• Lehrer Marc Hegi und seine neue Klasse beim ersten «Beschnuppern»: «Der erste Kontakt ist wichtig. Wenn man den Start vergeigt, dann braucht man gut drei bis vier Wochen, um das wieder hinzubiegen», sagt Hegi zum «Unter-Emmentaler». · Bild: Leroy Ryser

15.08.2017
Oberaargau

Der wohl ruhigste Montagmorgen

Gestern hat in der Region des «Unter-Emmentaler» die Ferienzeit mit dem ersten Schultag geendet. Im Oberstufenzentrum Kleindietwil wurden dafür 61 neue Schülerinnen und Schüler begrüsst. Diese zeigten sich schüchtern und ruhig.

Kleindietwil · Am Montagmorgen ist es in einer Klasse wohl selten so ruhig, wie gestern im Schulzimmer von Marc Hegi. Die Kinder sitzen während der Schulstunde ruhig am Pult und geben kaum einen Mucks von sich. Nur gerade eine Schülerin traut sich eine kurze Frage zu stellen, ansonsten hört man neben den Worten des Lehrers nur das Tick-Tack der Zimmeruhr. «Ich war schon ein bisschen nervös», gibt Jael Sommerhalder aus Rohrbach zu und fügt an: «Schliesslich wollte ich einen guten ersten Eindruck machen.» Eigentlich ist es nicht die erste Schulstunde für die 21-köpfige Klasse. Immerhin haben die Kinder bereits sechs Schuljahre besucht. Nervös sind die Siebtklässler aber dennoch, weil sie erstmals das Oberstufenzentrum von Kleindietwil besuchen und neue Kollegen sowie neue Lehrer kennenlernen. «Alles ist neu. Ein neues Haus, neue Schüler, neue Kollegen», sagt Joel Loosli aus Madiswil, aber gerade darauf habe er sich auch gefreut.

Bgrüssung durch den Schulleiter
Gestartet hat die erste Lektion für die Neuankömmlinge im Oberstufenzentrum aber nicht in den Klassenzimmern, sondern in der Aula bei der monatlichen stattfindenden Montagsinformation. Schulleiter Bernhard Bühler begrüsste die insgesamt 165 Schülerinnen und Schüler und wies sie auf einzelne Regeln hin, sprach davon, dass Essen in Schulzimmern untersagt ist und das Handy still und unsichtbar sein muss. Auch hier wird eindeutig: Während Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klasse die Räumlichkeiten und den Schulleiter kennen und es sich deshalb erlauben zu tuscheln, sind die neuen Siebtklässler still und ruhig. «Sie sind noch so klein und ruhig», schmunzeln die beiden Siebtklasslehrer Marc Hegi und Pascale Zaugg über ihren ersten Eindruck. Für Marc Hegi ist klar, dass sich das bald ändert und sich die Nervosität legt. Bereits in der nächsten Woche steht eine Landschulwoche an, in welcher sich Lehrer und Schüller besser kennenlernen werden.

Schüler und Lehrer sind nervös
Zurück im Klassenzimmer startet Marc Hegi in der «3a» mit administrativen Dingen. Er fordert von seiner Klasse Anstand und Ordnung, hängt eine Ämtli-Liste auf und erklärt die Räume des Schulhauses kurz. «Zu Beginn bin auch ich nervös», sagt der Lehrer später und begründet: «Ich weiss nicht, wie die Klasse auf mich reagiert. Wie die Schüler sind und was auf mich zukommt.»
Marc Hegi steht mittlerweile im vierten Jahr als Klassenlehrer, gestern hat er erst seine zweite Klasse erhalten. «Der erste Kontakt ist wichtig. Wenn man den Start vergeigt, braucht man gut drei bis vier Wochen, um das wieder hinzubiegen.» Der 42-Jährige, der als ehemaliger Mechaniker und Metallbauer an kürzere Ferienzeiten gewohnt war, habe sich auf den ersten Tag besonders gefreut. Alles beginne wie auf einem weissen Papier, mit diesen Kindern von Grund auf zu arbeiten, mache ihm Spass.
In der Zwischenzeit neigt sich die erste Schulstunde der 3a dem Ende zu, ein Zimmerwechsel steht an, weil um 9.35 mit Roman Heiniger in der Aula musiziert wird. «Eigentlich hätten wir Mathe gehabt. Weil wir das jetzt nicht hatten, war der Start sehr gut», sagt Jael Sommerhalder lachend. Linus Christen aus Oeschenbach meint ebenso, dass ihn die erste Schulstunde – und damit das Ende der Ferien – keineswegs genervt hätten. Er habe sich sogar auf den ersten Schultag mit vielen neuen Eindrücken gefreut. Bis diese verarbeitet sind, dauert es offensichtlich länger als nur eine Stunde, schliesslich sassen die Kinder auch in den folgenden Schulstunden ruhig an ihren Plätzen. «Radau» gab es beim ersten Schultag noch keinen. «Das machen wir aber auch nicht, das überlassen wir den anderen Klassen», meinte Marc Hegi mit einem Schmunzeln gegenüber seiner Klasse. Und trotzdem: Dass es an einem Montagmorgen noch einmal so ruhig sein wird, wie es gestern war, darf bezweifelt werden.

Von Leroy Ryser