• Olivia Weibel von Alzheimer Bern hat in Sumiswald und Langenthal das «Info-Café Demenz» ins Leben gerufen. · Bild: Yanick Kurth

29.12.2017
Region

Demenz – eine grosse Herausforderung für Betroffene und deren Umfeld

Die gefürchtete Diagnose Demenz bereitet den Betroffenen und Angehörigen im ersten Moment grosse Angst und beim Fortschreiten der Krankheit zusehends auch Überforderung. Olivia Weibel (Leitung Beratungsstelle Emmental/Oberaargau von Alzheimer Bern) hat ein «Info-Café Demenz» ins Leben gerufen um Betroffene und Angehörige zu informieren.

 

Sumiswald/Langenthal · «Oft wenden sich Betroffene und Angehörige spät an die Beratungsstelle. Erst dann, wenn die Probleme zu gross werden, wenn die finanziellen Herausforderungen die Möglichkeiten übersteigen oder bei Weglaufen der oder des Erkrankten», sagt Olivia Weibel zum «Unter-Emmentaler». Oft fehlt auch die Information, an wen sich Angehörige wenden können, um Unterstützung zu erhalten und um zu erfahren, was auf sie zukommt.
Die Spezialistin leitet die Beratungsstelle Emmental/Oberaargau seit drei Jahren in einem 40-%-Pensum. Deren Räumlichkeiten befinden sich seit September dieses Jahres in der Klinik Favorit AG in Huttwil. Die Hauptaufgaben der Beratungsstelle liegen bei der Beratung und Schulung von Betroffenen, ihren Angehörigen und ihrem Umfeld. Die Beratungsstelle organisiert bei Bedarf einen Platz in einer Tagesstätte, zieht Entlastungsdienste bei oder unterstützt durch Gespräche die Angehörigen und Betroffenen. Bei Bedarf wird etwa auch eine individuelle Schulung beim Arbeitgeber angeboten. Menschen mit Demenz können im Anfangsstadium der Erkrankung noch recht gut in den Arbeitsprozess integriert werden. Eine begleitete Selbsthilfegruppe rundet das Angebot der Beratungsstelle ab.

Angst, die Kontrolle zu verlieren
Die Menschen kennen die Symptome der Erkrankung, etwa den Verlust des Kurzzeitgedächtnisses oder Orientierungsschwierigkeiten auch in vertrauter Umgebung. «Aber wenn es jemanden  selbst trifft, oder einen Angehörigen, ist das etwas ganz anderes. Viele definieren sich ausschliesslich über den Intellekt und haben eine diffuse Angst, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren, sagt die Expertin. Überraschend sei die Zunahme der Demenzkranken angesichts der steigenden Lebenserwartung nicht, denn hohes Alter gilt als grösster Risikofaktor für die Demenz.

Aufklärung ist wichtig
Die Diagnose ist für alle Betroffenen ein Schock, und oftmals haben die Menschen sehr negative Bilder der Demenz vor Augen. Die Realität sieht zum Glück  etwas besser aus. Vielfach kommen die Angehörigen mit der Situation nicht mehr klar und suchen Hilfe. Die Aufklärung der Demenz ist für Betroffene und vor allem Angehörige sehr wichtig, da man die Erkrankung so besser verstehen und akzeptieren kann. Die Beratungen im Büro oder am Telefon von Alzheimer Bern sind kostenlos. Weitere Angebote sind jedoch kostenpflichtig. Mitglieder von Alzheimer Bern profitieren von günstigeren Tarifen. Die Zusammenarbeit mit Spitex, Ärzten und Spitälern ist unerlässlich.

«Info-Café Demenz» soll Nähe schaffen
Mit dem «Info-Café Demenz» will Olivia Weibel die Nähe zu den Menschen finden, um das Thema Demenz besser aufgreifen zu können. Das bisher gut funktionierende Konzept hat die Fachfrau selber ins Leben gerufen. Der Schwerpunkt des «Info-Café Demenz» liegt darin, die Angehörigen zu informieren. Betroffene müssen nicht – dürfen aber gerne – bei den Anlässen erscheinen, die einen ersten Austausch ohne jegliche Verpflichtungen bringen. Während der Anlass in Sumiswald bereits zum dritten Mal stattfindet, ist es in Langenthal die zweite Ausgabe. Das «Info-Café Demenz» wird vorerst nur in der Region Emmental/Oberaargau angeboten. Später wird der Anlass aber auch in Burgdorf und Langnau zu finden sein. Die Demenz-Expertin engagiert sich neben ihrer Tätigkeit bei der Alzheimer Bern auch beim Schweizerischen Roten Kreuz und steht als Referentin zum Thema Demenz vor dem Publikum. Das «Info-Café Demenz» startet in Sumiswald (Alterszentrum Sumiswald) am 7. Februar 2018, jenes in Langenthal (Alterszentrum Haslibrunnen) einen Monat später am 7. März. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Von Yanick Kurth