• Ein geniales Trio: Stefan Gubser, Corinne Sutter und Marlise Fischer geniessen den Schlussapplaus. · Bilder: Hans Mathys

  • Krimiautor Peter Beutler (links) und Regisseur Reto Lang anlässlich des Gesprächs mit Fragerunde.

  • Staatsanwalt Balthasar Winterhalder – wie ihn Karikaturistin Corinne Sutter sieht.

30.05.2022
Langenthal

«Die Geldwäscher» – Uraufführung als Erlebnis

Das Schweizer Autorentheater überLand lässt in Langenthal den Polit-Doku-Krimi «Die Geldwäscher» des Schweizer Bestsellerautors Peter Beutler als Theater-Uraufführung zum Erlebnis werden. Stefan Gubser und Marlise Fischer versprühen bei dieser szenischen Lesung knisternde Spannung. Grossartig auch, wie Karikaturistin Corinne Sutter dazu das Geschehen und die Köpfe der Protagonisten illustriert.

Bei der Theater-Uraufführung von «Die Geldwäscher» – Regie und Dramaturgie Reto Lang – sind auch der 79-jährige Erfolgsautor Peter Beutler und der 66-jährige Rudolf Elmer dabei, der früher Manager der Bank Julius Bär war. Er deckte als Whistleblower (Hinweisgeber) kriminelle Machenschaften auf, die das Schweizer Bankgeheimnis ins Wanken brachten. Im Roman von Peter Beutler heisst er Konrad Kloter. Ihm trachten gewisse Leute nach dem Leben. Dies sowohl auf den Cayman Islands (Karibik), wo Konrad Kloter als Chief Operating Officer der Cäsar Bieder Trust Company tätig ist – wie später auch in der Schweiz. Auf den Cayman Islands ist Konrad Kloter mit dem Fahrrad unterwegs, als er von einem Auto angefahren wird, schwer verletzt in einem Strassengraben landet, jedoch überlebt. Der Unfallverursacher begeht Fahrerflucht, wird aber später erschossen aufgefunden. Diese Vorkommnisse rufen auch das FBI, die Sicherheitsbehörde der Vereinigten Staaten, auf den Plan – mit Special Agent David Koch als Ermittler. Dies ist der Auftakt einer Mord- und Verbrecherserie, deren Drahtzieher das Ziel haben, das Schweizer Bankgeheimnis und damit die grösste Geldwäscherei der Welt zu schützen.

Genial: Fischer und Gubser
Der für die Regie und Dramaturgie zuständige Reto Lang kann für die Inszenierung von «Die Geldwäscher» auf eine prominente Besetzung zählen. Einerseits ist es die 69-jährige Powerfrau Marlise Fischer, seit über 45 Jahren Schauspielerin und zudem Leiterin des in Langenthal domizilierten Schweizer Autorentheaters überLand. Andererseits Stefan Gubser. Dieser wurde als Schweizer «Tatort»-Kommissar Reto Flückiger bekannt.

«Gringe» von Corinne Sutter
Nun sitzen sie also da, Marlise Fischer und Stefan Gubser, beide separat an je einem schwarzen Tisch auf einem schwarzen Stuhl. Beide lesen aus Peter Beutlers Kriminalroman. Marlise Fischer und Stefan Gubser interpretieren unisono mehrere Personen – sympathische und weniger sympathische. Auf einem grossen Bildschirm werden dem 100-köpfigen Publikum im randvollen Theater 49 des Stadttheaters Projektionen und filmische Sequenzen zur Veranschaulichung gezeigt. Für das Tüpfchen auf dem «i» sorgt – etwas abseits an einem dritten Tisch sitzend – Allround-Künstlerin Corinne Sutter. Das Dreier-Team harmoniert prima. Marlise Fischer und Stefan Gubser sorgen mit ihren Schilderungen und Interviews für Hochspannung, während das Publikum auf dem Grossbildschirm verfolgen kann, was Karikaturistin Corinne Sutter dazu gezeichnet hat oder live zeichnet. Eindrücklich dabei die markanten Gesichter der Protagonisten.

