Die Badeanstalten sind bereit – so oder so
Am 9. Mai sollten in Huttwil und Langenthal die Freibäder öffnen. Daran glauben, dass es schon an diesem Tag so weit kommen wird, wollen die Verantwortlichen zwar nicht, vorbereitet sind sie aber dennoch. Letztlich haben sie keine andere Wahl.
Schwimmbäder Huttwil und Langenthal · Das prächtige Wetter der vergangenen Tage lässt so manchen von einem Nachmittag in einer Badeanstalt der Region träumen. Viel mehr als davon zu fantasieren kann man in den nächsten Wochen wahrscheinlich aber nicht, kann man doch davon ausgehen, dass-Krise vorerst noch nicht öffnen dürfen. Das wissen auch die Verantwortlichen in Huttwil und Langenthal, ihren Zeitplan für die Wiedereröffnung verändern sie aber nicht. Am 9. Mai werden die Betriebe an beiden Standorten bereit sein, um Badende zu empfangen – egal ob diese kommen dürfen oder nicht. «Die Vorbereitungen, um eine Badeanstalt nach dem Winter wiedereröffnen zu können, dauern mehrere Wochen. Weil wir die Badi nicht vom einen auf den anderen Tag öffnen können, sind wir gezwungen, die Vorbereitungen zu starten, ohne zu wissen, wann wir öffnen dürfen», sagt Reto Müller, Langenthals Stadtpräsident. Der Gemeinderat habe entschieden, die Vorbereitungen wie in anderen Jahren einzuleiten. So kann die Badi, sobald die Massnahmen gelockert werden, vom einen auf den anderen Tag geöffnet werden.
Theoretisch könnte man in Langenthal mit dem Einlassen des Wassers noch zuwarten. Dieses Vorgehen startet aufgrund der beträchtlichen Beckengrösse rund zwei Wochen vor der Eröffnung und dauert fünf Tage. Sparen kann mit einer solchen Massnahme aber kaum. Die Langenthaler Badeanstalt hat ganzjährig fest angestelltes Personal, welches im Winter die Überzeit vom Sommer kompensiert. Wenn die Eröffnung um beispielsweise zwei Wochen verschoben wird, können deshalb kaum Fixkosten gespaart werden. «Viel Wasser benötigt die Badi nur an besucherintensiven Tagen. Wenn keine Besucher da sind, muss auch das Wasser nicht so streng umgewälzt werden», erklärt Müller. Die Badi erst später zu eröffnen, würde also finanziell gesehen nicht viel nützen.
Keine Sorgen in Langenthal
Die Konsequenzen aus der aktuellen Situation seien für die Badeanstalt zwar noch nicht absehbar, wohl aber tragbar. «Die Badi verursacht jährlich finanzielle Aufwände von 800 000 Franken, diese ändern sich nicht. Ein Grossteil wird wie in jedem Jahr durch Subventionen getragen, sodass sich diese Institution keine Sorgen machen muss», sagt der Stadtpräsident weiter. Sowieso könne die aktuelle Situation auch positive Folgen für die Badi haben, spätestens nämlich dann, wenn die örtliche Bevölkerung wegen der Corona-Situation auf Strandferien verzichtet und deshalb vermehrt das örtliche Freibad besucht. «Ob wir beispielsweise Abonnemente vergünstigen, wurde noch nicht diskutiert, hier warten wir zuerst auf die weiteren Entscheide des Bundesrates», so Reto Müller weiter. Unter all diesen Umständen seien die Auswirkungen für die Rechnung 2020 schwer einzuschätzen, wohl aber tragbar. Schliesslich macht die Badeanstalt in Langenthal sowieso ständig ein Minus, das von der Stadt getragen wird, weil diese Sportstätten unterstützt. Beispielsweise im Jahr 2018 betrug das Defizit 390 000 Franken, im Jahr 2019 sogar 440 000 Franken.
«Wir öffnen für die Schule»
Ähnlich ist die Situation auch in Huttwil, dort will man aber aus einem expliziten Grund bereit sein, um die Tore zu öffnen: «Schwimmunterricht gehört im Lernplan dazu. Wir wollen für die Schulkinder bereit sein», sagt Ernst Anliker, Präsident des Huttwiler Schwimmbadvereins. Er rechne zwar nicht damit, dass die breite Bevölkerung das Freibad bald schon aufsuchen dürfe, dass aber im Mai oder Juni die Schulkinder die Badeanstalt Krummacker besuchen, sei nicht unwahrscheinlich. «Und gerade deshalb werden auch wir uns auf den 9. Mai hin vorbereiten», sagt Anliker. Anfang April habe man mit den entsprechenden Arbeiten bereits begonnen.
«Das Putzen der Anlage ist der grösste Aufwand. Dafür brauchen wir gut einen Monat», so der Präsident des Schwimmbadvereins. Wie auch in Langenthal wird derzeit auch in Huttwil abgeklärt, ob immerhin die Löhne über Kurzarbeit entschädigt werden könnten. Weil die Badeanstalten aber den Gemeinden gehören, die nicht berechtigt sind, Kurzarbeit zu beantragen, könnte dies schwierig sein. «In Huttwil ist die Situation aber noch spezieller, weil das Schwimmbad der Gemeinde gehört, der Schwimmbadverein aber die Angestellten bezahlt. Hier warten wir noch auf einen Entscheid.» Da die Lohnkosten die Rechnung am meisten belasten, würde eine solche Unterstützung die Situation erheblich entlasten. «Wir gehen davon aus, dass gegen die Hälfte der Einnahmen fehlen werden. Wenn der Antrag auf Kurzarbeit bewilligt wird, würde uns das entscheidend helfen», so Ernst Anliker weiter.
Allgemein hoffe er, dass er das Bad noch kurz vor den Sommerferien öffnen dürfe, damit die Badi immerhin in dieser Zeit Eintritte verzeichnen kann. Wie so vieles derzeit steht aber auch das in den Sternen.
Von Leroy Ryser