Der Oberaargau hat weniger Wasser-Probleme
Die Trockenheit und die Hitze macht auch den Fischen zu schaffen. Der Leiter der Oberaargauer Fischereiaufsicht, Tihomir Prevendar, hat deshalb in der aktuellen Zeit viel zu tun. Für sie sei es ein grausamer Sommer, sagt er. Der Oberaargau ist im Vergleich zu anderen Regionen aber gesegnet.
Oberaargau/Emmental · Regenschauer sind in den letzten Tagen wahrlich eine Seltenheit gewesen. Dafür spürten Mensch, Tier und Natur in den letzten Wochen eher eine ständige Hitze. Temperaturen über 30 Grad gehörten zum Alltag, eine Abkühlung zu finden wurde dadurch immer schwieriger. Denn: Auch die Gewässer können sich kaum erholen und kühlen kaum mehr ab. Das betrifft dann vor allem die ortsansässige Bachforelle, erklärt Tihomir Prevendar. Wenn es zu heiss wird, ist es ihr nicht mehr wohl, in Extremfällen können die Tiere sogar verenden.
Der Leiter der Oberaargauer Fischereiaufsicht versucht dies zu verhindern. Dort, wo die Wärme zu stark zu werden droht, werden Fische eingesammelt und in einem anderen Teil des Baches wieder ausgesetzt. In diesem Sommer habe es mehrere solche Einsätze gegeben, erklärt er, so konnte ein Fischesterben wegen der Hitze zum grossen Teil verhindert werden.
Bäche im Oberaargau sind stabil
Noch schlimmer als die Hitze ist aber die Trockenheit. Weil es nicht regnet, drohen Bäche auszutrocknen. Im Oberaargau merkt man davon aber nur wenig. «Wir können sagen, dass wir hier gesegnet sind. Egal, ob wir von der Oenz, der Oesch oder der Langeten sprechen, die Bäche sind sehr stabil und führen überall genügend Wasser, damit die Fische nicht abgefischt werden müssen», erklärt Tihomir Prevendar. Dadurch sei weniger die Wassermenge ein Problem, sondern lediglich die Wassertemperatur.
Im Emmental sieht das anders aus. Dort trocknen Bäche, darunter sogar die Emme, immer wieder an gewissen Stellen komplett aus, sodass Fische frühzeitig gerettet und an einem möglichst nahegelegenen, anderen Ort wieder eingesetzt werden. «Was wir nicht tun, ist beispielsweise Fische von der Oenz in die Langeten umziehen zu lassen. Wir suchen ein Plätzchen, das ein bisschen Temperatur- und Wassermengenresistenter scheint – aktuell ist aber selbst diese Suche nicht ganz einfach.» Dies variiere letztlich auch von Gewässer zu Gewässer respektive von Situation zu Situation. «Wenn sich die Lage beruhigt, dann verteilen sich die Fische automatisch wieder.» Dies weiss der Fischereiaufseher vor allem auch, weil es nicht das erste Mal ist, dass solche Einsätze nötig sind.
Lage im Emmental prekärer
Für Tihomir Prevendar ist klar: Der aktuelle Sommer ist für ihn beruflich gesehen ein Graus. Weil das Oberaargau wasserfest scheint, hilft er zumeist im Emmental aus, wo die Lage wesentlich prekärer ist. Die Emme beispielsweise ist bereits grossräumig abgefischt worden. «Da kann es gut mal 100 Meter lang einfach völlig trocken sein. Das Wasser versickert an solchen Stellen einfach so.» Dies wiederum hat letztlich auch mit dem ebenfalls tiefen Grundwasser zu tun, ein Problem, das aber nicht nur im Emmental, sondern vielerorts in der Schweiz Bestand hat. «Das Unwetter und die Flut im Emmental hat den Bestand bereits etwas dezimiert, sodass es die aktuelle Ausgangslage noch etwas erschwert. Zugleich können einzelne Regenfälle wie jene, die im Emmental am vorletzten Wochenende etwas stärker ausfielen als im Oberaargau, die Lage auch wieder etwas entspannen, dies hält in der aktuellen Situation wiederum aber nur kurzfristig an. «Wenn es nicht regnet, könnten bald auch Gewässer in Richtung Solothurn austrocknen, darunter beispielsweise die Siggeren in der Nähe von Attisholz», schätzt Tihomir Prevendar ein. So scheint es aktuell, dass ihm die Arbeit vorerst noch nicht ausgehen wird. «Wir sind 24 Stunden alle 7 Tage auf Abruf. Und wenn wir einen Anruf erhalten, dass es irgendwo prekär aussieht, dann rücken wir aus.» Die einzige Lösung für dieses berufliche Dilemma? Baldiger Regen.
Von Leroy Ryser