• Vizekommandant Beat Zürcher (rechts) mit den austretenden Feuerwehrleuten Pascal Ruch, Beat Steffen und Ruedi Fiechter (von links). Auf dem Bild fehlen Matthias Baumgartner und Alain Flaig. · Bilder: Liselotte Jost-Zürcher

  • Aus der Jugendfeuerwehr sind Martin Bärtschi, Fabienne Lienhart und Leona Trüssel (von links) zur Feuerwehr gestossen.

06.11.2017
Huttwil

Den Ernstfall üben, die Kameradschaft pflegen

Ein Brand in der Küche des Restaurants Schultheissenbad und im anliegenden «Troxy» hielten die Feuerwehreinsatzzüge Huttwil und Auswil am Samstagnachmittag auf Trab. Allerdings nur übungsmässig. «Retten» und «Halten» waren die Ziele. Erstmals wurde die traditionelle Herbstübung über eine Lautsprecheranlage kommentiert, was die vielen Zaungäste sehr schätzten.

Brand, dichter Rauch und mehrere Personen, die aus der älteren Liegenschaft gerettet werden mussten, und dies mitten im Städtli – eine Ausgangslage, die im Ernstfall ein Grossaufgebot der Feuerwehr Region Huttwil und die Totalsperrung der Bahnhofstrasse erfordert hätte.
Für die Herbstübung aber waren «nur» zwei Einsatzzüge auf dem Platz, Huttwil und Auswil, mit insgesamt rund 75 Feuerwehrmitgliedern. Der Verkehr konnte einseitig durchgelassen werden, was allerdings das Aufstellen der Grossgeräte und das Manövrieren nicht unbedingt erleichterte.
Die Einsatzleiter Martin Jordi und Christoph Speidel hatten die Sache gut im Griff. Dank ihren klaren Befehlen und der Übersicht, die sie behielten, konnten sich die einzelnen Abteilungen gut in die Hände arbeiten. Als Wasserbezugsort wurde die Langete bestimmt.
Für das Legen der Leitung von der Ribimatte durch die neue Eisenbahnunterführung bis zum Schultheissenbad waren die Leute des Einsatzzugs Auswil zuständig. «Ich bin beeindruckt, wie gut und schnell sie gearbeitet haben», sagte dazu der Kommandant der Feuerwehr Region Huttwil, Christian Bärtschi.
Er hatte die organisatorischen Aufgaben alle abdelegiert und konnte sich so Zeit nehmen, alles genau zu beobachten. Die Übung wurde auch von Feuerwehrinspektor Andreas Hofer mitverfolgt, der den beiden Einsatzzügen gute Arbeit attestierte und ihnen für ihr Wirken alles Gute wünschte.

Drehleiter vielfach einsetzbar
Die Drehleiter wurde für die Rettung von drei Personen aus dem Dachstock des «Schultheissenbads» benützt. Im Ernstfall wären die Geretteten anschliessend im sogenannten «Verwundetennest» versorgt und auch verpflegt worden, bis die Rettungsfahrzeuge eingetroffen wären. Sie machten allerdings einen recht «unbeschadeten» und vergnügten Eindruck; ihre Betreuung war nicht wirklich anspruchsvoll ...
Es gab aber noch mehr vermisste Personen. So drangen die Feuerwehrleute mit Schiebeleitern von der Seite ins Gebäude ein, konnten auch hier noch eine Person befreien, und im Keller fanden sich schliesslich die letzten Vermissten.
Parallel dazu fanden die Löscharbeiten des Brandherds und die Haltearbeiten, das heisst das Erstellen eines sogenannten Hydro-Schilds statt. Damit sollte verhindert werden, dass sich der Brand ausweitete und gar auf andere Gebäude übergriff.
Eindrücklich wurde so auch die Mehrfachfunktion der Drehleiter gezeigt: Sie wurde zuerst für Personenrettungen eingesetzt, dann mittels Wasserwerfer für das Erstellen eines Brandabschnittes. Im Ernstfall kann es auch sein, dass sie zur Rettung von Feuerwehrleuten aus brennenden Gebäuden dient. «Die Sicherheit unserer Leute ist das oberste Gebot», sagte dazu Kommentator Daniel Ryser.
Verbesserungspunkte gebe es immer, meinte Übungsleiter Beat Zürcher. Kritikpunkte waren der «Schlauchsalat» vor dem «Troxi» und die etwas lange Zeit, welche zwischen den Einsätzen der zweiten und der dritten Atemschutzgruppe vergangen war. Sein Fazit aber war insgesamt erfreulich: «Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Einsatzzügen hat sehr gut funktioniert; wir können so weiterfahren. Übung erfüllt!».

