• Die «Fassduubeli» Steelband zählt zu den beliebten «Exoten“ an der Langenthaler Fasnacht. Die Musik-Formation hat soeben ihren sechsten Tonträger produziert. · Bild: Thomas Peter

05.03.2019
Langenthal

Die etwas andere Fasnachts-Band

Sie sind fester Bestandteil der Langenthaler Fasnacht, obwohl sie aus dem fasnächtlichen Rahmen fallen. Als Steelband zählen die «Fassduubeli» aus Langenthal nämlich zu den Fasnachts-Exoten, die jedoch auf eine grosse Fangemeinde zählen dürfen, gelten doch ihre Auftritte jeweils als Highlight.

Ihre Musik passt so ganz und gar nicht zu dieser Jahreszeit und schon gar nicht in die Region, in der sie diese vorwiegend spielen. Seit der Gründung im Jahr 1981 zählt die Fassduubeli Steelband aus Langenthal zum festen Bestandteil der Langenthaler Fasnacht. Weil der Musikstil der «Fassduubeli» aus der Karibik stammt und sich deutlich von den Klängen der traditionellen Fasnachts-Guggenmusiken unterscheidet, zählen sie zu den Exoten im närrischen Treiben.
Exoten allerdings, die sehr beliebt sind, finden doch die Auftritte der 20-köpfigen Formation jeweils gros-sen Anklang. «Gerade weil der Steelband-Sound in unserer Gegend wenig bekannt ist, kommt er bei den Leuten gut an», sagt Rolf Poschung, seit 2001 Präsident bei den «Fassduubeli». Wie lange das noch so sein wird, ist allerdings fraglich, kämpft doch die Band, die kurz vor der Fasnacht ihren sechsten Tonträger veröffentlichte, mit Nachwuchsproblemen.
Das Durchschnittsalter der Band tendiere gegen 60 Jahre, fügt der Präsident hinzu, der seit 1992 aktives Mitglied der Musik-Formation ist, nachdem er zuvor mehrere Jahre seine Frau an die Auftritte begleitet hatte. Grosse Hoffnungen, dass die Formation überleben wird, macht er sich nicht, weil er weiss, dass es nicht einfach ist, für eine Steelband neue Mitspieler zu rekrutieren. «Bis man alle Stücke spielen kann, dauert das rund drei Jahre. Zudem suchen wir nicht einfach ein halbes Dutzend neue Mitglieder, sondern jeweils gezielt, ein oder zwei Personen, als Ersatz für die freiwerdenden Instrumente», macht der ehemalige Schulleiter des Oberstufenzentrums in Kleindietwil klar, dass man bei einer Steelband ganz andere Voraussetzungen vorfindet als bei einer Guggenmusik. Deshalb würden junge Fasnächtler eher eine grosse Clique oder Guggenmusik bevorzugen, weil man hier mehr Gleichaltrige antreffe. «Wir werden miteinander alt und irgendwann werden wir gemeinsam aufhören», betrachtet Rolf Poschung die Entwicklung realistisch.

Keine reine Fasnachts-Band
Doch vorerst befindet sich dieses Szenario noch im Hintergrund, erwähnt der 67-jährige Präsident. «Wir alle hoffen, noch ein paar Jahre weitermachen zu können, weil das Spielen in der Steelband ein schönes Hobby ist, das uns allen grossen Spass macht.» Deshalb treten die «Fassduubeli» nicht bloss an der Fasnacht auf, sondern auch während der übrigen Jahreszeit, wo man die Band für diverse Anlässe engagieren kann. So bestreite man pro Jahr etliche Auftritte an Vereins- und Firmenanlässen, bei Familienfesten oder Steelband-Treffen. Dafür üben die Mitglieder auch das ganze Jahr über einmal pro Woche.
Begonnen hat alles 1981, als einige Bützberger Lehrer die Idee hatten, mit einer originellen Musik an der Langenthaler Fasnacht mitzumachen. Diese Idee wurde dann auch kurzerhand in die Tat umgesetzt. Mit bescheidenem Know-how hat man Pans (Instrumente aus Ölfässern) hergestellt und unter der Leitung von Heinz Gränicher Musikstücke arrangiert und einstudiert. An der Fasnacht 1982 traten dann erstmals 14 «Fassduubeli» in der Öffentlichkeit auf. Der Erfolg war, trotz eines kleinen Repertoires von bloss drei Musikstücken, überwältigend und motivierte die Band zum Weitermachen.

Fernsehauftritte
In den kommenden Jahren seien die Arrangements vielseitiger und die Pans besser geworden. Das habe dazu geführt, dass die Mitgliederzahl auf 20 angewachsen sei. Aktuell stammen die Instrumente der tieferen Tonlagen noch immer aus Eigenbau, während die anderen Pans eingekauft wurden, zum Teil sogar aus der Karibik. Das Repertoire umfasst mittlerweile rund 30 Stücke und beinhaltet südamerikanische Musik, Hits, Evergreens, volkstümliche und sogar klassische Musik. Rund ein Drittel davon sind Eigenkompositionen des musikalischen Leiters Heinz Gränicher.
Quasi als Vermächtnis und Erinnerung haben die «Fassduubeli» ihr Repertoire auch auf diversen Tonträgern verewigt. Nach zwei Kassetten sind auch vier CDs produziert worden, die letzte vor ein paar Wochen. Beim Blick zurück spricht Rolf Poschung von vielen unvergesslichen Highlights, die man erlebt habe.
Dabei erwähnt er die gemeinsamen Reisen in die Karibik, nach Südfrankreich und Salzburg, die Teilnahme am «Carnaval Venetien» in Remiremont (Frankreich) oder an den Fischertagen im tschechischen Vodnany, die Übungswochenenden in Morgins und Hauterive, aber vor allem natürlich auch die Fernsehauftritte in den Sendungen «Diräkt us» des Schweizer Fernsehens oder der «Musig-Stubete» von «Telebärn».

Von Walter Ryser