Fesselnde Unterhaltung
«Die Geldwäscher» bietet von A bis Z fesselnde Unterhaltung. Als Konrad Kloter mit seiner Familie – Gattin Helga und Tochter Jenny – von den Cayman Islands zurück in die Schweiz kehrt, nimmt er eine andere Anstellung an. Für den Bieder-Konzern, für den er von September 1994 bis zu seiner Entlassung im Dezember 2002 tätig war, ist Konrad Kloter gefährlich geworden. Dies wegen seines Wissens um die «Waschvorgänge» des Geldes und weil er im Besitz von Bankdaten ist. Zurück in der Schweiz redet sich Kloter ein, hier sicher zu sein. Ein Trugschluss. Eine Hetzjagd auf ihn und seine Familie beginnt. Er wird verfolgt und bedroht – auch mit einem Mail am 15. Juni 2004. Absender:
«geisterhand.zh». Der Text: «Herr Kloter, nun sind Sie am Ende der Fahnenstange angelangt. Leider fahren Sie mit Ihren strafbaren Handlungen fort. Sie wissen genau, um was es geht. Sollten Sie nicht unverzüglich aufhören damit, sehen wir uns gezwungen, zu anderen Methoden zu greifen. Sie haben eine Tochter. Wollen Sie das Leben Ihres Kindes gefährden? Freundliche Grüsse, Ihre Geisterhand.» Jetzt wird klar, dass Balthasar Winterhalder, Staatsanwalt am Bezirksgericht Zürich Stadt sowie Arnold Nötzli, Richter am Bezirksgericht Zürich-Stadt, unter einer Decke stecken. Es gelingt ihnen immer wieder, Konrad Kloter In Untersuchungs- und Isolationshaft zu stecken. Er kann sich immerhin auf Freunde wie Wolf Schnyder, Anwalt und Journalist, verlassen.

Regisseur Reto Lang gefordert
Regisseur Reto Lang ist es gelungen, die entscheidendsten Passagen des Polit-Doku-Krimis auszuwählen und nach seinen Ideen dem Publikum via Marlise Fischer und Stefan Gubser «rüberzubringen». Dabei hat Lang bewusst darauf verzichtet, den Ausgang des mitreissenden Finales zu verraten. Das Publikum der Theater-Uraufführung «Die Geldwäscher» soll sich den brisanten Schlussteil des Buches selber zu Gemüte führen – als Leser.
Nach der eindrücklichen Uraufführung stellt sich Bestseller-Autor Peter Beutler den Fragen des Publikums. Inzwischen hat er 13 Bücher verfasst – 2021 mit «Langnauer Gift» und «Die Geldwäscher» gleich deren zwei. Er verrät, dass am 27. September 2022 sein neuster Kriminalroman «Der Bundesbrief» erscheinen wird. Das Recherchieren zum Buch «Die Geldwäscher» habe ihm Spass bereitet. Das Recherchieren sei zeitlich aufwändiger gewesen als danach das Schreiben. «Das Bankenwesen ist mir nicht so wahnsinnig geheuer», sagt er. «Vieles, das ich geschrieben habe, ist tatsächlich so geschehen, anderes könnte sehr wohl so passiert sein», antwortet er auf eine Frage, was in seinem Buch Fiktion und was Realität sei. Die Uraufführung des Polit-Doku-Krimi-Theaters hier in Langenthal habe ihm gefallen.

Allround-Künstlerin aus Aarwangen
Wesentliches zum guten Gelingen beigetragen hat die 37-jährige Zeichnerin und Schnellzeichnerin von Karikaturen, Corinne Sutter. Wie ist sie bei der Darstellung der Figuren beziehungsweise der markanten Köpfe («Gringe») vorgegangen? Corinne Sutter – sie lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern in Aarwangen: «Bei einigen Personen hatte ich bereits beim Lesen eine sehr konkrete Vorstellung, bei andern musste ich mehrere Varianten vor meinem inneren Auge durchgehen. Ich habe mir teilweise Bezüge zur Realität erlaubt: Die Anwältin Tashima Woeser ist eine Mischung aus Elmers Verteidigerin und Carla Del Ponte. Ich habe die Figuren jeweils sofort Reto Lang zugespielt und im Austausch mit ihm weiter entwickelt, was ein spannender Prozess war. Auch Stefan Gubser und Marlise Fischer, welche die Personen letztlich zum Leben erweckten, haben mir wertvolle Rückmeldungen gegeben. Die Zusammenarbeit war gegen Ende intensiv, da sehr viele tolle Ideen zusammenkamen, wie wir das textlastige Stück multimedial mit Filmen, Bildern und Ton untermalen können. Ich freue mich sehr, dass bei der Uraufführung alles wie geplant zusammen kam.»

Von Hans Mathys