Der Berner Bauernpräsident sprach über die Zukunftsaussichten
Auf Einladung des Gemeinderates von Trachselwald kamen vergangenen Freitag 65 Personen an den Anlass mit dem kantonalen Bauernpräsident Hans Jörg Rüegsegger. Der Meisterlandwirt und Grossrat aus Riggisberg stellte sich nach seinem interessanten Referat den Publikumsfragen.
Trachselwald · Zurzeit gibt es in der Gemeinde Trachselwald noch rund 70 landwirtschaftliche Voll- und Nebenerwerbsbetriebe. Das bewirtschaftete Wies- und Ackerland umfasst eine Gesamtfläche von zirka 1050 Hektaren. Der rasante Strukturwandel, bedingt durch das zunehmend schwierigere wirtschaftliche Umfeld, veranlassten die Trachselwalder Gemeindebehörden einen Anlass für die Bauern und Bäuerinnen zu organisieren. 65 Personen folgten letzten Freitag der Einladung in die Mehrzweckhalle Chramershaus. Als Referent konnte Hans Jörg Rüegsegger, Präsident Berner Bauern Verband und Grossrat, verpflichtet werden.
Einleitend zitierte Gemeindepräsidentin Kathrin Scheidegger ein paar bäuerliche Schlagwörter der letzten Zeit: «Dem angekündigten Spardruck des Bundesrates, den Pestizidrückständen, und der zunehmenden Bürokratie stehen durchaus auch positive Aspekte wie gute Rübenernte, mehr Lernende in der Landwirtschaft oder Viehschau als Publikumsmagnet gegenüber.»
Nicht als Berater gekommen
Er sei gerne in den Heimisbach gekommen, wo die KMUs und die Landwirtschaft die wirtschaftliche Grundlage bilden. Gleich zu Beginn stellte Rüegsegger klar, dass er primär praktizierender Bauer und nicht etwa Berater sei. «Auch wenn Heimisbach nicht gerade das Epizentrum der Schweiz ist, so habt ihr eine lange Geschichte und dazu gilt es Sorge zu tragen,» ermunterte er die Anwesenden. Er plädierte für wirtschaftlich wie sozial gesunde und zeitgemässe Familienbetriebe. Dazu benötige es verlässliche politische Rahmenbedingungen und mehr Eigenverantwortung. Denn der Landwirt sei der Spezialist zur Produktion von hochwertigen Lebensmitteln. Eine bessere Balance zwischen Ökologie und Produktion in der neuen Agrarpolitik solle die bäuerlichen Einkommen wieder steigern. Die zwei zentralen Fragen seien: Wo steht unser Betrieb in zehn Jahren und was für Ziele haben wir?
19 verschiedene Massnahmen
«In unserem Gebiet kann man 19 verschiedene Direktzahlungs-Massnahmen geltend machen. Die Bürokratie und die Abhängigkeit ist enorm. Das heutige DZ-System ist eine Sackgasse und blockiert uns», erklärte ein Versammlungsteilnehmer. Hans Jörg Rüegsegger pflichtete dem Votanten zu. Der BEBV habe dazu eine Idee mit der Strategie «AP neu Denken». Dies bedinge eine Änderung. Auch die Hornkuh-Initiative kam zur Sprache. Diese spalte die Bauernschaft und sollte nicht zur Volksabstimmung kommen, meinte der BEBV-Präsident und argumentierte mit der Arbeitssicherheit.
«Geht mit euren Tieren an die öffentlichen Schlachtviehmärkte und an die Nutzvieh-Auktionen. Eine extrem gute Nachfrage besteht momentan für Limousin-Mutterkuh-Remonten», lautete der Insider-Tipp von Fritz Lehmann an seine Berufskollegen. Hans Jörg Rüegsegger wünschte zum Schluss den Trachselwalder Bauernfamilien viel Erfolg, Durchhaltewillen und Freude für die berufliche Zukunft.
Der Jodlerklub Heimisbach sorgte für die musikalische Umrahmung des interessanten Informationsabends in Trachselwald.
Von Ulrich Steiner