• Weniger oder gar kein Verkehr mehr im Stadtzentrum von Langenthal? Mit dieser Frage beschäftigt sich nicht bloss der Gemeinderat, sondern auch die Mitglieder der Stadtvereinigung Langenthal, die extra für dieses Thema eine Arbeitsgruppe einsetzen.· Bild: Walter Ryser

13.03.2020
Langenthal

Detaillisten diskutieren über Verkehr

Die Mitglieder der Stadtvereinigung Langenthal haben beim jüngsten Forum über das künftige Verkehrsregime in der Innenstadt diskutiert. Dabei war man sich einig, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich mit diesem Thema befasst und eine entsprechende Stellungnahme zuhanden der Mitglieder und des Gemeinderates ausarbeiten wird.

Langenthal · Das Zentrum von Langenthal wird demnächst von Baustellen umgeben sein, die längere Zeit Bestand haben werden. Zahlreiche Strassenabschnitte und Verbindungswege werden saniert, erneuert und ausgebaut. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten macht sich der Gemeinderat Gedanken über das künftige Verkehrsregime in der Innenstadt. Dazu lud er Anfang Jahr Vertreter der Stadtvereinigung und des Gewerbevereins zu einem Gedankenaustausch ein.
Klar ist, dass man künftig den Schwerverkehr mit einem entsprechenden Leitsystem vom Zentrum fernhalten und um den Stadtkern herum lenken möchte. Damit ist aber erst ein kleiner Teil des Verkehrs entfernt, der täglich die Innenstadt quert und belastet. Zur Diskussion steht ein völlig neues Verkehrsregime für die Innenstadt. Dabei stehen zwei Varianten im Vordergrund, eine moderate, die vorsieht, aus dem ganzen Stadtzentrum eine Begegnungszone zu machen oder aber eine mutige Variante, die eine verkehrsfreie Innenstadt (mit Ausnahme des öffentlichen Verkehrs) vorsieht.

Fragwürdige Vergleiche
Nicht erstaunlich war deshalb, dass zum ersten Forum 2020 der Stadtvereinigung Langenthal viele Mitglieder erschienen, um sich an der Diskussion über das künftige Verkehrsregime im Zentrum der Stadt zu beteiligen. Dabei wurde rasch klar, dass die Detaillisten wenig Gefallen an einem verkehrsfreien Stadtzentrum finden. Andy Müller (Bucher Mode AG) beispielsweise befürchtet, dass vorab ältere Leute den Geschäften fernbleiben könnten, denn für diese seien Kurzzeit-Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Läden unerlässlich.
Bruno Aecherli (IMS Immobilien Multiservice AG) wiederum hält nichts davon, Vergleiche mit andern Städten wie Zofingen, Solothurn oder Sursee als Massstab für das künftige Verkehrsregime in Langenthal heranzuziehen. «Langenthal ist nicht Zofingen, Solothurn und auch nicht Sursee. Der Verkehr im Stadtzentrum gehört nun einmal zu Langenthal. Wir dürfen auf keinen Fall den Fehler machen und glauben, dass wir der einzige Ort weit und breit sind, der über gute Geschäfte verfügt. Man kann auch an anderen Orten einkaufen, wenn das Einkaufserlebnis attraktiv und das Angebot vielfältig ist.»

Verlagerung verhindern
Diego Clavadetscher (Clavatax Steuerberatung) wiederum wies darauf hin, dass er in Zofingen aufgewachsen sei. «In Zofingen hat man genau das gemacht, was man nun auch hier machen will, das Zentrum vom Verkehr befreien. Am Beispiel von Zofingen sieht man, wie sich das auswirkt, denn hier ist die Innenstadt richtiggehend gestorben», bemerkte er.
Der FDP-Stadtrat wies zudem auf die geplante Grossüberbauung am Bahnhof hin. Zusammen mit der Entwicklung des Hardquartiers werde in diesem Teil Langenthals in den nächsten Jahren sehr viel passieren. «Wenn wir gleichzeitig das Stadtzentrum schlies-sen, wird sich die städtische Dynamik verlagern und in ein angrenzendes Subzentrum ausweichen, was ich als äusserst problematische Entwicklung einstufe.» Peter Frei (Baloise Bank SoBa), Präsident der Stadtvereinigung, wies darauf hin, dass der Gemeinderat bei diesem Thema gerne die Meinung der Stadtvereinigung miteinbeziehen würde. Aus diesem Grunde entschlossen sich die anwesenden Forums-Mitglieder, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich mit dem Thema detailliert befasst und eine entsprechende Stellungnahme zuhanden der SVL-Mitglieder und des Gemeinderates ausarbeiten wird.

Route Gourmand findet erneut statt
Daneben stehen für die Stadtvereinigung die jährlichen Anlässe im Fokus. Erneut im Jahresprogramm befindet sich, zum zweiten Mal nach der letztjährigen Premiere, die Route Gourmand, die heuer am 3. Mai im Zentrum von Langenthal stattfinden wird. Die in Abständen von 30 Minuten startenden Gruppen von je maximal 30 Gästen flanieren durch die Stadt und werden in sieben verschiedenen Lokalitäten mit Gourmet-Spezialitäten und Weindegustationen verwöhnt. Jeder Stopp bedeutet einen Menügang und ein vom Winzer persönlich vorgestelltes Glas Wein.
Auch bei der zweiten Ausgabe in Langenthal werden die Teilnehmer erneut von Winzern der Associazione viticoltori vinificatori ticinesi und Tessiner Gastronomen begleitet. Die kulinarische Leitung übernimmt neu der junge Spitzenkoch Norman Hunziker. Noch sind einige Plätze verfügbar (Preis pro Person 170 Franken), Anmeldungen können über die Webseite der Stadtvereinigung vorgenommen werden (www.stadtvereinigung-langenthal.ch).

 

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