«D’Frou Geiser vo der Badi»
Pünktlich zum Start der diesjährigen Badisaison ist das Buch über die Badi Langenthal erschienen. Im Mittelpunkt des 142-seitigen Bandes steht die heute 84-jährige Lilly Geiser, die ihr Leben lang stark mit der Badi verbunden ist und in ganz Langenthal als «D’Frau Geiser vo der Badi» bekannt ist.
Die Idee, ein Buch über die Badi Langenthal zu veröffentlichen, entstand vor zwei Jahren, als Lehrer Christoph Geiser an einem Anlass Daniel Gaberell traf, der in der ehemaligen Giesserei Riedtwil seinen Kulturbuchverlag herausgeber.ch sowie das Oberaargau Buchzentrum betreibt. «Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass sich im Bildarchiv der Familie Geiser unzählige Bilder von der Badi in Langenthal befinden», erzählt Gaberell, der die Idee von Christoph, «Gesa» Geiser, ein Buch über die Badi Langenthal zu realisieren, eine «spannende Sache» fand.
Entstanden ist nun im weitesten Sinne ein Geschichts- und Bildband der Familie Geiser und ihrer Beziehung zur Langenthaler Badi. Im Mittelpunkt steht die Mutter von Christoph Geiser, Lilly, die praktisch ihr ganzes Leben in der Badi verbracht hat und damit in Langenthal Kultstatus erlangte. «D’Frou Geiser vo der Badi» ist praktisch jedem Langenthaler ein Begriff, weil die Frau über Jahrzehnte im Schwimmbad präsent war, vor allem an der Kasse beim Eingang.
Riesenfundus an Bildern und Dokumenten
Daniel Gaberell spricht von einem Riesenfundus an Bildmaterial und Dokumenten, das bei der Familie Geiser lagert. Damit hat der Buchverleger praktisch das ganze Buch realisiert. Daneben hat auch noch der Langenthaler Stadtchronist Simon Kuert einen Beitrag beigesteuert und Fotograf Marco Zanoni hielt die letzte Badesaison 2016 bildlich fest und porträtierte zahlreiche Badigäste. Den Hauptteil des Buches allerdings bestreitet Lilly Geiser mit ihren Erinnerungen über die Zeit in der Badi. Dazu hat Christoph Geiser seine Mutter über zwei Jahre hinweg interviewt und anschlies-send das Erzählte niedergeschrieben. Daraus wurde eine Geschichte über das Leben in der Badi, für die Badi, mit der Badi. Lilly Geiser hat viel erlebt, gesehen, gehört, geahnt. Sie erinnert sich im Buch zurück an Anekdoten, Episoden und Geschichten aus dem Freibad, verwoben mit der eigenen Geschichte. Sie berichtet von 14-Stunden-Tagen, von 5 Uhr im Garten bis um 22 Uhr beim Abrechnen der Tageseinnahmen.
Müller Heide erste Obenohnebaderin
Lilly Geiser erinnert sich an die Bademode in den Anfangsjahren der 1933 eröffneten Langenthaler Badi. Die Männer seien mit Trägerbadehosen erschienen, der Bikini für Frauen war zu jener Zeit aber noch nicht erfunden. Dreispitzhosen seien damals verboten gewesen. 1955 wurde dann im Bademeistertagebuch eine neue Mode erwähnt: «Die Leute beginnen, sich draussen umzuziehen. Das war vorher nie denkbar, man benutzte die Umkleidebuchten und die Kinder die Sacktuch-Garderobe hinter dem Rundlauf an der Langeten.» Weiter kann im Badibuch gelesen werden: «Doch bis dann Müller Heide als erste Obenohnebaderin in Langenthal für Aufsehen sorgte, dauerte es doch noch eine Weile…»
Im Buch kommen auch die verschiedenen Badmeister vor, wird auch der Totalsanierung von 1993 ein umfassendes Kapitel gewidmet und selbstverständlich dürfen auch unzählige Erinnerungsfotos aus längst vergangenen Badizeiten nicht fehlen. Aber immer wieder kehrt man beim Lesen zu Lilly Geiser zurück, jener Frau, die das Schwimmbad Langenthal über Jahrzehnte prägte und dadurch Bekanntheit erlangte. So liest man unter anderem: «Am 20. Oktober 2015 bezahlte Herr Meister aus Roggwil spontan im Rebstock Lillys Mittagessen, weil er in der Badi Roggwil für seinen schönen Schwimmstil gerühmt werde – das habe er alles bei Geiser Lilly gelernt. Auf dem Hinterarni tönt es am 1. November 2015 vom Nebentisch: «Dir sit doch d’Frou Geiser vor Badi Langetu. Wüsst Dir no…». Und auf dem Aareschiff in Solothurn wird spontan ein Sitzplatz für Frau Geiser aus der Badi freigemacht.
1994, als die sanierte und rundum erneuerte Badi wiedereröffnet wurde, startete Lilly Geiser in ihre letzte Saison als Badiangestellte. Seither geniesst sie den Ruhestand, ist aber immer noch in der Badi anzutreffen. Sie kennt die Leute, man kennt sie. Sie beobachtet, stellt fest, diskutiert, beurteilt und geniesst den Badibetrieb. Gespräche über damals und jetzt finden statt, spontane Stammtische entstehen, Aktuelles und Vergangenes wird besprochen. Seit ein paar Jahren fährt sie mit dem «Pony» vor, dem Elektromobil, das sie direkt vor dem Eingang parkieren darf. Sie plaudert mit ihren Nachfolgern oder mit den neuen Badmeistern, diskutiert mit altbekannten und neuen Badegästen und geniesst einfach ihre Heimat: die Badi Langenthal.
Das Buch «Badi Langenthal» ist ab sofort im Buchhandel oder in der Badi-Beiz in Langenthal erhältlich.
Von Walter Ryser