Drei neue Mitglieder aus der Jugendfeuerwehr
Nach der Retablierung folgte traditionsgemäss die Hauptversammlung des Feuerwehrvereins Feuerwehr Region Huttwil, Einsatzzug Huttwil. Präsident Beat Zürcher verabschiedete fünf Mitglieder aus der Feuerwehr Region Huttwil, respektive aus dem Einsatzzug Huttwil. Beat Steffen tritt altershalber aus; 32 Jahre lang stand er im Dienste der Feuerwehr, war zuletzt als Maschinist im Ersteinsatz. Ruedi Fiechter trat 1989 in die Feuerwehr Huttwil, wohnte später einige Jahre in Melchnau wo er ebenfalls Feuerwehrdienst leistete und kehrte dann zurück; insgesamt leistete er in Huttwil 24 Dienstjahre. Er war ebenfalls in der Ersteinsatzgruppe. Ebenfalls verabschiedet wurden aus beruflichen Gründen Pascal Ruch und Matthias Baumgartner. Im Weiteren gab Beat Zürcher den Austritt von Alain Flaig bekannt. Er durfte aber auch drei neue, junge Mitglieder willkommen heissen: Aus der Jugendfeuerwehr sind Leona Trüssel, Fabienne Lienhart und Martin Bärtschi in den Dienst der Feuerwehr Region Huttwil, Einsatzzug Huttwil, eingetreten.
Die Jahresrechnung des Vereins schloss mit einem kleinen Gewinn. Das Traktandum «Wahlen» war schnell abgehandelt – der Vorstand mit Präsident Beat Zürcher an der Spitze bleibt unverändert.
Vom 1. Januar bis 2. November 2017 war die Feuerregion Huttwil 49mal im Einsatz. Zu den grösseren Ereignissen zählte das Unwetter am 30. Mai mit Ereignissen insbesondere in Rohrbachgraben, Rohrbach und Huttwil; gerademal 221 Stunden wurden an diesem Abend geleistet. Nur eine Woche später, am 6. Juni, musste die Feuerwehr zum Grossbrand in der Lochmühle ausrücken, wo weitere 387,5 Stunden Einsatz geleistet wurden. Weitere anspruchsvollere Ereignisse für die Feuerwehr waren ein Vegeta-tionsbrand an der Häbernbadstrasse in Huttwil am 9. April und ein Selbst-unfall eines PW’s im Wisli, Wyssachen, am 30. April.
Die Fusionierung zur Grossfeuerwehr im Jahr 2014 hat die Traditionen in den einzelnen Löschzügen kaum beeinträchtigt. So war denn auch diesmal der «gemütliche dritte Teil» im Anschluss an die Hauptversammlung des Feuerwehrvereins nicht wegzudenken. Ein Stück «chüschtiger» Käsekuchen zum Zvieri gehörte genauso dazu wie ab 19 Uhr das Apéro in der Alten Turnhalle, das gemeinsame Abendessen und für den ganz harten Kern die Mehlsuppe um Mitternacht im Restaurant Rössli, Huttwil.

Von Liselotte Jost-Zürcher