Das Tragen von Babys erleichtert den Alltag
Esther Sigrist aus Ufhusen bietet Trageberatungen für Neugeborene, Babys und Kleinkinder an. Es gibt zig verschiedene Möglichkeiten, sein Kind nahe am Körper zu tragen, um somit die Hände für Geschwisterkinder oder Hausarbeiten frei zu haben.
Ufhusen · «Oft suchen Eltern eine bequeme Tragemöglichkeit, weil sie an ihre Grenzen kommen, wenn das Kind viel Nähe braucht, oder sie brauchen ihre freien Hände für Geschwisterkinder», erklärt Esther Sigrist. Natürlich gebe es noch viele andere Situationen, in denen Eltern eine geeignete, bequeme und ergonomische Tragemöglichkeit suchen. Oftmals hilft auch ein Perspektivenwechsel. Es kommt häufig vor, dass Babys im Alter von zirka 3 Monaten plötzlich unzufrieden sind, wenn sie vor dem Bauch getragen werden. In diesem Fall zeigt Esther Sigrist den Eltern, wie sie ihre Babys in Tuch oder Tragehilfe sicher auf dem Rücken tragen können. Die Kleinen können so «in Fahrtrichtung» mitschauen und spannende Dinge beobachten, während sie bei Mami oder Papi auf dem Rücken sind.
Ausbildung zur Trageberaterin
Esther Sigrist hat selbst drei Kinder im Alter von acht, sechs und vier Jahren. Als ihr zweites Kind zur Welt kam, war dieses nur mit Körperkontakt zufrieden und musste viel getragen werden. «Ich hatte ja schon ein Kind und wollte mich natürlich auch um dieses kümmern. Aber mit fast andauernd einem Baby im Arm war dies schwierig. Ich kannte damals eine Trageberaterin, holte mir Hilfe und entschloss mich danach, die Ausbildung zu machen», erzählt die 36-Jährige. So absolvierte sie die Ausbildung zur Trageberaterin in verschiedenen Modulen vor knapp sechs Jahren bei der
ClauWi® Trageschule Schweiz und schloss sich danach dem «Verein Tragefrage.ch» an. Der Verein war der Erste schweizweit, den es in dieser Art gab, und er feiert im Sommer bereits das zehnjährige Bestehen. Er erstreckt sich über die Gebiete Luzern, Olten, Solothurn bis nach Bern. Esther Sigrist amtet auch im Vorstand des aus rund 30 Beraterinnen bestehenden Vereins.
Über 20 Tragehilfen
In ihrem Beratungsraum hat sie über 20 ergonomische Tragehilfen und Tücher zum Ausprobieren. Es besteht kein Kaufzwang und die Beratung ist markenunabhängig. «Als Erstes üben wir immer an Puppen, denn Babys finden es nicht so toll oder haben nicht die Geduld, in zig verschiedene Tragehilfen oder Tücher gesteckt zu werden. Erst wenn wir die Favoriten auserkoren haben, die Bindeweise schon etwas sitzt, üben wir noch mit dem Baby», sagt sie lachend. Wenn das Passende gefunden sei, können die Eltern die Tragehilfe oder das Tuch ein paar Tage mit nach Hause nehmen und ausprobieren, ob es wirklich das Richtige sei. «Danach können sie über mich oder auch sonst wo die Tragehilfe bestellen», erklärt sie.
Es sei wichtig, die geeignete Tragehilfe zu finden. Und genau das sei ihr Job als Trageberaterin. «Ich zeige und übe zum Beispiel die geeignete Bindeweise mit dem Tragetuch, oder wir suchen die optimale Tragehilfe und testen uns so durch mein Sortiment. Wenn die Eltern schon eine Tragehilfe oder ein Tuch haben, kommt es auch oft vor, dass wir diese noch etwas optimieren können und so vielleicht etwas Unbequemes plötzlich bequem wird und somit eine Neuanschaffung gar nicht nötig ist», erzählt sie weiter.
Mehr als «nur» Trageberaterin
Der Verein Tragefrage legt Wert darauf, dass sich alle Trageberaterinnen jährlich weiterbilden. Solche Kurse hat auch Esther Sigrist schon einige absolviert. Wie zum Beispiel das Modul «besondere Bedürfnisse», in welchem besondere Situationen wie Hüftschienen, Schläuche (Magensonden), Gips oder auch körperliche Beeinträchtigungen von der Trageperson Thema sind. Eine weitere Weiterbildung ist die «Kommunikation in der Trageberatung», denn es ist gerade in der sensiblen Zeit vom frühen Wochenbett wichtig, die richtigen Worte zu wählen, damit die Eltern nach der Beratung nicht noch mehr verunsichert sind. Mechanik der Bindeweisen oder auch Tragehilfenworkshops, in denen jeweils die neusten Tragehilfen auf dem Markt genauer unter die Lupe genommen werden, sind Weiterbildungen, die Esther Sigrist besucht hat.
Als Trageberaterin berät man nicht nur rund ums Tragen des Kindes. «Oft ist eine Bestärkung notwendig, dass es in Ordnung ist, das Kind zu tragen und so auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen», sagt Esther Sigrist. Es sei noch immer in vielen Köpfen verankert, dass man das Kind mit dem Herumtragen verwöhnen würde. «Nahrung, Liebe und Wärme sind die drei Grundbedürfnisse eines Neugeborenen. Wenn das Kind die Nähe und somit die Wärme bekommt, hat dies nichts mit verwöhnen zu tun, im Gegenteil: Es fühlt sich geborgen und ist somit zufrieden. Und das wirkt sich auch positiv auf die Eltern aus», sagt die Beraterin bestimmt. Es sei keine Beratung wie die andere, aber eines sei meistens gleich: «Wenn wir das Richtige gefunden haben, strahlen die Eltern», sagt Esther Sigrist erfreut. Sie bekommt denn auch viele positive Rückmeldungen von den Eltern, denen der Alltag mit der Tragehilfe oder der geeigneten Bindeweise um einiges leichter fällt. Die Beratung kostet etwas und nicht alle können sich diese leisten. «Mir ist es wichtig und ein grosses Anliegen, dass alle die Möglichkeit haben, eine Beratung zu machen. Und bis anhin habe ich noch immer einen Weg mit meinen Kunden gefunden, dass meine Arbeit nicht unbezahlt bleibt», sagt die einfühlsame junge Frau.
Von Marianne Ruch