• Michael Pfenninger verdeutlichte in seinem Referat, wie wichtig der Regenwurm für den Boden ist. · Bild: Elsbeth Anliker

05.10.2018
Huttwil

Dem Menschen und der Erde Gutes tun

Rund 100 interessierte Menschen aus dem In- und Ausland pilgerten an das 1. Internationale «Kompost & Humus Symposium» ins Seminarzentrum «SonnenSchmiede» in Schwarzenbach und liessen sich inspirieren und beraten. Das freut den Organisator

Michael Pfenninger von der «SonnenSchmiede» sehr.

Im Weiler Gomme, etwas oberhalb, von Schwarzenbach, liegt am Hang die «SonnenSchmiede». Das idyllische Seminarzentrum ist eine Oase, wo Menschen, Tiere und Pflanzen in Einklang leben können. Michael Pfenninger und Daniela Hempel planen und bewirtschaften den kleinen, ehemaligen Bauernhof nach permakulturellen Prinzipien. «Dabei sind unsere wichtigsten Anliegen die Verbindung zur Erde, der Kompostierung und dem Bodenleben», sagen sie. Mit dem «Kompost & Humus Symposium» will das Seminarzentrum «SonnenSchmiede» in Zusammenarbeit mit «down to earth Akademie für Permakultur Gestaltung» etwas Gutes für den Menschen und die Erde tun. 


Lehrreich und berührend

Die Themen und Referenten sind so gewählt, «dass wir damit möglichst viele unterschiedliche Menschen ansprechen können», erklärt Organisator Michael Pfenninger. An den zwei Tagen gab es zwölf spannende Referate rund um das Thema Humus und Kompost. Neben Fachthemen wie die «Heilung von Böden und Wasser mit Hilfe von Pilzen», «Aktiver Humusaufbau» oder «Achtsamer Umgang mit der Erde» konnte aber auch einer Lebensgeschichte gelauscht werden: Horst Heinel, langjähriger Kursleiter am Ballenberg, ist fasziniert, «was beim Kompostieren vor sich geht und was unser Boden für ein Wunderwerk ist.» Er ist pensionierter und passionierter Landschaftsgärtner und war über 42 Jahre im Schloss Hünigen der Schlossgärtner. Berührend erzählte der 74-Jährige über seine Liebe zur Erde und wie er zum Schlossgärtner wurde. 


Faszination Regenwurm

Die «SonnenSchmiede» habe sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem Forschungsplatz gewandelt, erklärt Michael Pfenninger. Und wer den Boden verstehen wolle, käme nicht am Regenwurm vorbei. Sein Vortragsthema war dann auch: «Die Alchemie des Regenwurms – einem wahren Meister des Kompostierens». Der Regenwurm nehme nämlich «Müll» auf, vermische ihn im Darm mit Bakterien und Pilzen und scheide so wertvolle Wurmerde aus, so Pfenninger in seinem Referat.  

 

Landwirte müssen umdenken

Aus Österreich ist Referent Gerald Dunst angereist. Er ist Geschäftsführer der Firma «Sonnenerde» und Leiter Arbeitsgruppe Landwirtschaft und Humusaufbau der österreichischen Ökoregion Kaindorf. Er erzählte, wie man mit einfachsten Mitteln im Garten, aber auch grossflächig in der Landwirtschaft wieder einen hoch fruchtbaren Boden generieren kann. Hierbei sind die wichtigsten Punkte: Dauerbegrünung, nicht mehr pflügen, Gülle und Mist aufbereiten und die Bodenbearbeitung unbedingt reduzieren. «Denn die schweren Maschinen zerstören den Humus im Boden völlig.» Landwirte könnten von heute auf morgen damit beginnen, ihre Betriebe umzustellen, so der Referent. Seit 2007 wird in Österreich eine solche Umstellung honoriert.


Sich beraten lassen 

Zwischen den Referaten lassen sich die Gäste an den Ständen der Aussteller inspirieren und beraten. So auch beim Kompostverein Schweiz. «Ich staune, dass so viele Interessierte hier sind», freut sich Urs Hadorn vom Garten- und Kompostforum des Kantons Bern. Er verdeutlicht anhand eines «Kompostplatzes», wie eine unvorstellbar grosse Anzahl und Vielfalt von Bodenmikroorganismen und Bodentieren die organischen Abfälle in wertvollen Humus verwandeln. «Humus ist eine der Lebensgrundlagen unserer Tier- und Pfanzenwelt.» Jeder könne mithelfen, einen wichtigen Naturkreislauf wieder zu schliessen, in dem man die pflanzlichen und tierischen Abfälle aus Küche und Garten kompostiere, betont er. 


Zufriedene Gäste

«Ein toller Anlass, von dem ich viel Wissen mit nach Hause nehmen kann», sagt eine junge Frau aus Österreich. Sie sitzt zufrieden vor dem Haus an der Sonne und geniesst zum Mittagessen eine Kürbissuppe. Der ältere Herr neben ihr kommt aus dem Toggenburg und sagt: «Das Symposium hat mich beeindruckt, denn in der Schweiz gibt es kaum solche Anlässe, an denen aufmerksam gemacht wird, wie wir den Wert des Bodens auch noch für unsere Enkelkinder bewahren können.»
Daniela Hempel und Michael Pfenninger sind glücklich. «Unser Ziel ist erreicht», sagen sie. «Wir wollten mit diesem Anlass vor allem das Bewusstsein wecken, dass der Boden ein Lebewesen ist, zu dem man Sorge tragen muss.» Für sie steht schon heute fest: «Auch nächstes Jahr findet das ‹Kompost & Humus Symposium› in der ‹SonnenSchmiede› statt – dort, wo es auch gelebt wird.» 

Von Elsbeth Anliker