Der neue Werkhof wäre für alle ein Gewinn
Die Einwohnergemeinde Huttwil beabsichtigt, den Werkhof und die Industriellen Betriebe Huttwil AG (IBH AG) an der Industriestrasse beim Werkhof der Firma Trüssel AG, welche im neuen Industriegebiet Kammernmoos bauen möchte, zusammenzuführen. Das 2,65 Millionen Franken schwere Projekt würde die Rahmenbedingungen deutlich verbessern und wichtige Raumreserven für Feuerwehr und Schule schaffen. An einer Informationsveranstaltung informierte die Einwohnergemeinde über das geplante Projekt, welches am 26. September an der Urne zur Abstimmung kommen wird.
Die Aufgaben des Werkhofes haben sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. Zunehmende und gleichzeitig komplexere Aufgaben führten beim Werkhof zu notwendigen Anpassungen. Im Zuge von verschiedenen Reorganisationen hat der Werkhof nebst den ursprünglichen Aufgaben in den Bereichen Strassen-, Abwasseranlagen und Anlagenunterhalt zusätzliche Aufgaben übernommen. Dies hatte in der Vergangenheit Auswirkungen auf den Platzbedarf. Dieser konnte zwar mit verschiedenen Aus- und Anbauten sowie der Nutzung von externen Einstellmöglichkeiten geschaffen werden. Die vielen dezentralen Standorte sind jedoch aus betrieblicher Sicht alles andere als ideal.
Die IBH AG hat seit Jahren im Untergeschoss des Städtlisaals ihr Hauptlager. Der Zugang ist steil, eng und unübersichtlich. Das Abladen von schwerem Material ist mit Risiken verbun-
den. «Zudem ist die Erreichbarkeit des Magazins bei grösseren Anlässen nicht gewährleistet», erklärt der zuständige Gemeinderat Manfred Eymann. Das Personal ist auf zwei Standorte verteilt und die Materialien an verschiedenen dezentralen Orten eingelagert. Bei einer Zusammenführung könnten Synergien genutzt, Prozesse vereinfacht und Wege verkürzt werden.
Zweiter Anlauf für den Werkhof
Aufgrund dieser Ausgangslage beabsichtigt die Einwohnergemeinde, den Werkhof der Trüssel AG an der Industriestrasse zu kaufen. Durch die Erschliessung des neuen Industriegebietes Kammernmoos bietet sich für das Bauunternehmen Trüssel AG die Gelegenheit, ihre Infrastruktur zu erweitern, was am heutigen Standort nicht mehr möglich ist. Das 2,65 Millionen Franken schwere Projekt der Gemeinde, welches die Rahmenbedingungen für Werkhof und IBH AG deutlich verbessern könnte, ist bereits der zweite Anlauf für eine Werkhof-Zentralisierung. Im Jahr 2010 nahm die Einwohnergemeinde einen ersten Anlauf. Der Urnengemeinde wurde ein Projekt für eine Mehrzweckhalle für die Schule vorgelegt, welches auch Erweiterungsbauten für den Werkhof beinhaltete. Doch die Kreditvorlage scheiterte an der Urne. Seither musste der Werkhof mit punktuellen Optimierungen arbeiten.
Nicht weiterverfolgt wurde eine in den Jahren 2019 bis 2020 erstellte Studie zur Anpassung und Erweiterung des Werkhofes am bisherigen Standort. Hierbei wurde eine Grobkostenschätzung von rund 2,1 Millionen Franken veranschlagt. Ein hoher Betrag für eine qualitativ schlechtere Lösung, welche zudem keine Raumreserven für andere Nutzungen beinhaltet hätte.
Ein Gewinn für beide Seiten
Mit einer Zentralisierung von Geräten, Materialien und Personen an der Industriestrasse würden sich die Arbeitsprozesse von Werkhof und IBH AG wesentlich vereinfachen. Der Verkauf des zu klein gewordenen Werkhofs der Firma Trüssel AG an die Gemeinde und deren Bau einer neuen Infrastruktur im Industriegebiet Kammernmoos würde einerseits dem Bauunternehmen wie auch der Gemeinde und der IBH AG dienen. Nicht gewechselt würde der Standort des Salzsilos. Das Versetzen zum neuen Werkhofgelände hätte einen unverhältnismässig hohen Aufwand zur Folge.
Geplant ist neben der optimalen Nutzung der bestehenden Gebäude durch Werkhof und IBH AG der Bau einer neuen Werkhalle in der Grösse von rund 400 Quadratmetern. Aufgrund der aktuellen Bedürfnisse würden vorderhand nur etwa ein Drittel der neuen Halle durch den Werkhof genutzt, erläuterte André Schärer, Gemeinderat Ressort Bau. Eine Fläche von rund 280 Quadratmetern könnte an Dritte vermietet werden. Eine konkrete Interessenbekundung liegt bereits vor.
Neben den Investitionskosten von 2,65 Millionen Franken wird mit jährlichen Investitionsfolgekosten von 113 008 Franken gerechnet. Jährliche Erträge durch Mieteinnahmen und wegfallende Kosten von beispielsweise zusätzlichen Lagerräumen werden auf 111 660 Franken beziffert. Falls die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am 26. September an der Urne dem Projekt ihre Zustimmung geben, sieht der Terminplan eine rund einjährige Planungszeit vor. Somit könnte im Oktober 2022 mit dem Bau begonnen werden. Der Umzug von Werkhof und IBH AG wäre dann von April bis Mai 2023 geplant.
Nutzen für Feuerwehr und Bildung
Die frei werdende Fläche des heutigen Werkhofes wäre, da er zwischen den beiden Schulhäusern Städtli und Hofmatt liegt, als Raumreserve von allfälligem neuen Schulraum ideal. Aufgrund der regen Wohnbautätigkeit der letzten Jahre sind die Einwohnerzahlen pro Jahr um rund zwei Prozent gestiegen. Das hat direkte Auswirkungen auf den Schulraumbedarf. Einer Prognose des Ressorts Bildung zufolge ist bei einer Vollbelegung aller neuen sowie aller sich im Bau und Planung befindenden Wohnungen mit einem deutlichen Mehrbedarf an Schulraum zu rechnen.
Auch die Feuerwehr Region Huttwil hat zusätzlichen Raumbedarf. Eine Erweiterung am heutigen Standort ist nicht mehr möglich. Hier müssen verschiedene Standorte für einen Neubau geprüft werden. Mit der Verlegung des Werkhofes ins Industriegebiet könnte wieder ein möglicher Standort für die Feuerwehr im Zentrum zur Verfügung stehen.
Von Marion Heiniger