«Die Administration ist aufwändiger geworden»
34 Jahre lang hat Küchenchef Werner Feuz unter demselben Dach gearbeitet; dreimal allerdings für eine andere Institution. Rund 40 Lernende haben in ihm einen verständnisvollen, kompetenten Ausbildner gefunden, der es verstand, die Liebe zum Beruf und das Fachwissen weiterzugeben. Ende Mai geht er in Pension.
«Das isch mir gliich», sagt der junge Soldat im WK zum Kadi. Eben hatte er ein Gesuch gestellt, um sich im Spital Huttwil als Koch vorzustellen. Dass der Kadi ihn nicht gehen lassen wollte, beeindruckte den sonst zuverlässigen Soldaten wenig. «Keine Ahnung weshalb; das Bauchgefühl sagte mir einfach, dass dies nun wichtiger war als der WK.» Der junge Berufsmann, aufgewachsen im luzernischen Ruswil, hatte seine Lehre als Koch in Küsnacht am Rigi absolviert. Anschliessend arbeitete er in mehreren Saisonstellen, unter anderem in Saas Fee, Engelberg, Flims und in Zürich. Nun also sollte es Huttwil sein. Er ahnte damals kaum, dass er in den nächsten über drei Jahrzehnten zu einem «Felsen in der Brandung» werden würde.
Provisorium auf dem Rasenplatz
Als Werner Feuz 1984 im Spital Huttwil als junger Koch die Arbeit aufnahm, hatte eben das grosse Um- und Neubauprojekt begonnen. Nahezu zwei Jahre lang stand die provisorische Küche auf dem heutigen Rasenplatz.
Mitte Juni 1989 konnte der neue Spital-Westbau und damit auch die grosszügige neue Küche bezogen werden; im September fand die offizielle Einweihung des Spitalneubaus statt.
Von fortan routinemässigem Alltag in der Spitalküche war keine Rede. Schon kurz nach seinem Arbeitsbeginn in Huttwil musste Werner Feuz fast von einer Woche zur andern in die Fussstapfen des Küchenchefs treten, der eine neue berufliche Herausforderung annehmen wollte, dann aber zuvor noch krank wurde. Zu verschiedenen Weiterbildungen kam nun auch die grössere Verantwortung für die Spitalküche. Und überhaupt – die Herausforderungen kamen zuhauf. Von hier aus wurde – und wird bis heute - der Mahlzeitendienst bedient.
Öffnung nach aussen
Als 1997 das Sportzentrum Huttwil eröffnet wurde, erkundigte sich der damalige Geschäftsleiter Jürg Schürch bei Werner Feuz, ob eventuell das Restaurant mit rund 70 Mittagessen täglich aus der Spitalküche bedient werden könnte. Grossräumige Küche sei Dank; Werner Feuz sagte zu. Um dann bald einmal zu merken, dass die Menüzahl für das Sportzentrum je nach Belegung durchaus auf 600 steigen konnte. Dies insbesondere während der Sommerzeit, wenn die Küchencrew wegen Ferienabwesenheiten reduziert war.
Nichts desto trotz, auch das neue Haus für demenzkranke Menschen in Schwarzenbach klopfte erfolgreich bei Werner Feuz an. Diese gute Zusammenarbeit ist bis heute geblieben.
Inzwischen hatten sich wieder Wolken über dem Spital Huttwil zusammengezogen. Es wurde 1999 von der SRO AG übernommen und in der Funktion als Akutspital 2008 geschlossen. Die oberen Stockwerke wurden in der Folge für die Langzeitpflege benützt, in den unteren Räumen bildeten Arztpraxen und weitere Anbieter das neue Gesundheitszentrum.
