Die Gemeinde steht unter Strom
Die Gemeinde Ursenbach steht unter Strom. An einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung wurde einem Verpflichtungskredit in der Höhe von 132 000 Franken für die Sanierung der Trafostation im Unterdorf bei Glas Trösch zugestimmt.
Ursenbach · Während andere Gemeinden in Corona-Zeiten auf eine Durchführung ihrer Gemeindeversammlung verzichten, bleibt man in Ursenbach der Tradition treu, die Gemeindeversammlung physisch abzuhalten», weil wir unseren Bürgern auch in diesen Zeiten die Möglichkeit bieten wollen, sich aus erster Hand zu informieren und Fragen zu stellen», betonte Gemeindepräsident Christian Jeremias anlässlich der ausserordentlichen Gemeindeversammlung, die immerhin von 22 Stimmberechtigten (3,2 Prozent von insgesamt 693) besucht wurde.
Anlass für die ausserordentliche Versammlung war die aktuell laufende Sanierung der Trafostation im Unterdorf, die sich in der Liegenschaft der Firma Glas Trösch befindet. Die Firma vergrössert ihr Betriebsgebäude, was die Elektrizitätsversorgung Ursenbach (EVU) vor grosse Herausforderungen stellt, wie Klaus Brand, Präsident der Elektrizitätskommission an der Versammlung bestätigte. Man habe sich Gedanken betreffend der Sanierung der Haupteinspeisung sowie der Anlage gemacht, «denn hier befindet sich das Herz der Stromversorgung von Ursenbach», betonte Brand.
Synergien nutzen, Kosten sparen
Er wies darauf hin, dass die Anlageteile nicht mehr dem heutigen Stand der Technik entsprechen. Der Neubau der Glas Trösch AG habe die EVU dazu veranlasst, einen neuen Raum im Firmengebäude der Glas Trösch AG zu realisieren. Dadurch könnten auch Synergien genutzt werden. Klaus Brand ist überzeugt: «Für die künftige Versorgungssicherheit unserer Gemeinde ist dies eine gute Investition.» Ein späterer Umbau würde höhere Kosten verursachen. Zudem könne Raum für die Zukunft geschaffen und ein Standort für die Transformatorenstation gesichert werden. Müsste dieser zu einem späteren Zeitpunkt gesucht werden, würden erhebliche Mehrkosten entstehen.
Mit diesen Argumenten konterte Brand einen Einwand eines Bürgers, der dem Projekt kritisch gegenüberstand und die Frage in den Raum stellte, welchen Profit die Gemeinde davon habe, im Gebäude der Glas Trösch AG einen neuen Trafostations-Raum zu erstellen und zu betreiben.
Letztendlich stimmten die Anwesenden mit 21:1 einem Verpflichtungskredit in der Höhe von 132 000 Franken für die Trafostation im Unterdorf zu. Weitere 100 000 Franken sprach die Versammlung für die Sanierung der Rohranlagen Hohlenstrasse. Zwar genehmigten die Ursenbacher bereits 2018 einen Verpflichtungskredit Hohlenstrasse, doch dabei wurden die Kosten für den Ersatz der Rohranlage nicht eingerechnet, was nun nachgeholt wurde. Letztendlich sprach die Versammlung weitere 85 000 Franken für die Verlegung einer bestehenden Freileitung ins Erdreich zwischen der Trafostation Unterdorf und dem Flührain. Damit würden die Versorgungssicherheit sowie künftige Unterhaltsarbeiten optimiert, erläuterte Klaus Brand.
Ausbau Wärmeverbund scheitert
Genehmigt haben die Ursenbacher in der Folge auch das Reglement über die Mehrwertabgabe bei Ein-, Um- und Neueinzonungen sowie das Übertragungsreglement Schulsozialarbeit. Bereits früher hatte die Gemeindeversammlung der Einführung von Schulsozialarbeit ab August 2021 zugestimmt. Gleichzeitig haben sich die Stimmberechtigten dafür ausgesprochen, dass die Administration und Verwaltung der Schulsozialarbeit für die Volksschule Ursenbach ebenfalls dem Oberstufenzentrum Kleindietwil zugeteilt wird. Die Aufgabenübertragung bedingte die Schaffung eines Reglementes.
Sorgen bereitet den Ursenbachern nach wie vor der Wärmeverbund der Gemeinde im Dorfzentrum, der nur schwerlich kostendeckend betrieben werden kann. Der Gemeinderat hat deshalb diverse Optionen zur Optimierung und Erweiterung des Wärmeverbundes geprüft. Ein Austausch des bestehenden Ofens gegen einen kleineren Ofen rechne sich während der Lebensdauer des bestehenden Ofens aber nicht, erläuterte Gemeindepräsident Christian Jeremias. Dazu wären Investitionskosten von über 200 000 Franken nötig. Die Variante Abwärmegewinnung habe man ebenfalls verworfen. «Eine Turbine mit Abwärme zu betreiben, ist bei uns nicht umsetzbar», begründete Jeremias diesen Entscheid. Die Kosten wären zu hoch, weil das Netz nicht darauf abgestimmt sei und grosse Anpassungen nötig wären. Deshalb schien der Ausbau des Wärmeverbundes die erfolgversprechendste Variante zu sein. So wurden alle Liegenschaftsbesitzer im Perimeter der Dorfschutzzone angefragt, ob Interesse an einem Anschluss bestünde. Insgesamt 22 Liegenschaftsbesitzer meldeten ihr Interesse für ein Gespräch an.
Wie weiter mit Wärmeverbund?
Dabei wurden drei Ausbaumöglichkeiten ins Auge gefasst: Vom Dorfkern aus nördlich der Kantonsstrasse; vom Dorfkern Richtung Oberdorf sowie das Dorf südlich der Kantonsstrasse. Bei den diversen Gesprächen schwand jedoch das Interesse der Liegenschaftsbesitzer zusehends. Bewerber zogen sich zurück. Damit fehlt eine Grundlage für eine weitere Verfolgung der Ausbaumöglichkeiten. Zudem zeigten die Berechnungen auch, dass ein kostendeckender Ausbau nicht umsetzbar ist.
Damit ist der Wärmeverbund zurück auf Feld 1. Christian Jeremias zeigte sich ernüchtert und sprach davon, dass man nicht wisse, wie es mit dem Wärmeverbund weitergehe. «Wenn alles optimal läuft, kann dieser in Zukunft kostendeckend betrieben werden. Aber wir müssten zwingend Rückstellungen machen können, weil die Anlage irgendeinmal saniert oder erneuert werden muss.»
Ausbau Eichmatt nochmals prüfen?
Aus der Versammlung regte Daniel Rüfenacht an, vorab den Ausbau Eichmatt, Richtung Unterdorf, noch einmal genauer zu prüfen, gebe es doch hier mehrere Liegenschaftsbesitzer, die im Interesse einer längerfristigen, ökologischen und nachhaltigen Energieversorgung eventuell bereit wären, höhere Energiekosten zu tragen.
Von Walter Ryser