Die Frau, die Wasser und Abwechslung liebt
Redaktorin Marion Heiniger liebt die Abwechslung. Warten und Langeweile mag sie gar nicht. Immer wieder hat sie in ihrem Leben Neues gewagt und angepackt. Wohl deshalb ist sie beim «Unter-Emmentaler» gelandet. Täglich trifft sie so auf neue Menschen und darf sich mit den unterschiedlichsten Themen auseinandersetzen.
Huttwil · Wenn man Marion Heiniger in ihrem «Schlössli» in Eriswil besucht, sucht man vergebens nach einer Burg oder einem kleinen Schloss. Einzig die Lage des schmucken alten Einfamilienhauses wäre eines Schlosses würdig: Das Haus ist etwas oberhalb von Eriswil gelegen. Hier schweift der Blick von der Fritzenfluh über das ganze Dorf bis hin zu den Jurahöhen. Es ist diese Gegend zwischen Emmental und Oberaargau, diese Landschaft, von Maria Waser als «Land unter Sternen» beschrieben und von Maler Fritz Ryser trefflich gemalt, für die sich Marion jeden Tag aufs Neue interessiert.
Stets neues angepackt
Ihr Leben sei bisher eher langweilig verlaufen, meint Marion Heiniger bescheiden. Doch das ist eine glatte Untertreibung. Sie hat ihr Leben immer selber angepackt und aus eigener Initiative Neues angegangen. Sie kam 1969 als Kind deutscher Eltern im Schaffhausischen Buchberg zur Welt. Noch als Kind wurde sie eingebürgert. Nach der Schule, dem Welschlandjahr und einem 10. Schuljahr machte sie eine Lehre als Tierärztliche Praxisassistentin. «Damals war die Berufsbezeichnung noch Tierarztgehilfin», erklärt Marion Heiniger. Eine Stelle auf dem erlernten Beruf zu bekommen, erwies sich allerdings nach der Lehre als praktisch unmöglich. So arbeitete sie zunächst im Service in einem Restaurant und absolvierte währenddessen berufsbegleitend die Handelsschule. Bei einer Temporärstelle in Dietlikon nahe Zürich fand sie Gefallen an den vielseitigen administrativen Arbeiten im Büro. Mit 27 Jahren fand Marion Heiniger ein Tapetenwechsel wäre angezeigt. Auch hier zeigte sie eine gute Prise Mut: «Für mich spielte es dabei keine Rolle, in welcher Gegend und welchem Dorf in der Deutschschweiz ich zukünftig leben würde.» Auf der Suche nach einer neuen Bleibe stiess sie auf das Mattenhüsli in Dürrenroth. Beides, das Hüsli und das Dorf gefielen ihr auf Anhieb ausgesprochen gut.
Tapetenwechsel
Gesagt, getan: Sie zog mit ihrem damaligen Lebenspartner im Mattenhüsli ein. Als sie – ohne feste Arbeit – im Bären Dürrenroth nachfragte, ob man jemandem im Service gebrauchen könnte, erhielt sie auf Anhieb eine Anstellung. Elf Monate arbeitete sie dort, dann machte der alte Gasthof Bären dicht. Auch privat lief nicht alles rund. Ihr langjähriger Lebenspartner sagte mehr und mehr dem Alkohol zu und das Geld wurde knapper. «Irgendwann hatte ich genug und trennte mich von ihm», erinnert sie sich.
Beruflich nahm sie eine Stelle als kaufmännische Angestellte in der Firma Mewag in Wasen an, wo sie neun Jahre lang arbeitete. Dort lernte sie auch ihren jetzigen Mann Hans-Jörg Heiniger kennen. Sie verkaufte das Mattenhüsli und zog zu ihm nach Eriswil. Als sie 2005 schwanger wurde, kündigte Marion Heiniger ihre Anstellung. «Ich wollte nicht berufstätig sein und meine Kinder fremdbetreuen lassen, ich wollte für sie da sein», erklärt sie. Im April 2006, zwei Monate bevor ihr Sohn Sascha auf die Welt kam, heirateten die beiden. Ein Jahr später wurde Tochter Lisa geboren. Kurz darauf konnte die junge Familie das Elternhaus von Hans-Jörg Heiniger erwerben. Sie bauten das alte Haus um und zogen 2008 ins «Schlössli» ein.
