Der SC Langenthal wird ins Hard umziehen
Der Langenthaler Gemeinderat hat sich entschieden: Im Gebiet Hard soll eine neue Eishalle gebaut werden. Das bedeutet auch, dass spätestens im Jahr 2032 im Schoren kein Eishockey mehr gespielt wird. Auf die Langenthaler Politik kommen nun weitere Herausforderungen hinzu.
Es ist jener Entscheid, auf den der SC Langenthal lange warten musste: Gestern hat der Langenthaler Gemeinderat bekanntgegeben, dass die Standortfrage für die Zukunft der Eissportinfrastruktur in Langenthal beantwortet ist. Das neue Stadion soll im Gebiet Hard gebaut werden, zwischen dem Gewerbeschulhaus und dem Parkplatz des Parkhotels Dreilinden und zwischen West- und Bern-Zürichstrasse. «Wo genau das Stadion stehen wird, ist noch unklar. Das kommt auch auf das Projekt an», sagt Stadtpräsident Reto Müller. Aktuell ging es darum, den Standort zu definieren. Das habe der Gemeinderat just vor dem Jahreswechsel getan und nun kommuniziert.
Der Entscheid für das Hard ist aus unterschiedlichen Gründen gefallen. Das Gebiet ist bereits als Zone für Freizeit und Sport eingeplant, ausserdem gehört der Boden der Stadt. Zudem grenzen keine Wohnquartiere unmittelbar daran, eine Mantelnutzung ist möglich und wegen der angrenzenden Kantonsstrasse ist die Erschliessungsqualität als Plus zu werten. Negativ sei einzig, dass je nach Standort womöglich Altlasten im Boden zu sanieren sind und für die Schrebergärten oder den Fussballplatz eine alternative Fläche gefunden werden muss. «Die Reaktionen sind bisher sehr gut, die Akzeptanz ist gross», erklärt Reto Müller, der bereits mit diversen Vertretern von Schrebergartenbesitzern, der Kunsteisbahn oder dem Curlingclub Gespräche führte. Nicht zu unterschätzen ist ausserdem der Vorteil der zeitlichen Realisierung im Hard. Der Gemeinderat geht davon aus, dass ein solches Projekt an diesem Standort am raschesten umgesetzt werden kann. Weil für dieses Projekt Zeitdruck besteht, so Müller, sei dies ein entscheidendes Kriterium gewesen.
Hard hat Potenzial
Über diesen Entscheid ist auch der SC Langenthal und damit Geschäftsführer Gian Kämpf erfreut. «Ich bin begeistert. Vor allem auch, weil es kein Entweder-oder gibt. Es ist ein definitiver Entscheid und damit ein grosser Schritt. Ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr.» Damit hofft Kämpf, dass Bewegung in das Projekt kommt, denn für den SC Langenthal ist das bitter notwendig. «Wir waren nie einem Standort abgeneigt. Wir brauchen lediglich eine Infrastruktur, die es erlaubt, NLB-Eishockey zu spielen. Und das möglichst rasch.» Das Hard habe durchaus das Potenzial, ein solches Stadion zu beherbergen, so sei er mit diesem Entscheid durchaus zufrieden.
Alleine damit ist aber noch lange nicht Zurücklehnen angesagt. Nun müssen einerseits Projekte ausgearbeitet und andererseits die Finanzierung geklärt werden. «Der Weg zum neuen Stadion ist noch weit», sagt Kämpf. «Ich hoffe, der Gemeinderat hat sich diesbezüglich bereits entsprechende Gedanken gemacht.» Für den SC Langenthal ist weiterhin klar, dass er ohne ein neues Eisstadion in entsprechender Grösse nicht fortbestehen kann. Und ein solches Stadion wird Kosten mit sich bringen, weshalb der Gemeinderat seine Verantwortung noch nicht abtreten kann. «Es muss ein gemeinsames Vorangehen sein. Es braucht ein klares Bekenntnis von der Politik und auch von uns, langfristig Nationalliga-Eishockey spielen zu wollen.» Das heisst auch, dass das Schorenstadion weiterhin für Nationalliga-Spiele tauglich sein muss, bis der Umzug vollzogen wird. Und deshalb werden Investitionen trotz neuem Horizont weiterhin nötig sein.
