«Den erhofften Schritt vorwärts gemacht»
Hockey Huttwil nimmt am Samstag die Playoffs als Qualizweiter gegen Franches-Montagnes in Angriff. Mit dem bisherigen Saisonverlauf ist der Ufhuser Trainer Daniel Bieri äusserst zufrieden.
Eishockey · Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Daniel Bieri, Trainer Hockey Huttwil
Die Qualifikation hat Hockey Huttwil hinter Qualisieger EHC Chur auf dem 2. Rang abgeschlossen. Ihre Bilanz?
Die fällt sehr positiv aus. Wir haben im Vergleich zur Vorsaison den erhofften Schritt vorwärts gemacht. Wir wurden für eine harte und detaillierte Arbeit belohnt.
Huttwil bietet immer Spektakel. Mit 145 Toren hat Ihr Team in der Qualifikation mit Abstand am meisten Tore erzielt (Seewen: 133 Tore, Chur: 125 Tore). Was hat Ihnen in den 32 Spielen besonders gefallen?
Wir haben am meisten Tore erzielt und hatten das beste Powerplay. Da waren wir wirklich sehr gut.
Dann natürlich die Gegenfrage: Wo sehen Sie für die Playoffs noch Steigerungsbedarf?
Wer ein solches Offensiveishockey zelebriert, ist hinten ein bisschen anfällig. Drei Teams kassierten in der Qualifikation weniger Gegentore als wir. Der Stärkung unseres defensiven Konstrukts gilt in den bevorstehenden Playoffs sicher das Hauptaugenmerk.
Haben Sie damit gerechnet, dass sich Franches-Montagnes in den Pre-Playoffs gegen Bülach durchsetzt?
Das habe ich. Frauenfeld, Thun, Arosa und Franches-Montagnes sind für mich alle etwa gleich stark. Diese Teams habe ich fix in den Playoffs erwartet.
Franches-Montagnes heisst ab Samstag Huttwils Playoff-Gegner im Viertelfinal. Sämtliche vier Duelle in der Qualifikation gingen an Hockey Huttwil. Die Favoritenrolle ist klar verteilt.
Wir sind Qualizweiter und Franches-Montagnes Qualisiebter. Da macht es keinen Sinn, die Favoritenrolle wegzuschieben. Wir sind stolz darauf, als Favorit in diese Serie zu steigen. Wir haben uns diese Position – welche nicht Druck erzeugt, sondern motiviert – selbst erarbeitet.
Worauf werden Sie beim Gameplan vor allem schauen? Was ist gegen die Jurassier speziell zu beachten?
Sie verfügen in der Person von Arnaud Schnegg über den besten Spieler
der MyHockey League. Er ist der Kopf und Antreiber dieses Teams. Wir werden uns bemühen, dass er in der
Viertelfinal-Serie so wenig wie möglich zur Geltung kommt. Zudem besitzt Franches-Montagnes über hohe läuferische Qualitäten. Puckverluste müssen unbedingt verhindert werden, weil die Jurassier blitzschnell umschalten können.
Denken Sie, dass Ihr Team die «Best-of-five»-Serie glatt in drei Spielen gewinnt?
Das ist mir egal. In den Playoffs zählt nur das Weiterkommen. Ich stelle meine Mannschaft immer auf fünf Spiele ein. Werden es dann weniger, umso besser.
Seewen dürfte der Huttwiler Gegner im Halbfinal heissen.
Das ist eine reine Vermutung. Ausser der Viertelfinalserie zwischen Chur und Langenthal, in welcher sich die Bündner klar durchsetzen dürften, werden alle Playoffserien umkämpft sein, weil die Liga innerhalb der Top-7 sehr ausgeglichen ist.
Wohin soll die Reise von Hockey Huttwil diese Saison führen?
Eine starke Saison hängt nicht alleine vom Titel ab. Ich beachte bei einer Saisonbilanz immer viele Punkte. Die bisherige Saison war sehr gut, weil wir über eine lange Zeit stark aufgetreten sind. Wir können die Saison nun noch krönen. Natürlich wollen wir um den Titel spielen.
Sind aktuell alle Teamspieler fit?
