Die Feuerwehr gehört bei ihm dazu
Christoph Braun hat nach sieben Jahren als Feuerwehrkommandant der Stützpunktfeuerwehr Langenthal eine neue Herausforderung angenommen: Der 52-Jährige wird ab dem neuen Jahr als Kreisfeuerwehrinspektor des Oberaargaus für die Gebäudeversicherung Bern im Einsatz stehen.
Oberaargau · Christoph Braun müsste sich eigentlich nicht mehr in der Feuerwehr engagieren. Der 52-Jährige muss schliesslich keine Ersatzabgaben mehr bezahlen und nach sieben Jahren im Einsatz als Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Langenthal und insgesamt 24 Jahren als Feuerwehrmann hat er ausserdem zur Genüge Dienst getan. Auf das neue Jahr hin wird der Langenthaler aber den Posten als Kreisfeuerwehrinspektor des Gebietes Oberaargau von seinem Vorgänger Andreas Hofer übernehmen. In dieser Funktion berät er 18 verschiedene Feuerwehren und drei Betriebsfeuerwehren in 42 verschiedenen Gemeinden und stellt das Bindeglied zwischen den Feuerwehren und der Gebäudeversicherung (GVB) dar.
Für ihn ist dieser Job «ideal», wie er sagt. Statt diese Aufgabe als Muss hinzunehmen, freut er sich, dass er sein Engagement im Kreis der Feuerwehr noch ein bisschen verlängern darf. Er schmunzelt und gibt ehrlich und offen zu: «Es hätte mir etwas gefehlt, wenn ich jetzt schon hätte aufhören müssen.» Auch wenn er in Langenthal nicht wie in anderen Gemeinden von Gesetzeswegen aus der Feuerwehr hätte austreten müssen, so freut er sich, noch mindestens bis zum 57. Altersjahr dabei bleiben zu können.
Eine Herzensangelegenheit
Der Aufwand in seinem neuen Posten ist aber nicht zu unterschätzen, das Pensum kann mit einer 20-Prozentstelle verglichen werden. Im Geschäft will er dafür aber nicht reduzieren, oftmals arbeitet er abends deshalb etwas länger. «Feuerwehr war für mich immer schon eine Herzensangelegenheit», sagt Christoph Braun. «Und wer einmal dabei ist, der hört nicht so schnell damit auf.» Insbesondere die Kameradschaft im Kreise der Feuerwehrfreunde sei sehr angenehm, der «gemütliche zweite Teil» sei in diesem speziellen Hobby genauso entscheidend wie in Vereinen.
«Auch deshalb bleiben mir Events wie das Bräteln oder gemeinsame Essen in bester Erinnerung.» Das Ski-Weekend hat er indes selbst vor Jahren ins Leben gerufen. «Und letztlich kann ich als Feuerwehr-Einsatzkraft auch helfen. Viele Menschen sind dankbar, dass wir gute Dienste leisten.» Und neben der Dankbarkeit und Kameradschaft habe er letztlich in seinen verschiedenen Aufgaben auch viel lernen und profitieren können, weshalb das Engagement auch seinen Nutzen bringt.
Dass er überhaupt als Feuerwehrmann im Einsatz steht, hat Christoph Braun vor allem seinem Arbeitgeber und Vorgesetzten zu verdanken, der selbst Kommandant war, als sich Braun der Feuerwehr anschloss. «Ich wohne in der Nähe des Feuerwehrmagazines und irgendwann stand der ganze Stab vor der Tür und der Kommandant meinte, sie würden das Haus erst mit meiner Zusage und Unterschrift verlassen.»
Weil sein Arbeitgeber einverstanden war, brauchte es letztlich «nur» noch die Zusage der Familie. «Damit man sich engagiert, braucht man einerseits Freude an dieser Arbeit, einen toleranten Arbeitgeber und eine Familie, die einem unterstützt. Dies hatte ich stets alles», sagt Braun. Seine Familie habe hin und wieder auf ihn verzichten müssen, ab und zu sei beispielsweise die Mutter als spontaner Hütedienst der Kinder eingesprungen, wenn er ausrücken musste. «Das ist entscheidend – und auch die grösste Schwierigkeit, um Feuerwehr-Nachwuchs zu rekrutieren», sagt Braun. Er selbst schätze sich deshalb glücklich, diese Unterstützung von allen Seiten zu spüren.
Tela-Einsatz war eindrücklich
In 24 Jahren habe er viel Spezielles erlebt, zweifellos auch berührende und schwierige Momente. «Der Einsatz beim Tela-Brand 1996 werde ich sicher nie vergessen. Die Entwicklung des Brandes war eindrücklich», sagt er. Als er damals angerückt sei, habe man höchstens eine kleine Rauchentwicklung aus dem Kellerfenster heraus bemerkt, das Gebäude konnte man da noch mühelos betreten. «Gut sechs Stunden später war es im Vollbrand. Und letztlich mit drei Toten war es auch einer der tragischsten Einsätze in meiner Feuerwehrkarriere.»
Solche Erfahrungen will Braun nun in seiner neuen Position einbringen, dass er mehrere Aus- und Weiterbildungen besuchte, soll ein weiterer Vorteil sein. Als Kreisfeuerwehrinspektor ist er für die GVB im Einsatz, welche die Feuerwehren grosszügig unterstützt, deshalb aber auch konstant kontrolliert und überprüft. So genehmigt er auch das Übungsprogramm und führt Inspektionen durch. «Ich bin an den Einsätzen weiterhin zur Unterstützung dabei. Ausserdem besuche ich Übungen und Rapporte und überprüfe die Organisation der Feuerwehren», sagt Braun. Auf solche Aufgaben freue er sich, dazu gehöre letztlich auch neu die engere Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Gemeinden und Regierungsstatthalter Marc Häusler. Im Gegenzug werde er dann den einen oder anderen Übungsmontag im Kreis seiner Langenthaler Freunde vermissen, weil er dann zumeist andere Aufgaben erfüllt.
Auch wenn damit klar ist, dass Christoph Braun durch und durch ein «Feuerwehrler» ist, so ist ihm eines trotzdem wichtig: «Ich bestehe nicht nur aus meinem Feuerwehrengagement. Ich bin mit grosser Leidenschaft dabei und auf andere Vereinsaktivitäten verzichte ich – daneben gibt es aber auch noch andere Interessen, die ich verfolge», sagt Braun. Ferien mit der Familie, beispielsweise Segeln oder Skifahren, seien ihm ebenso wichtig. «Langweilig würde mir ohne die Feuerwehr schon nicht werden», sagt Braun mit einem Lachen. Und trotzdem: Christoph Braun ohne Feuerwehr, das muss vorerst noch nicht sein.
Von Leroy Ryser