«Die besten Bilder sind Geschenke des Augenblicks»
Die Fotografen Pius Häfliger und Willy Jost luden zur Vernissage und Ausstellung im «kultur-bad» in Luthern Bad ein. Der Kunstmaler Menel Rachdi hielt eine tiefgründige Laudatio.
Luthern Bad · Pius Häfliger, der einerseits als Organisator, andererseits als Aussteller agierte, hiess bei der Eröffnung der Vernissage die zahlreichen Besucherinnen und Besucher herzlich willkommen und dankte ihnen für ihr Kommen. Er vermutete, dass sich diese vom doppeldeutigen Titel der Ausstellung «Napf-Landschaft – Napfland schafft» ansprechen liessen.
Lobrede des Kunstmalers Menel Rachdi
Menel Rachdi (Auswil) bezeichnete den Napf als Lebewesen. Die beiden subtilen Fotografen hätten sich dem Napf angenähert. Wenn ein authentisches Bild entstehen soll, müsse sich der Fotograf unsichtbar machen. Es gäbe beim Fotografieren nur zwei Wege: Entweder habe der Fotograf ein kontrolliertes Konzept oder er empfange den spontanen Kuss der Muse. «Die wunderbaren Stimmungen, welche einige Bilder widergeben, kann man nicht inszenieren», betonte Menel Rachdi.
Die beiden Fotografen kennen sich seit 30 Jahren und haben fotografisch ähnliche Vorlieben. Sie fotografieren Dinge, welche sie beschäftigen. Beide fangen mit ihren Bildern die mystische Welt des Napfs ein. Da gibt es Nebelschleier, wunderbare Farben oder Schnee. Menel Rachdi riet den Anwesenden, sich den Bildern hinzugeben, denn unsere Welt sei sonst schon rational genug. Darum sei der Napf so wichtig.
Konzeptionelle Fotografie oder Gnade des Moments
Willy Jost aus Busswil bei Melchnau fotografiert seit Anfang seiner Maurerlehre und ist Autodiktat. Das Fotografieren ist seine Leidenschaft und dadurch hat er dieses Handwerk immer besser gelernt. Er hat sein Auge durchs Schauen geschult. Seine Fotografien lehren den Betrachter das Schauen. Rachdi ist überzeugt, dass es die konzeptionelle Fotografie und die Gnade des Moments gibt. Manchmal zeigt sich die Landschaft als Wunder des Augenblicks. Willy Jost zeigt die Napflandschaft, wie sie sich in den verschiedenen Jahreszeiten präsentieren kann. Kürzlich erhielt er zusammen mit dem Fotografen Fabian Unternährer den Kulturpreis 2016 der Stadt
Langenthal.
Wichtiger Kulturmotor des Luthertals
Der Gastgeber und Fotograf Pius Häfliger lebt seit 32 Jahren in Luthern. Seit Jahrzehnten unterrichtet er die Luthertaler Jugend und zeigt ihnen etwas vom Leben. Er kennt das Tal wie seine eigene Westentasche. Er ist ein ganz wichtiger Kulturmotor für das kulturelle Leben des Luthertals und das schon seit Jahrzehnten. Pius Häfliger hat das Tal gerne und das spürt man auch in seinen Bildern. Er besucht und fotografiert Menschen, die er alle kennt, beim Werken und schafft so einen Kontrast zu den Landschaftsbildern von Willy Jost. Mehr noch: Er dokumentiert den dauernden Wandel des Tals.
«Für das Fotografieren braucht es einen wachen Blick, eine ruhige Hand und ein liebevolles Auge», sagte Menel Rachdi. «Und wer das Tal so gerne hat, wie Pius Häfliger, fängt die Atmosphäre, das Wesentliche, im Bild ein: Bauern beim Mähen, Hirten unterwegs mit dem Vieh, den Schnapsbrenner, die Holzer, welche eine harte Arbeit in diesem Tal verrichten oder Heuer mit Steigeisen in stotzigen Hängen.» Pius Häfliger: «Die besten Bilder sind Geschenke des Augenblicks.» Beiden leidenschaftlichen Fotografen sei gemeinsam, dass sie die Welt mit dem Herzen anschauen, so Rachdi.
Mystische Alphorn- und Büchelklänge
Zum Schluss seiner Lobrede zog der «Napfologe» Menel Rachdi das Publikum mit dem Vorlesen seiner beiden Napfgeschichten «Die Langsamkeit des Napfs» und «Die Napfkönigreiche» in seinen Bann. Kari Langenstein aus Wauwil gab der Napflandschaft mit seinem Alphorn und Büchel ein klangliches Gesicht. Beim Apéro mit Wein, Süssmost, Brot, Speckzopf und Goldnuggets in Form von Käse aus dem Napfgebiet kamen die Künstler und das Publikum ins Gespräch.
Pius Häfliger hiess beim Apéro den einzigen Hauptdarsteller auf den Fotos – den Schnapsbrenner Bruno Schwegler aus Grosswangen – herzlich willkommen. Übrigens: Die 62 ausgestellten Fotos sind käuflich.
Von Peter Helfenstein