Der Kommandant wird wieder präsenter sein
Mit dem Jahresende steht in Langenthal bei der Feuerwehr ein Kommandowechsel an. Nachdem Lukas Jost die Feuerwehr vier
Jahre führte, wird zum Jahresbeginn Christian Giesser übernehmen. Für Lukas Jost ist es das Ende einer langjährigen Karriere,
für Christian Giesser ein ehrenvoller Schritt, der ihn mit Stolz erfüllt.
Vor 28 Jahren hat Lukas Jost einen ganz speziellen Beginn seiner Feuerwehrkarriere in Langenthal erlebt. «Mein erster Einsatz war der Tela-Brand», sagt der heute 51-Jährige. «Mit diesem Grossbrand, einem wahrlich unvergleichbaren Ereignis, zu beginnen, sei speziell gewesen. Einer der beim Brand verstorbenen Feuerwehrmänner habe ich sogar noch entfernt gekannt. Auch hat man Jahre danach noch die Auswirkungen dieses Brandes gespürt, weil sicherheitstechnisch danach sehr viel passiert ist.» Seither ist auch im Feuerwehrleben von Lukas Jost viel passiert. «Wenn ich mit dem Auto durch die Region fahre, erinnere ich mich immer wieder an gewisse Einsätze.»
Einer sei ihm indes besonders geblieben – oder eher deren zwei. «Ich habe innerhalb von ein paar Jahren in zwei unterschiedlichen Positionen zwei Mal mit demselben Partner einen Kanarienvogel von einem Baum gerettet. Er ist seiner Besitzerin zwei Mal davongeflogen und wir mussten ihn dann retten. Das war einerseits ein lustiger Zufall und andererseits ein spezieller Auftrag. Einen Vogel von einem Baum retten ...», sagt Lukas Jost lachend. Dass seine Feuerwehr-Karriere nun vorbei ist, sei für ihn passend. «Ich habe in den letzten Jahren nicht mehr in Langenthal gearbeitet und das hat zu einer gewissen Distanz zur Feuerwehr geführt», erklärt Jost und ergänzt, dass man sagen könne, dass es nicht mehr so war wie früher, als er noch vor Ort arbeitete. «Durch diese vorhandene Distanz dürfte jetzt auch der Abschied nicht mehr so schwer fallen, zumal ich auch freie Zeit für mich und meine Familie gewinne.» Auf seine Feuerwehrzeit in Langenthal könne er aber dennoch mit Freude zurückblicken, auch auf seine vier Jahre als Kommandant. «Unser Hauptziel, in dieser Zeit die Reorganisation zu ermöglichen, haben wir erreicht.» Der Zeitpunkt, jetzt den Posten weiterzugeben, sei deshalb der richtige.
Stolz, neuer Kommandant zu sein
Ausserdem hat Lukas Jost einen Nachfolger im persönlichen Freundeskreis gefunden. Christian Giesser, seit 26 Jahren in der Langenthaler Feuerwehr, war bis vor einem Jahr noch Chef der Öl- und Chemiewehr und nun zuletzt
Stellvertreter des Kommandanten, ehe er nun zum Jahresbeginn das Kommandantenamt übernimmt. «Das erfüllt mich mit Stolz, der Kommandant der Feuerwehr von Langenthal zu sein. Ich habe schon als Kind gesagt, dass ich das einmal sein möchte», sagt Christian Giesser. Wer ihn kenne, der wisse ausserdem, dass er lieber eine Führungsposition bekleide, als geführt zu werden, umso mehr sei für ihn das Kommandantenamt schon länger ein Thema. «Lange hat es aber nicht gepasst, weil wir keinen Ersatz für meinen Posten bei der Öl- und Chemiewehr gefunden haben. Als wir dort einen Nachfolger hatten, war rasch klar, dass ich den nächsten Schritt ins Auge fassen will.» Darauf, dass er in dieser Position die Feuerwehr auch nach aussen vertreten dürfe, freue er sich. Die Feuerwehr liege ihm am Herzen, dieses Amt auszuüben scheint ihm trotz des grossen Aufwandes eine Ehrensache zu sein.
Wieder mehr Präsenz vor Ort
Mit der neuen Führung, da sind sich die beiden Herren einig, wird sich auch das eine oder andere verändern. Das ist einerseits auf die Reorganisation zurückzuführen, die nun auch implementiert werden soll, andererseits vor allem auf die Tatsache, dass Christian Giesser mehr vor Ort sein kann. «Wenn man auswärts arbeitet und nach 12 bis 14 Stunden nach Hause kommt, dann besucht man Anlässe, bei denen man keine explizite Funktion hat, nicht unbedingt und bleibt zu Hause», sagt Lukas Jost. Kommandant zu sein, sei zwar auf diese Weise möglich, weil das Tagesgeschäft ohne den Einfluss des Kommandanten gut läuft, zugleich sei man aber zu weit weg und erkenne die Bedürfnisse der Mannschaft zu wenig gut. «Wir haben eine tolle Mannschaft, deshalb hat das auch gut funktioniert», so Jost weiter, «mein Vorgänger Christoph Braun war näher an der Mannschaft und es ist gut, dass Christian Giesser als mein Nachfolger ebenfalls wieder näher sein wird.» Das bestätigt Christian Giesser indes, auch sei es ein klares Ziel von ihm, möglichst viele Übungen und Events von allen Teilen der Langenthaler Feuerwehr zu besuchen, um diese Nähe auch explizit zu vermitteln. Auch wird Christian Giesser, im Gegensatz zu Lukas Jost, weiterhin den Einsatzleiterdienst absolvieren, was zusätzlich sicherstellt, dass er die Bedürfnisse der Mannschaft noch besser kennt. «Ich will hier sein für die Probleme und Bedürfnisse von allen. Ich freue mich darauf, egal ob die Stadt, ein Angehöriger der Feuerwehr oder sonst jemand ein Bedürfnis hat. Als Kommandant will ich ein offenes Ohr haben.»
Von Leroy Ryser