Zu viele Nachteile auf Schoren
Eines ist derweil aber sicher: Spätestens nach 2031 wird im Schoren das Eishockey nach jahrelanger Tradition ausgestorben sein. Der noch geltende Baurechtsvertrag bis 2021 kann einmalig um zehn Jahre verlängert werden, danach wird im Schoren ein Rückbau anstehen. Das benötigt einerseits Geld für die nationalligataugliche Inbetriebhaltung und andererseits für die vertraglich vorgeschriebene Wiederherstellung einer «grünen Wiese». Das ist sich auch Reto Müller bewusst. «Wir sind in der Verantwortung, dass es weiterhin möglich ist, dort Nationalliga-Eishockey zu betreiben. Deshalb werden wir genau anschauen müssen, was an diesem Standort noch erneuert wird und was nicht. Und betreffend Rückbau: Da müssen wir uns an die Verträge unserer Vorgänger halten und diese erfüllen. Das ist klar», erklärt er.
Die günstigere Variante – Schoren sanieren und weiterhin betreiben – sei derweil aus mehreren Gründen nicht in Frage gekommen, das angrenzende Wohnquartier scheint trotz drohender Einsprachen im ersten Moment noch das kleinste Problem gewesen zu sein. «Es gab zwei Killerkriterien. Einerseits hätten wir Wald roden und an einem anderen Ort wieder aufforsten müssen, zudem hätten wir Kulturland für Parkplätze hergeben müssen. Andererseits war für die Besitzer, die Burgergemeinde Schoren, klar, dass eine Verlängerung des Betriebes in Schoren nicht in Frage kommt.» Der Schoren hätte damit durchaus Vorteile gehabt, genauso grosse Nachteile standen dem aber gegenüber. Ebenfalls durchgefallen ist der Standort Reitplatz, vor allem aus zeitlichen und raumplanerischen Gründen, die oft diskutierte und geforderte Mantelnutzung ist aus-serdem auch im Hard möglich.
«Nicht auf Minimum beschränken»
Genauso wie Gian Kämpf will auch Reto Müller den Schwung aus dem nun gefällten Entscheid nutzen und «vorwärts mache». «Wir würden die Umsetzung gerne einem Privaten in die Hand geben, weil das Stadion damit um einiges schneller fertiggestellt werden würde», erklärt Stadtpräsident Reto Müller. Damit würde die Stadt lediglich einen finanziellen Beitrag sprechen, wonach die Investoren das Projekt entsprechend vorantreiben können, um es nationalligatauglich zu gestalten. Dieser Beitrag soll sich aber darauf beschränken, die «gemeinwohlorientierten Ziele» sicherzustellen. Oder in anderen Worten: Die Stadt will sicherstellen, dass weiterhin freier Eislauf, Schulsport und Breitensport angeboten werden kann. Das wiederum wäre ein «Eisstadion-Light», wie es in Burgdorf steht und rund 20 Millionen gekostet hat. Für ein nationalligataugliches Projekt, wie beispielsweise das 35-Millionen-Projekt vom EHC Visp, wird wohl aber etwa das Doppelte an Mittel benötigt. «Wir werden uns nicht auf ein Minimum beschränken», sagt Reto Müller zum Thema Finanzierung, hängt aber auch an, dass die Stadt für ein solches Projekt nicht alleine verantwortlich sein will. «Das wird eine politische Diskussion geben, in der auch das Volk miteinbezogen wird», sagt Müller.
All diese Fragen sollen nun Schritt für Schritt und gemeinsam beantwortet werden, für alle Seiten werden entsprechende Herausforderungen warten. Für den Moment sei dieser Standortentscheid aber durchaus ein gros-ser Meilenstein. «Es ist ein deutliches Zeichen vom Gemeinderat und ein wichtiger Entscheid», sagt Reto Müller. Zusammen will man nun weiter daran arbeiten, dass die Zukunft des SC Langenthal im Breiten- und Spitzensport gesichert werden kann.
Von Leroy Ryser