Es gibt immer kranke oder verletzte Spieler. Nicht alle werden in den Playoffs antreten können. Aber dies gehört auch zu einer langen Saison im Mannschaftssport. Damit muss ein Trainer umgehen können.
Wer wird in den Playoffs im Tor stehen?
Ich habe im Kopf, wer am Samstag beginnt. Wie bisher immer werden aber beide Torhüter zu Einsätzen kommen. Ich verfüge über zwei ausgezeichnete Torhüter, die sich sehr gut verstehen. Sie pflegen ein Miteinander und keinen Konkurrenzkampf.
Welcher Ihrer Spieler war für Sie in der Qualifikation der MVP?
Das sind ganz viele. Es wäre unfair, einen einzelnen hervorzuheben. Dies wiederum führt dazu, dass ich das ganze Team nennen möchte. Wir sind nur als Einheit so stark, wie wir derzeit auftreten.
Wie sind Sie mit dem Support zufrieden? Immer um die 300 Fans besuchen die Huttwiler Heimspiele. Bei den beiden Derbys gegen Langenthal im November und im Februar waren es zweimal je etwas über 1000 Besuchende. Im Zuschauendenranking der MyHockey League belegt Hockey Huttwil den 6. Rang in der zwölf Teams umfassenden MyHockey League.
Ich finde, dass wir mehr Leute ins Stadion locken als früher. Ich bin dankbar für alle, die kommen. Mir ist wichtig, dass sich diese Leute wohlfühlen und mit einem Lächeln und der Zufriedenheit, gutes Eishockey gesehen zu haben, wieder nach Hause gehen. Die Campus-Infrastruktur während den Spielen wurde stark verbessert. Das Feedback der Besuchenden darauf ist sehr positiv.
Wie wichtig ist es für Huttwil, dass der SC Langenthal die Liga halten konnte?
Absolut wichtig. Das Derby bringt beiden Vereinen einen Mehrwert. Die Spiele gegen Langenthal haben viel Spass gemacht.
Hatten Sie trotz dem aktuellen Eishockeystress etwas Zeit, die Fasnacht zu geniessen?
Keine Sekunde. Immer zu dieser Zeit bin ich stark mit dem Eishockey verbunden. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich kein grosser Fasnächtler bin.
Aber für ein Fasnachtschüechli hat es gereicht?
Das schon. Die schmecken mir sehr gut.
Was meinen Sie zur Nationalmannschafts-Krise?
Ich hoffe nicht, dass sie schöngeredet wird. Ich bin aber zu wenig nahe dran, um ein Urteil abzugeben. Sehr schlecht fand ich den Beschluss, sechs Ausländer pro Team zuzulassen. Dies hilft den jungen Schweizer Spielern nicht – und wirkt sich schliesslich auch auf die Nati aus.
Wird die Schweiz an der WM in Tschechien eine grosse Ernüchterung erleben?
Das denke ich nicht. Die Schweiz verfügt schon über sehr talentierte Spieler. Und wenn die Mannschaft sich rasch findet und funktioniert, ist einiges möglich.
Genève-Servette HC gewinnt die Champions Hockey League.
Darüber bin ich sehr stolz. Ich hatte diese Saison die Ehre, bei Genf einen einwöchigen Stageeinsatz zu leisten. Es war absolut eindrücklich, wie Jan Cadieux mit seinem Staff und den Spielern umging. Für mich sehr wertvoll war die Tatsache, wie die Verantwortlichen des amtierenden Schweizer Meisters mit der nicht ideal verlaufenden Meisterschafts-Qualifikation umgingen. Umso mehr gönne ich Genf diesen grossen Titelgewinn. Selber habe ich das Spiel nicht gesehen, weil ich zeitgleich die 1. Liga-Partie Burgdorf gegen Dübendorf vor Ort mitverfolgt habe. Burgdorf wird von meinem ehemaligen Assistenten Alain Sägesser trainiert. Ausserdem ist Burgdorf unser Partnerteam. Es können sich immer Spieler für einen Einsatz bei Huttwil aufdrängen.
Wer wird Schweizer Meister 2023/24?
Ich würde diesen dem HC Fribourg-Gottéron gönnen. Dieses Spektakeleishockey und die grosse Fangemeinde hätten den Titel verdient.