• Informierten über den Stand der Sanierung der römisch-katholischen Kirche «Maria Königin» in Langenthal (von links): Francesco Marra, Philippe Groux, Patrick Rüttimann und André Schärer.

  • Blick in die Kirche, die aktuell komplett mit einem Baugerüst belegt ist. · Bilder: Walter Ryser

09.03.2023
Langenthal

Den Kirchenbrand als Chance nutzen

Die römisch-katholische Kirche Langenthal sieht den Brand vom 28. Dezember 2022 in der Kirche «Maria Königin» in Langenthal auch als Chance für Neuerungen, wie Philippe Groux, Präsident der römisch-katholischen Kirchgemeinde Langenthal an einer Medieninformation zu verstehen gab.

Am 28. Dezember 2022 wurde die Kirche «Maria Königin» in Langenthal Opfer eines Brandes. Das Feuer zerstörte die Krippe mit ihren Holzfiguren (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Dank dem raschen Eingreifen von Kirchenverwalter Patrick Rüttimann, der mit einem Feuerlöscher den Brand erfolgreich bekämpfte, konnte ein grösserer Schaden verhindert werden. Entdeckt wurde der Brand von einer Sakristanin während eines Rundganges durch die Kirche. Personen kamen beim Vorfall keine zu Schaden.
Zwei Monate später blickten die Verantwortlichen der Kirche sowie André Schärer (Huttwil) als Schadensexperte der Berner Gebäudeversicherung auf das Ereignis zurück. Philippe Groux (Huttwil), Präsident der römisch-katholischen Kirchgemeinde Langenthal, erwähnte dabei: «Manchmal braucht es ein Ereignis, damit sich eine Organisation in Bewegung setzt.» Damit deutete er an, was Pastoralraumleiter Francesco Marra verdeutlichte: «Natürlich war dieser Vorfall für uns ein riesiger Schock, aber solche Ereignisse sind auch eine Chance, einen Erneuerungsprozess in Gang zu setzen.»

Kerzenbrand wohl Brandursache
So betonte Philippe Groux, dass man sich in solchen Momenten fragen müsse, ob man so weiterfahren wolle wie bisher oder ob man gewisse Änderungen vornehmen wolle. Diese Aussage bezog er nicht nur auf die kirchliche Infrastruktur, sondern auch auf organisatorische und inhaltliche Aspekte der Kirche. So wies Franceso Marra darauf hin, dass man das Sicherheits- und Schutzkonzept überprüfen und anpassen müsse, denn einen solchen Vorfall dürfe es nicht mehr geben. Klar ist mittlerweile nämlich, dass ein technischer Defekt als Brandursache ausgeschlossen werden kann. Somit bleibt als wahrscheinlichste Brandursache ein Kerzenbrand.
Unmittelbar nach dem Vorfall sei es darum gegangen, das kirchliche Leben neu zu organisieren, betonte Marra. «In unserer Kirche finden nicht weniger als sechs verschiedene Gottesdienste statt», erwähnte der Pastoralraumleiter. Deshalb sei ein Ausweichen in die reformierte Kirche in Langenthal gar nicht möglich gewesen. Seither finden alle Gottesdienste im kirchlichen Zentrum «Bruder Klaus» in Roggwil statt. Dieser Entscheid sei beim grössten Teil der Kirchengänger auf Verständnis gestossen, nur ganz vereinzelt sei Kritik laut geworden. Auf Wunsch bietet die Kirche ihren Mitgliedern einen Taxi-Dienst zu den Gottesdiensten in Roggwil an. Wichtig ist für Francesco Marra diesbezüglich, «dass wir auch während der Zeit der Sanierung für die Menschen erreichbar bleiben.» Dem Pastoralraum Oberaargau gehören die römisch-katholischen Kirchen in Langenthal (Pfarrkirche Maria Königin), Roggwil (Kirchliches Zentrum Bruder Klaus), Niederbipp (Kirche Heiligkreuz), Wangen a. A. (Pfarrkirche St. Christophorus) und Huttwil (Pfarrkirche Bruder Klaus) an. Trotz des raschen Eingreifens durch den Kirchenverwalter entstand erheblicher Schaden im Inneren der Kirche. So sind Orgel, Boden, Bänke, Wände sowie die Decke im gesamten Innenraum der Kirche stark verrusst worden. Schäden an der Gebäudesubstanz sind dagegen keine entstanden. Die Schadensumme beläuft sich auf rund 300 000 Franken, wie André Schärer von der Gebäudeversicherung erwähnte.

Auch Decken-Isolation ersetzen?
An dieser Stelle kommt Philippe Groux noch einmal auf die Chance zu sprechen, die sich mit dem Brand eröffnet. So habe sich der Kirchgemeinderat gefragt, ob man im Zuge der Sanierungsarbeiten gleich noch die Decken-Isolation ersetzen sollte. Der Kirchgemeinderat würde diese Investition befürworten, betonte Groux, doch sollten die Kosten höher als 50 000 Franken zu stehen kommen, müsste das Vorhaben von der Kirchgemeindeversammlung abgesegnet werden. Diese Versammlung ist auf den 7. Juni terminiert. Rechnet man die anschliessende 30-tägige Einsprachefrist hinzu, könnte der Ersatz der Decken-Isolation erst in den Sommermonaten erfolgen. Somit würde die Kirche vermutlich erst Ende Sommer/Anfang Herbst wieder für kirchliche Anlässe zur Verfügung stehen. Aktuell laufen laut Philippe Groux Abklärungen betreffend Kosten und Einbau einer neuen Decken-Isolation. Natürlich könnte man noch weiter gehen, fügte der Kirchgemeindepräsident hinzu und wies darauf hin, dass man gleichzeitig auch noch im optischen und akustischen Bereich der Kirche Anpassungen vornehmen könnte.
«Wir fragen uns im Kirchgemeinderat, ob es sinnvoll ist, diese Diskussion zu führen und ob es der richtige Zeitpunkt dafür ist», machte der Präsident klar, dass vermutlich eine tiefergreifende Sanierung noch nicht zur Debatte steht, nicht zuletzt auch deshalb, weil bei der Kirche «Maria Königin» laut Philippe Groux viele Akteure involviert sind. So gehört die Kirche nicht der Kirchgemeinde, sondern der Kirchenstiftung Oberaargau. Bei einer kirchlichen Stiftung ist auch das Bistum involviert, ebenso deren Kommission für Bauten und Kunst, dazu auch der Denkmalschutz. Für Francesco Marra spielt bei diesen Überlegungen auch der zeitliche Faktor eine wichtige Rolle. Er wies darauf hin, dass eine weitergehende Sanierung dazu führen würde, dass die Kirche noch Monate geschlossen bleiben würde. «Aber, eine leere Kirche ist nicht unser Ziel», erwähnte er.

Von Walter Ryser