Einige Zeit war hier auch die KiTA integriert, bevor diese ins einstige «Rändi» zog; heute gehen wieder Kleinste hier aus und ein, weil die KiTA nach ihrem starken Wachsen eine Gruppe ausgliedern musste. Eine grosse Freude für Werner Feuz: «Sisch härzig, we die Chliine aube mitchöme ds Ässe cho hole.» Keine Frage, dass er zuweilen auch ein extra «Kindermenü» kochen lässt …
Eine Zeitlang wurde, um Kosten einzusparen und Synergien zu nutzen, von der SRO-Küche in Huttwil aus auch der SRO-Standort Herzogenbuchsee versorgt. Dies wurde später aber wieder aufgegeben.
Doch auch hier herrscht zurzeit ein Comeback: Der Altbau und die Küche am Standort Herzogenbuchsee von Dahlia Oberaargau AG – der heutigen Betreiberin der Standorte Huttwil, Herzogenbuchsee, Niederbipp und Wiedlisbach – werden total umgebaut; rund zwei Jahre lang kocht Huttwil für Herzogenbuchsee.
Längere Dienstwege
«Wenn ich zurückblicke, frage ich mich oftmals, wie wir alles immer rechtzeitig schafften», sagt Werner Feuz im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler».
Und denkt ein bisschen sehnsüchtig an die «alte» Zeit zurück. Zum einstigen (und letzten) Spitalverwalter von Huttwil, Ernst Häusler, pflegte er ein sehr kollegiales Verhältnis. Die Dienstwege waren kurz: «Was damals fünf Minuten beanspruchte, nämlich eine Frage und eine Antwort, dauert heute tagelang, erfordert Berichte und Stellungnahmen, geht durch mehrere Kanäle. Die Administration ist viel aufwändiger geworden. Unter anderem benötigen auch die Hygienevorschriften und die Lehrlingsausbildung viel mehr Dokumentation.»
Engagement für den Nachwuchs
Aber obwohl der Arbeitgeber und die Klientschaft, die er zu bekochen hat, mehrmals geändert haben – die Liebe von Werner Feuz zu seinem Beruf, das Credo, alles delikat zuzubereiten, ist geblieben. Und damit auch die Freude, seine grosse Erfahrung und die Kompetenz weiterzugeben. Das hat sich für den Nachwuchs in der «Küchenlandschaft» bezahlt gemacht. Einige Zeit wirkte er als Experte, gab auch Unterricht in den Überbetrieblichen Kursen (ÜK). Gegen 40 Jugendliche hat er in seiner Küche ausgebildet, allermeistens mit Erfolg und nicht selten auch dann, wenn es in einem früheren Lehrbetrieb Probleme gegeben hatte. Mehrmals standen an Wettbewerben oder bei Lehrabschlussprüfungen Lernende oder einstige Lernende von ihm auf dem Podest.
«Äs isch immer öppis Schöns gsii mit dene Junge», meint er dazu. Jedes sei wieder anders gewesen. Manche hätten von Anfang an Talent gezeigt, andere seien aufgeblüht, wieder andere hätten dank viel Durchhaltewillen bestanden. Eines ist allen gemeinsam: Sie haben unter dem Refugium von Werner Feuz ein solides Fundament für ihre spätere Laufbahn erhalten.
Nun also geht Werner Feuz, der alle Veränderungen im Spital Huttwil respektive im «alten Spital Huttwil» mitgetragen und seine Küchencrew durch die zuweilen wogende Brandung geführt hat, in Pension. Kurz hatte er mit dem Muttertag nochmals einen besonderen Anlass in der Dahlia-Küche zu bewältigen. Menüs, Desserts und Zvieris wurden besonders delikat ausgewählt, damit die Angehörigen mit ihren Müttern oder Eltern den Tag auch kulinarisch so richtig geniessen konnten. Am 25. Mai ist Feuz’ letzter Arbeitstag; dann gehts nach dem Abschiednehmen für den scheidenden Küchenchef und seine Frau erst einmal in die wohlverdienten Ferien.
Von Liselotte Jost-Zürcher