• Der Vorstand des Frauenvereins wurde durch den Gemeinderat geehrt. · Bild: Heini Erbini

26.03.2018
Luzerner Hinterland

Der Frauenverein feiert den 100. Geburtstag

Nach einer kurzen Gedenkfeier in der Pfarrkirche fand im Gemeindesaal das Fest zum 100-Jahr-Jubiläum des Frauenvereins Luthern statt. Es wurde Rückblick gehalten in die Vereinsgeschichte. Der jubilierende Verein durfte viele Grussadressen und Glückwünsche entgegennehmen. Gefeiert wurde mit Musik und einer grossen Tombola.

Luthern · Das grosse Jubiläumsfest begann in der Pfarrkirche mit einer Gedenkfeier zu Ehren der verstorbenen Mitglieder. Jules Rampini, der den Gottesdienst leitete, erwähnte dabei auch die Veränderungen, die in der Kirche im Verlaufe von hundert Jahren stattgefunden haben. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts hätte es für die Frauen in der Kirche noch keine Mitsprache gegeben, und zum Altarraum hätten nur Männer Zutritt gehabt. Ihre Aufgabe im Gotteshaus war das Beten und vielleicht noch das Mithelfen beim Putzen. Heute aber sei man froh um den Einsatz und die aktive Mitarbeit der Frauen. Es gäbe zwar auch jetzt immer noch viel beim Frauenbild der Kirche zu verändern, doch die Mühlen in Rom würden halt etwas langsam mahlen. Nachher begab man sich in den Gemeindesaal. Eingeladen waren auch zahlreiche Gäste aus den benachbarten luzernischen und bernischen Gemeinden. Für den beschwingten Auftakt und später auch für musikalische Auflockerungen  sorgten die Schwyzerörgelispielerinnen des Trios Napfgruess mit Josef Brüscher am Bass. Nach der Begrüs-sung durch die Präsidentin Ottilia Christen genossen zuerst alle das feinen Abendessen aus der Küche von Franz und Marie-Theres Koch. Alice Niederberger sorgte mit einem opulenten Dessertbuffet für einen perfekten Nachtisch.

Bewegte Vereinsgeschichte
René Birrer führte nicht nur humorvoll und witzig durch den Abend, sondern er wusste auch manches aus der hundertjährigen Vereinsgeschichte zu erzählen. Gegründet wurde der Katholische Mütterverein in Luthern am 31. März 1918 durch den damaligen Pfarrer Heinrich Augner. Er zählte anfänglich 108 Mitglieder. Damals herrschte im Tal unter weiten Teilen der Bevölkerung bittere Armut. Mit der Gründunge des Vereins wollte man vor allem die Situation der Familien verbessern. Vier Jahre später zählte der Verein bereits 169 Mitglieder. Alle Monate traf man sich anfänglich an einem Sonntagnachmittag in der Pfarrkirche. Die Frauen wurden dann vom Pfarrer nicht nur zu einem sittlichen Leben angehalten, sondern auch ermahnt, die häuslichen und kirchlichen Pflichten stets mit Eifer zu erfüllen.
Erst ab 1933 wurde ein Vorstand gewählt. Ein Jahr später gab es auch Statuten, und es wurde ein Jahresbeitrag von einem Franken beschlossen. Bis dahin hatte der Pfarrer im Verein allein das Sagen. Näh- und Erziehungskurse wurden angeboten.
Während der Jahre des Zweiten Weltkriegs hatten die Frauen fleissig Socken und Handschuhe für die an der Grenze stehenden Soldaten gestrickt. Auch wurden bei ärmeren Familien und alten Leuten Weihnachtsbescherungen durchgeführt. 1945 wurde sogar der Bau einer Kapelle in Hofstatt angeregt und Geld gesammelt. Doch dieses Vorhaben wurde nie verwirklicht. 1949 spendete der Verein dann 300 Franken für den Bau der neuen Wallfahrtskirche in Luthern Bad. Auf Initiative des späteren tatkräftigen Pfarrers Niklaus Bucher, der 1974 unerwartet starb, wurde 1969 vom Verein die erste Familienhelferin angestellt. Erziehungs-, Näh-, Schnitz- und Kochkurse sowie zahlreiche Vortragsabende sorgten für ein reges Vereinsleben. Fleissige Frauen nähten im Pfarreiheim an vielen Winterabenden für die Kommunionkinder die ersten Einheitskleider. 1994 wurde auch eine Spielgruppe ins Leben gerufen, die sich bis heute bewährt. Seit einigen Jahren werden jedes Jahr die beliebten Seniorenferien durchgeführt. In diesem Jahr werden sie im August im österreichischen Zell am See stattfinden. 1978 wurde dann der Name des Vereins geändert. Aus dem einst streng Katholischen Mütterverein nur für katholische Mütter wurde der Frauenverein. Nicht nur Mütter, sondern auch alle Frauen aus allen Konfessionen sind seither willkommen und machen aktiv mit.

Ohne Frauen geht es nicht
Präses Jules Rampini erinnerte noch einmal an die vielen Aufgaben die Frauen zum Wohl aller im Tal täglich erfüllen, vom Erziehen und Haushalten bis zum Pflegen von Alten und Kranken. Er meinte, dass die Welt sicher einiges besser wäre, wenn mehr Frauen in der Welt wirken würden. Die Grüsse und Glückwünsche des Schweizerischen Frauenbundes überbrachte die ehemalige Luthertalerin Annelis Schärli. Rita Aregger, Präsidentin des Vereins Knospe, dankte nicht nur für die gute Zusammenarbeit, sondern lobte auch das grosse Engagement des Vorstandes, der für ein reges Vereinsleben sorgt. Patrick Zemp, Präsident des Turnvereins, lobte ebenfalls die stets gute Zusammenarbeit, die sich auch an diesem Abend wieder zeigte, denn die Turner sorgten im Saal als Kellner für den perfekten Service. Von Vertreterinnen des Frauenvereins Zell gab es ein grosszügiges Hühnergeschenk.
Gemeinedepräsident Alois Huber dankte im Namen des Gemeinderates und der ganzen Gemeinde dem jubilierenden Frauenverein für sein gros-ses und uneigennütziges Engagement und Wirken zum Wohl der ganzen Talschaft. Mit einer Tombola mit einem reichhaltigen Gabentempel endete der Jubiläumsanlass. 

Von Heini Erbini