• Am Stammtisch im Gasthof Kreuz (von links): Fritz Aeschlimann, Peter Hirsbrunner und Fritz Zaugg. Die beiden «Sumiswalder» kennen den «Amerikaner» gut und verbringen jeweils viel Zeit mit ihm, wenn er in der alten Heimat weilt. · Bild: Barbara Heiniger

12.09.2018
Emmental

Die alte Heimat nicht vergessen

Seit 63 Jahren lebt Peter Hirsbrunner in Amerika, aber seine Heimat Sumiswald hat er dabei nie vergessen. Regelmässig kommt er alle zwei Jahre zu einem Besuch in die Schweiz. Der gelernte Koch, Gastronom und Manager hat die weite Welt entdeckt, mit vielen Persönlichkeiten aus der Politik, dem Hochadel und der Schauspielerei Kontakte gepflegt. Aber «Chrüz-Peter» schätzt es immer sehr in dem Haus, wo er geboren wurde, am Stammtisch zu sitzen, dabei gibt er das eine oder andere «Müsterli» aus seinem vielfältigen Leben preis.

Sumiswald · Seine Augen blicken lebhaft, und um seinen Mund spielt ein feines Lächeln, wenn er sich erinnert, wie seine «Amerika-Zeit» begann. Der fleissige junge Mann wurde in Sumiswald geboren und ist im Gasthof Kreuz, dem grossen Bernerhaus, aufgewachsen. Nach der Schule und der Lehre als Koch arbeitete er im Hotel Palace in St. Moritz. Dort vernahm er, dass in Chigago ein Berufsmann von seinem Stand gesucht würde. Also bewarb er sich und wurde aus 118 Bewerbern ausgewählt. Er packte 1955 seinen Koffer und reiste über den grossen Teich. Geplant war ein einjähriger Aufenthalt.

«Queen Mary» und Hilton-Hotels
«Ich meinte in der Schweiz sei es kalt, das war aber nichts gegen die Temperaturen in Chigago, was habe ich dort gefroren», erinnert sich Peter Hirsbrunner mit einem Schmunzeln. Also zog er südwärts ins sonnige Florida, nach Miami. Dort lernte er seine Frau kennen, ebenfalls eine Schweizerin, und nach zwei Saisons zog das junge Paar nach Kalifornien. Dort erhielt der gut ausgebildete Berufsmann eine führende Stelle in einem Restaurant. Sein Chef war es dann, der ihm auf dem damals grössten Schiff der Welt, der «Queen Mary», die Stelle als «Director of Food» gab. Die «Queen Mary» stand von 1936 bis 1967 für die Reederei Cunard Line im Einsatz. Sie liegt seit ihrer Stilllegung im kalifornischen Long Beach vertäut und wird als schwimmendes Hotel genutzt. Nach 15 Jahren auf dem Schiff wollte Peter Hirsbrunner wieder festen Boden unter den Füssen haben und arbeitete fortan bei den Hilton-Hotels. Seine Aufgabe war es, neue Hotels zu eröffnen und mit seiner Erfahrung als Koch und Manager die Häuser auf den besten Stand zu bringen. Mit 62 Jahren trat Peter Hirsbrunner in den Ruhestand, den er noch heute sehr geniesst.

800 Steaks und der Schah von Persien
Während seiner langen und abwechslungsreichen Berufszeit sammelten sich Ereignisse und Geschichten an, die Bücher füllen würden. «Manchmal haben wir bis zu 4000 Personen an einem Bankett bekocht und dies mit verschiedenen Menüs», erinnert sich Peter Hirsbrunner. Er erzählt auch die Geschichte, als für 800 hungrige Gäste Fleischstücke im drehbaren Ofen garen sollten. Ein gutes Stück blieb beim Drehen hängen, und der ganze Ofen fing Feuer. Innert drei Stunden mussten damals 800 Steaks geschnitten und gebraten werden. Dies verlangte viel Fingerfertigkeit und schnelles Arbeiten von Hirsbrunners Kochbrigade.
In den grossen Häusern dieser Welt hatte der Schweizer Berufsmann auch zahlreiche Kontakte mit bekannten Persönlichkeiten. So war der Schah von Persien ebenso in seinem Blickfeld wie die Schauspielerinnen Audrey Hepburn und Grace Patricia Kelly.
Am 24. August feierte Peter Hirsbrunner in Sumiswald seinen 85. Geburtstag. Nach drei Wochen «Schweizer Zeit» kehrt er aber gerne an seinen Wohnort in Seal Beach im sonnigen Kalifornien zurück. «Ich möchte nicht mehr für immer in der Schweiz leben. Das Klima in Kalifornien gefällt mir zu gut. Auch das Autofahren ist in Amerika um einiges einfacher», sagt der zufriedene Auslandschweizer.
Sicher ist aber schon heute, dass er in zwei Jahren wieder für drei Wochen nach Sumiswald, seiner geliebten alten Heimat, zurückkehren wird. Genauso sicher ist, dass er dann wieder einige alte Erinnerungen auffrischen wird aus seiner Zeit als aktiver und weitgereister Berufsmann.

Von Barbara Heiniger