert. Es sei schwierig, die Bewohnerinnen und Bewohner für Gemeinsames zu mobilisieren, wie etwa die Madiswilerinnen und Madiswiler als geschlossene Dorfgemeinschaft für die «Rüebechilbi». Selbst die Jahrmärkte in der jetzigen Form würden nur kosten, aber nichts mehr bringen.
Diese abschaffen war die eine Meinung, dass Kultur, Geschichte und die für das historische Stadtrecht nach wie vor wichtigen Märkte ihren Platz haben sollten und wichtig seien für Huttwils Identität war die andere. Die Jahrmärkte müssten, falls man sie erhalten wolle, beispielsweise so aufgezogen werden, dass auch das Arbeitervolk davon profitiere. Huttwil bekannt zu machen reicht nicht, war eine weitere Haltung. Es müsse auch die schöne Region beworben werden. Nur diese insgesamt könne Leute herlocken, die hier leben möchten.
Mit dem Hinweis auf weitere Anlässe, vor allem auf die Gemeindeversammlung Huttwil vom 3. Dezember, schloss Präsidentin Therese Löffel die Zusammenkunft. An der Dezember-Gemeindeversammlung wird das Stimmvolk über das neue Gemeinde-Organisationsreglement (OgR) entscheiden. Das neue OgR wird auch die Märkte betreffen. Zurzeit ist der Verein Pro Regio Huttwil mit der Organisation und Durchführung der Jahrmärkte der Gemeinde beauftragt. Diese Zusammenarbeit soll weitergeführt werden. Im Rahmen der Revision des Organisa-tionsreglements wird der Souverän unter anderem entscheiden, ob das Marktwesen Gemeindeaufgabe bleiben soll oder nicht. Ebenso wird das neue OgR massgebend sein für die Weiterführung des Standortmarketings in der jetzigen oder in einer anderen Form.
Die Anwesenden, unter ihnen Grossrat Andreas Schüpbach, der auch Einsitz in der «Städtliwerkstatt Huttwil» hat, werden die Anregungen in ihre Gremien mitnehmen können.
Von Liselotte Jost-Zürcher