Der verflixte «Jets-Endspiel-Fluch»
Wieder nichts: Auch das vierte Endspiel um einen Titel gegen die Kloten-Dietlikon Jets verliert die Unihockeyvereinigung Skorpion Emmental. Nach dem bislang stärksten Endspiel-Auftritt geht der Cupfinal vom Samstag in der Berner Wankdorfhalle in der Verlängerung knapp 3:4 verloren.
Unihockey · «Die Enttäuschung und der Frust waren nach dem Gegentor in der Verlängerung riesig», sagt Naja Ritter.
Die Sumiswalder Verteidigerin der «Skorps» musste zum vierten Mal miterleben, wie die Zürcherinnen den Emmentalerinnen die Trophäe vor der Nase wegschnappten. Tatsächlich scheint es für die «Skorps» eine Art «Jets-Endspiel-Fluch» zu geben. Rückblick: Sowohl im Cupfinal 2022 wie auch bei den Superfinals um den Schweizer Meistertitel 2021 und 2023 gingen die Skorpions als Verliererinnen vom Feld. Und nun siegten die Kloten-Dietlikon Jets auch im Cupfinal 2024.
Am nächsten dran
«Diese Niederlage schmerzt besonders, weil wir bislang am nächsten am Sieg dran waren. Es war ein Duell auf Augenhöhe, wir konnten problemlos mit den Gegnerinnen mithalten», findet die 20-jährige Naja Ritter. «Wir waren mutig und haben uns nicht einschüchtern lassen.» Tatsächlich gingen die «Skorps» nach knapp fünf Minuten durch Nathalie Spichiger, die zusammen mit Torhüterin Helen Bircher beste Emmentaler Spielerin im Cupfinal, in Führung. Die «Jets» schlugen zurück und erzielten vor der ersten Pause zwei Tore. Nervös machen liessen sich die «Skorps» dadurch nicht. Im Gegenteil. Mit einer absolut starken Defensivleistung und einer überragenden Helen Bircher zwischen den Pfosten waren die Bernerinnen stets auf der Höhe. Prompt gelang zur Spielhälfte mit einem herrlichen Weitschuss der «Skorps»-Schwedin Nova Ekedahl der Ausgleich.
Die grün-schwarze Wand
Das 2:2 wurde von der grün-schwarzen Fanwand lautstark bejubelt. Die Emmentaler Anhängerschaft war deutlich in Überzahl und unterstützte die «Skorps» einmal mehr vorbildlich. «Unsere Fans sind einfach cool. Wir haben mit ihnen sicher ein Privileg. Es macht einfach grossen Spass, vor so vielen Leuten spielen zu dürfen. Ich habe die Unterstützung auf dem Feld wahrgenommen. Es motivierte mich sehr», bedankt sich Ritter. «Bei umstrittenen Schiedsrichter-Entscheiden waren unsere Fans auch sehr gut zu hören», schmunzelt die Spielerin mit der Rückennummer 3.
Kurioser 3:3-Ausgleichstreffer
Nach 40 Minuten war der Cupfinal völlig offen (2:2). Die «Jets»-Schwedin Linn Larsson schoss die Zürcherinnen gut zehn Minuten vor Ende in Führung. Doch die «Skorps» gaben nicht auf. Nur eineinhalb Minuten später erfolgte durch den kuriosesten Treffer des Spiels der Ausgleich. Ein Handgelenkschuss Nathalie Spichigers von der linken Seite wurde von Andrea Gämperlis Stock so unglücklich abgelenkt, dass er als «Briefkasten» hoch über Torhüterin Krista Nieminen hinweg flog und sich hinter ihr heimtückisch ins Netz senkte. 3:3 stand es auch noch nach 60 Spielminuten. Nun musste endgültig das Glück über den Cupfinal-Ausgang entscheiden. Den Pokal holt sich, wer das erste Tor in der notwendig gewordenen Verlängerung erzielt. Nach 1:15 Minuten und einem nicht gerade glücklichen Linienwechsel seitens der Emmentalerinnen schloss «Jets»-Topskorerin Andrea Gämperli einen schönen Spielzug mit dem goldenen Treffer ab. Wieder hatten sich die Zürcherinnen durchgesetzt.
Nächste Chance in der Meisterschaft
Nach dem erneuten Finalfrust verschoben die «Skorps» zusammen mit den treuen Fans nach Langnau. Im Restaurant beim Eisfeld unter freiem Himmel wurde versucht, die Niederlage möglichst schnell abzuhaken. «Bei Chicken Nuggets und Pommes heiterte sich die Stimmung bereits wieder etwas auf», erzählt Naja Ritter. Dies ist im Hinblick auf die bevorstehenden Meisterschafts-Playoffs (ab Samstag) eminent wichtig. «Schnell einmal blickten wir gemeinsam vorwärts. Wir wollen nun in der Meisterschaft Revanche nehmen», so Naja Ritter. Vorerst steht allerdings die Viertelfinal-Serie gegen die Wizards Bern Burgdorf auf dem Programm. Im Halbfinal («best-of-7») würden dann, sofern alles wie erwartet läuft, wieder die Kloten-Dietlikon Jets warten. «Wir haben jetzt im Cupfinal in einem Einzelspiel knapp verloren. In einer Serie wollen wir uns nun gegen Kloten-Dietlikon durchsetzen.» Sollte dies gelingen, würde Skorpion Emmental am 21. April in Freiburg im Superfinal höchstwahrscheinlich auf Zug United treffen. «Das wäre für uns mental gesehen eine gute Sache. Einmal würde der Gegner in einem Endspiel nicht Kloten-Dietlikon heissen ...», meint Naja Ritter.
Matchtelegram: 24. Februar. – Sporthalle Wankdorf, Bern. – 2578 Zuschauende. – SR: Crivelli/Rampoldi. – Tore: 5. N. Spichiger (S. Bergmann) 0:1. 10. G. Behluli (R. Niederberger) 1:1. 18. A. Gämperli (N. Metzger) 2:1. 31. N. Ekedahl (C. Haldemann) 2:2. 50. L. Larsson (M. Wick) 3:2. 52. N. Spichiger (C. Haldemann) 3:3. 62. (61:15) A. Gämperli (M. Wick) 4:3. – Strafen: keine. – Emmental: H. Bircher; M. Thomi, K. Lechnerova; N. Ritter, T. Byström; S. Sturzenegger, C. Grundbacher; A. Marti, N. Spichiger, S. Bergmann; L. Baumgartner, S. Brechbühl, L. Hanimann; N. Ekedahl, J. Thomi, M. Gerber; C. Haldemann.
Von Stefan Leuenberger