• Weil die Infrastruktur im ehemaligen Spital Huttwil nicht mehr zeitgemäss ist, zieht sich die dahlia oberaargau ag aus Huttwil zurück. Was mit der Liegenschaft geschieht, ist noch offen. Ein Teil wird weiterhin als Gesundheitszentrum betrieben. · Bild: Thomas Peter

05.04.2024
Huttwil

Die dahlia oberaargau ag verlässt Huttwil

Eine weitere Hiobsbotschaft hat die Gemeinde Huttwil diese Woche zur Kenntnis nehmen müssen: Die dahlia oberaargau ag

schliesst Ende August ihren Standort im ehemaligen Spital in Huttwil. Das Unternehmen informierte in einer Medienmitteilung, dass man die künftigen Aktivitäten auf die drei übrigen Standorte in Herzogenbuchsee, Niederbipp und Wiedlisbach konzentriere.

Was mit den Räumlichkeiten im alten Spital in Huttwil geschieht, die sich im Besitz der Spital Region Oberaargau AG (SRO)

befinden, ist laut SRO-Direktor Andreas Kohli noch offen, da verschiedene Abklärungen im Gang seien.

Für Aussenstehende kommt die Nachricht überraschend: In einer Medienmitteilung informiert die dahlia oberaargau ag, dass das Unternehmen auf Ende August 2024 den Standort Huttwil im ehemaligen Spitalgebäude schliessen wird und den Fokus künftig auf die übrigen Standorte in Her­zogenbuchsee, Niederbipp und Wiedlisbach legen wird. Diese würden über ein hohes Entwicklungspotenzial verfügen und würden deshalb entsprechend gestärkt, wird in der Mitteilung festgehalten. Mit der Schliessung des Standortes in Huttwil habe der Verwaltungsrat der dahlia oberaargau ag sowie die Spital Region Oberaargau AG (SRO) als Eigentümerin der Liegenschaft auf Veränderungen im Gesundheitsmarkt sowie in der Alterspflege reagiert, teilen die beiden Unternehmen in ihrer Mitteilung weiter mit.

Veraltete Infrastruktur
Karin Moser, dahlia-Geschäftsleiterin, wird auf Nachfrage des «Unter-Emmentaler» etwas konkreter und sagt, dass sich Huttwil je länger desto mehr als schwieriger Standort für dahlia erwiesen habe. Moser präzisiert und sagt: «Diese Aussage bezieht sich aber vorab auf die zur Verfügung stehende Infrastruktur und nicht auf den Ort Huttwil.» Die Geschäftsleiterin erwähnt, dass es sich beim ehemaligen Spital um ein altes Gebäude handle und demzufolge um eine Infrastruktur, die nicht mehr zeitgemäss sei. So seien die Zimmer der Bewohnenden nicht in jenem Zustand, wie man sich dies heute vorstelle. Nicht zuletzt aus diesem Grund habe man im Schnitt lediglich 25 bis 28 Bewohnende beherbergt, dabei verfüge man in Huttwil über eine Kapazität, um rund 55 Bewohnende aufzunehmen. Doch selbst bei einer Vollauslastung bewege man sich in einer kritischen Grösse, mit der längerfristig ein rentabler Betrieb nicht garantiert sei. «Aber auch für das Personal bietet der Arbeitsplatz in Huttwil wenig Perspektiven und Anreize, um hier zu arbeiten, wenn gleichzeitig zahlreiche andere, deutliche attraktivere Stellenangebote locken», begründet Karin Moser die Schliessung in Huttwil per Ende August. Eine Sanierung der bestehenden Liegenschaft sei mit sehr hohen Investitionen verbunden, wird in der Medienmitteilung weiter erwähnt.

Gesundheitszentrum bleibt bestehen
SRO-Direktor Andreas Kohli macht gegenüber dem «Unter-Emmentaler» klar, dass nicht allein die baulichen Massnahmen hohe Kosten verursachen würden, «hohe Auflagen im Bereich des Umweltschutzes verursachen eine zusätzliche Kostensteigerung.» Man sei aber schon längere Zeit mit der Gemeinde Huttwil und dem Kanton im Gespräch betreffend einer Alternativ-Nutzung des Gebäudes. Doch auch hier stosse man an Grenzen, befinde sich doch das frühere Spital in einer Zone für «Öffentliche Nutzung», in der die Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Laut Andreas Kohli laufen momentan verschiedene Abklärungen zur künftigen Nutzung des Gebäudes, «aber konkrete Pläne für die Zukunft der Liegenschaft bestehen noch nicht», gab er zu verstehen. Fakt sei aber, dass nach dem Wegzug der dahlia oberaargau ag ein grosser Teil der Räumlichkeiten im ehe­maligen Spital ungenutzt sein werden. Das SRO selbst betreibt hier ein Gesundheitszentrum, das weiterhin bestehen bleibt. Dazu befinden sich im Gebäude einige eingemietete, private Gesundheitsanbieter.

Keine Entlassungen geplant
Trotz der Schliessung des Standortes Huttwil sei die Langzeitpflege in der Region sichergestellt, halten die Verantwortlichen der dahlia und der SRO in ihrer Mitteilung fest. Weiter erwähnen die beiden Institutionen, dass es im Zuge dieser Massnahme zu keinen Entlassungen kommen werde. Alle Mitarbeitenden würden ein gleichwertiges Stellenangebot an einem anderen Standort erhalten. «Aufgrund der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt sind wir daran interessiert, dass alle Mitarbeitenden in Huttwil auch weiterhin für die dahlia oberaargau ag tätig sind», betont die Geschäftsleiterin Karin Moser.
Auch für die Bewohnenden werde man sich entsprechend einsetzen, führte Moser weiter aus. So werde man in Zusammenarbeit mit den Angehörigen eine lückenlose Anschlusslösung an einem anderen dahlia-Standort anbieten oder einen Übertritt in eine Institution ihrer Wahl sicherstellen. Karin Moser weist darauf hin, dass die Region Huttwil über ein ausreichendes Angebot an wohnortnahen Plätzen in der Langzeitpflege verfüge. «Die Verwaltungsräte der dahlia oberaargau ag und der SRO AG sichern allen dahlia-Betroffenen am Standort Huttwil eine umfassende Unterstützung während der Übergangszeit zu», wird in der gemeinsamen Medienmitteilung abschliessend festgehalten.

Von Walter Ryser