Möglichst keine Langeweile
«Langeweile gibt es in meinem Repertoire nicht, und untätig warten zu müssen, gehört für mich zum Schlimmsten», hält die zweifache Mutter fest, die eher ausgeglichen und so gar nicht umtriebig wirkt. Auf Trab halten sie einerseits ihre beiden Teenager, aber auch die beiden Katzen, zwei Kaninchen und die beiden Hunde, die ebenfalls zum Haushalt gehören. Familie, Kinder, Haushalt und Schreiben, das füllt Marion Heinigers Tage schon ziemlich aus. Als die Kinder noch kleiner waren, nahm sie sich zwischendurch eine «Auszeit», wie sie es nennt, und servierte teilzeit in Restaurants der Region.
Als sie angefragt wurde, im Gemeinderat mitzuwirken, sagte sie zu und betreute sechs Jahre lang das Ressort Bildungswesen. Doch damit nicht genug: Sie absolvierte auch ein Fernstudium in Journalismus an einem Institut in Berlin. «Geschrieben habe ich schon immer sehr gerne, zudem arbeite ich extrem gerne am PC», bekennt die 51-Jährige. Vor drei Jahren klopfte sie dann bei Markus Höfler, dem damaligen Redaktionsleiter des «Unter-Emmentaler» an und fragte, ob sie für die Lokalzeitung schreiben dürfe. Markus Höfler sagte zu, und so wurde Marion Heiniger zunächst Korrespondentin und freie Mitarbeiterin.
Als dieses Jahr auf der Redaktion eine Stelle frei wurde, warb der heutige Redaktionsleiter Thomas Peter Marion Heiniger an. Sie sagte nach kurzer Bedenkzeit zu. «Das Spannendste an meiner Arbeit ist der Kontakt mit den Leuten», schwärmt Marion schon fast. Und: «Ich lerne so viele Leute kennen, denen ich sonst nie begegnet wäre, und vertiefe mich in Themen, mit denen ich mich privat nicht auseinandergesetzt hätte. Bei einer Lokalzeitung ist man immer sehr nahe am Geschehen dran.»
Die Vielfältigkeit kenne dabei kaum Grenzen: «Ich berichte über Gemeindeversammlungen und Vereinsaktivitäten, schreibe Reportagen und Porträts über interessante Menschen aus der Region.» Marion Heiniger versteht ihre Aufgabe auch darin, komplexe und schwierige Themen und Sachverhalte so zu schildern, dass auch weniger Fachkundige sie verstehen.
Lieblingselement Wasser
Und was macht Marion Heiniger, wenn sie gerade nicht für den «UE» unterwegs ist, sich um Familie, Kinder, Haushalt und Haustiere kümmert? «Ich komme zwar kaum dazu», meint sie mit einem leichten Seufzen, «aber Wasser ist mein liebstes Element, ob das nun ein kleiner Bach ist, in den ich meine Füsse strecke und das Wasser spüren kann, ein Hallenbad, oder ein Sandstrand am Meer. Hauptsache Wasser.» So liess sie es sich nicht nehmen ihre Eltern, die 27 Jahre lang auf Mallorca wohnten, jedes Jahr zu besuchen und dort die Sonne und das Meer zu geniessen. «Sommer ist sowieso meine liebste Jahreszeit. Von Herbst bis zum Frühling würde ich am liebsten in den Winterschlaf fallen», gesteht Marion Heiniger. Es ist schön, dass Marion Heiniger neben den Handarbeiten – einem weiteren Hobby – und all ihren anderen Aktivitäten noch Zeit findet, Menschen und Themen für den «UE» zu entdecken und über sie zu berichten. Nein, ein langweiliges Leben ist das mit Sicherheit nicht.
Von Daniel Fuchs