• WM-Public-Viewing in der alten Turnhalle in Huttwil: Soeben hat Breel Embolo den einzigen Treffer im Startspiel gegen Kamerun erzielt. · Bilder: Stefan Leuenberger

  • Fussball verbindet (von links): Markus Meer (Trainer SC Huttwil), Markus Fankhauser (Assistenztrainer SC Huttwil) und Erwin Aeschlimann (Trainer SV Sumiswald) schauen sich das Schweizer WM-Startspiel gegen Kamerun im Huttwiler Public Viewing an.

29.11.2022
Sport

Das WM-Fieber ist (noch) nicht spürbar

Die spezielle und stark in der Kritik stehende Fussball-WM im Winter in Katar zündet nicht so richtig. Dies war bei den ersten Partien auch im Public Viewing des Sportclubs Huttwil zu erkennen. Die Stimmung ist verhalten. Der Organisator hofft, dass sich dies nach der Gruppenphase ändert

Public Viewing · Seit der WM 2006 in Deutschland bot der Sportclub Huttwil an allen Welt- und Europameisterschaften im Fussball ein Public Viewing an. Dies ist auch bei der umstrittenen Winter-WM in Katar, die aktuell und noch bis zum 18. Dezember läuft, der Fall. «Natürlich haben wir uns Gedanken über die unschönen Geschichten im Zusammenhang mit der WM 2022 gemacht. Allerdings haben wir uns schon früh dazu entschieden, ein Viewing anzubieten. Und zwar für unseren Verein anlässlich der 100-Jahr-Feierlichkeiten», erklärt OK-Präsident Andreas Burkhardt. «Für unsere Vereinsmitglieder ist es wertvoll, dass sie sich treffen und die WM-Partien gemeinsam anschauen und dabei fachsimpeln können», sagt der 48-Jährige. «Dabei geht es rein um die Freude am Fussballspiel – und um nichts anderes.»

Idealer Austragungsort
Für das «Rudelgucken» auf Grossleinwand hat der Sportclub Huttwil mit der alten Turnhalle neben dem Schulhaus Städtli einen idealen Austragungsort gefunden, der mit den Flaggen der WM-Nationen bunt dekoriert wurde. Im geheizten Raum ist mit Küche und WC-Anlagen die notwendige Infrastruktur vorhanden. «Es ist ideal. Während den Partien bieten wir Getränke und verschiedene Speisen an. Damit machen wir etwas für unsere Vereinskasse, denn der Eintritt zur Bernerland Bank Arena ist kostenlos», erklärt Burkhardt.

Schweizer Fahnen werden nicht geschwenkt
Der Start in die WM ist beim SCH-Public-Viewing etwas harzig verlaufen. «Im Schnitt waren bisher 20 Leute bei den Spielen dabei», berichtet Burkhardt. Das WM-Fieber ist definitiv noch nicht ausgebrochen. Dies war auch bei der ersten Partie mit Schweizer Beteiligung so. «Die ungünstige Anspielzeit am Vormittag hat sicher dazu beigetragen, dass der Publikumsaufmarsch überschaubar war», erklärt SCH-Urgestein Walter Reist, der am  Büffet mithalf. «Dies wird bei den Abendspielen ganz anders sein», ist Reist überzeugt. In der Tat dürfte schon im Vorabendspiel gegen Brasilien von gestern Montagabend (nach Redaktionsschluss) eine viel bessere Stimmung geherrscht haben. Beim Anpfiff am Donnerstag um 11 Uhr gegen Kamerun waren 40 Personen vor Ort. Stimmung wollte passend zum regnerischen Novemberwetter  keine aufkommen. Die grössten Raunen gingen durch die gelichteten Reihen, als Kamerun zu den wenigen Torchancen kam – und natürlich bei den 100-prozentigen, aber vergebenen Abschlussmöglichkeiten von Manuel Akanji, Ruben Vargas und Haris Seferovic. Zur Mittagszeit und dem Höhepunkt der Partie, dem einzigen Tor durch Breel Embolo kurz nach dem Anpfiff der zweiten Halbzeit, waren mittlerweile knapp 80 Personen beim Public Viewing mit dabei. Der Jubel war verhalten, Fahnen mit Schweizer Kreuzen wurden keine geschwenkt. Der pomadige Kick der Schweizer liess in der alten Huttwiler Turnhalle trotz wohliger Wärme keine Stimmung aufkommen.

Keine feurige Stimmung wie im Sommer
«Im Sommer, wenn das Massengucken bei T-Shirt-Wetter auch eine Art Open-Air-Veranstaltung ist, kommen natürlich mehr Emotionen auf, die Stimmung ist klar besser», weiss Andreas Burkhardt aus vergangenen Huttwiler Viewings. «Ich bin aber überzeugt, dass bei den Abendpartien und nach der Gruppenphase auch bei dieser Winter-WM noch etwas WM-Fieber aufkommen wird. Wir geben auf jeden Fall unser Bestes, damit sich die Besuchenden wohl fühlen bei uns», so der «Tätschmeister». Der SC Huttwil zeigt ausser den Mittags- und Nachmittagsspielen der Vorrunde – die Schweizer Partien ausgeschlossen – sämtliche WM-Partien auf Grossleinwand. Dies benötigt einen grossen Helferaufwand. Pro Spiel stehen vier Vereinsmitglieder im Einsatz, bei Partien mit Schweizer Beteiligung sind sechs Mithelfende nötig.
Die Schweiz zitterte sich im Startspiel über die Zeit. Als der Schiedsrichter die Partie abpfiff, gab es von den Huttwiler Fans ein kurzes Gejohle und ein bisschen Applaus. Schnell leerte sich die Turnhalle. Die vielkritisierte Winter-WM muss auch in Huttwil zuerst ankommen. «Wir hoffen auf guten Publikumszulauf ab den Playoffpartien», sagt Andreas Burkhardt. «Es wäre schön, wenn der SC Huttwil für den Aufwand auch etwas belohnt wird.»

Wer wird Weltmeister?
Paul Schenk, SCH-Legende
Schweiz (im Final gegen Saudi-Arabien)

Rolf Bichsel, Sportjournalist
Deutschland, trotz Schwierigkeiten

Erwin Aeschlimann, Trainer SV Sumiswald
Frankreich (im Final gegen Brasilien)

Markus Meer, Trainer SC Huttwil
Schweiz (im Final gegen England)

Andreas Burkhardt, OK-Präsident Public Viewing SC Huttwil
Frankreich (im Final gegen Brasilien)

Philipp Marti, Präsident SC Huttwil
Frankreich (im Final gegen England)

Walter Reist, SCH-Urgestein
Brasilien (im Final gegen Frankreich)

Von Stefan Leuenberger