• Der Huttwiler Samichlaus verabschiedet sich: Dieser Moment und ganz viele andere bleiben für immer fest in seinem Herzen verankert. · Bilder: zvg

  • Sein Naturbart ist sein Markenzeichen.

18.01.2021
Huttwil

Der Samichlaus geht in Pension

Seit dem allerersten Huttwiler Wiehnachtsmärit ist Heinz Eggimann der ­Samichlaus, der die ­Kinder zum Strahlen bringt. Für den Huttwiler ­Samichlaus ist es mit 77 Jahren nun aber an der Zeit, seinen roten Mantel und die Zipfelmütze abzulegen – ­gewiss aber nicht seinen Naturbart.

Heinz Eggimann, der «Holzwurm», Bartträger und Samichlaus aus Huttwil, wohnt mit seiner Frau seit vielen Jahren im über 300 Jahre alten Knechtenhäusli zwischen rotem und gelbem Smart. «Der gelbe zählt in zwei Jahren zu den Oldtimern», erzählt Eggimann stolz. Nicht nur sein Auto begleitet ihn schon eine ganze Weile, auch sein ­Samichlaus-Kostüm war bislang ein treuer Begleiter.

Der Samichlaus verabschiedet sich
Heinz Eggimann hat durch all die Jahre als Samichlaus viele Kinder und ­Erwachsene kennengelernt. Er war mit Freude für die Kinder unterwegs und war bei Familien und in Kindergärten als der richtige Samichlaus bekannt. Seit dem ersten Weihnachtsmarkt in Huttwil durfte er im Chlausenhüsli den Kindern ein Geschenk überreichen und manches schöne «Värsli» anhören und in strahlende Kinderaugen sehen.
Später besuchte er auch die Weihnachtsmärkte in Wasen, Sumiswald und Walterswil, um dort die Kinder mit Lebkuchen oder einem Chlausen-­säckli zu beschenken. Nun ist es, schweren Herzens, aber  alters- und gesundheitsbedingt  an der Zeit, den Mantel und die Zipfelmütze abzulegen. «Diese Zeit mit den Kindern war für mich eine Bereicherung.»

Unvergessliche Erlebnisse
Bei den vielen Weihnachtsmärkten oder privaten Hausbesuchen hat Heinz Eggimann ganz schön viele Fans ­bekommen. «Es gab eine russische Frau mit ihren beiden Kindern, die den Weihnachtsmarkt alle zwei Jahre besuchte», so Eggimann. Die ältere Tochter habe in Moskau extra einen Deutschkurs belegt, damit sie dolmetschen kann. Auch eine Frau aus Oftringen sah den Samichlaus und kam das folgende Jahr mit ihrem Sohn eingekleidet in einem Weihnachtskostüm wieder, um so dem Samichlaus ein kleines Stück ähnlicher zu sein. Insgesamt hat Heinz Eggimann als Samichlaus im Jahr über 1 000 Kindern bei ihren Liedern oder Versen zugehört. Heinz Eggimann hat immer ein ­offenes Ohr. So an einem Erlebnis, welches ihm besonders nahe ging. «Da war eine Frau, die in einem hauchdünnen Kleid inmitten der vielen Kinder auf mich zukam und mich fragte: «Darf ich ­Ihnen ein Vers aufsagen, lieber Samichlaus?» Heinz Eggimann gab ihr ­daraufhin Mandarindli in ihre kalten, fast leblosen Händen und war von dieser Begegnung sehr gerührt. Aber  für ein Gespräch blieb keine Zeit, denn die Kinder warteten. Kinderlieb, ja so ist und war der Samichlaus. So hat er sich auch Kindern angenommen, die unfreundlich und alles andere als dankbar waren. «Herumschreien musste ich zwar nicht, aber das ein oder andere Mal ein ungehorsames Kind zurechtweisen schon.» Dies kam aber zum Glück nur sehr selten vor gibt der Samichlaus zu verstehen. Denn erfreulicherweise waren die meisten Kinder dankbar. «Die Kinder hingen mir an, und nur selten hat ein Kind auf meinem Schoss geweint.» Weiterhin darauf sitzen dürften wohl seine ­Enkelkinder oder sein Hase Sämi, welche ihn privat bestimmt noch das eine oder andere Mal als Samichlaus erleben werden. Sicher  aber ist: Im Herzen ist und bleibt Heinz Eggimann bei vielen Erwachsenen und Kindern der echte Samichlaus.

«Nicht ohne meinen Bart»
Schon immer hat Heinz Eggimann einen Bart getragen. «Seit meiner ­Jugend trage ich Bart», so Eggimann. Nur einmal hat er seinen Bart für eine Woche abgeschnitten. Doch diese ­Woche war alles andere als einfach für ihn:  Sie war schmerzhaft. «Mir war sehr kalt und ich bemerkte in dieser Woche einfach, dass es ohne Bart keinen Heinz gibt.» So liess er ihn schnell wieder wachsen, und es ging ihm ­wieder ­bestens. Der Bart ist und bleibt sein Markenzeichen. Das sehen auch viele andere Menschen so, die Heinz Eggimann begegnen. «Sie sehen mich als ein ‹Charaktergesicht› an. In den Ferien oder auf einer Gewerbeausstellung haben mich schon diverse Künstler gezeichnet.»
So auch ein Mann, der Heinz Eggimann mit seinem damaligen Hobby, dem Motorradfahren, karikaturmässig ganz gelungen abbildete. Das Bild hängt seit mehreren Jahren in seiner Stube und schafft viel Freiraum für ­seine Erinnerungen an diese pferdestarken Zeiten.

Gesichtshaar sorgt für Aufsehen
Des Öfteren hatte Heinz Eggimann ­Begegnungen mit Leuten, die ihn ­fragten, ob er mit seinem Naturbart nichts machen wolle. Zufällig lernte er ­am Huttwiler Weihnachtsmarkt Jürg ­Biland, das Vorbild für jeden Schnauzträger, kennen. Der Aargauer aus Gipf-Oberfrick ermutigte Eggimann, mit ihm an einem Bartwettbewerb teilzunehmen und lud ihn dazu ein.

Mit Holz ist er in seinem Element
Heinz Eggimann ist gelernter Schreiner. Nach einigen Tätigkeiten wurde er selbständig, so entstand im Laufe der Zeit ein eigenes Unternehmen.
Vor einigen Jahren übergab er seine Firma Eggimann Heinz AG an seinen jüngsten Sohn. Sich ausruhen kommt aber für Heinz Eggimann nicht in Frage, und so ­betreut er weiterhin seine Kunden und beschäftigt sich mit seiner grössten Leidenschaft: «Ich lebe für das Restaurieren. Möbel wiederherzustellen, ­bereitet mir grosse Freude.»

Neujahrsgruss vom Samichlaus
Dr Huttu-Samichlaus lässt grüssen: «Ein ausserordentliches Jahr geht dem Ende entgegen und mit ihm verabschiede ich mich als der Huttwiler Samichlaus. Alters- und gesundheitsbedingt gehe ich in den Ruhestand. Ich möchte mich für die schöne Zeit als Samichlaus bei allen bedanken und wünsche allen ein gutes und gesundes neues Jahr.»

Von Chantal Bigler