• Gut gelaunt begrüsst Präsident Hans Rentsch (links) die «Ufrichti»-Gäste auf der Hinteren Lüderenalp. Bilder: Ulrich Steiner

29.09.2017
Emmental

Die Hintere Lüderenalp feiert «Ufrichti»

Wasen. Eine Woche nach der Alpabfahrt der 90 Sömmerungsrinder stand auf der Hinteren Lüderenalp erneut ein Freudentag an. Die Genossenschafter, der Vorstand und die Handwerker trafen sich zur «Ufrichti» der komplett sanierten Hirtenwohnung.

Seit 31 Jahren versehen Fritz und Elisabeth Meister die Hirtenstelle auf der Hinteren Lüderenalp oberhalb von Wasen. Jeden Sommer werden ihnen von Talbauern rund 90 Sömmerungsrinder anvertraut. 15 Hektaren Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) bewirtschaftet der Simmentaler Reinzüchter in Eigenregie. Im Winter erledigt Fritz Meister Holzerarbeiten in den genossenschaftlichen Waldungen und für Private.
Der Wohnteil des Bauernhauses aus dem Jahr 1872 wurde vor 40 Jahren letztmals sanft modernisiert.

In die Zukunft investiert
Damit auch der kommenden Generation eine zeitgemässe Wohnung zur Verfügung steht, entschloss sich der Alpvorstand für eine Totalsanierung des Wohnteils.
Der Umbau geschah zur Hauptsache im vergangenen Sommer, weil auf 1100 Meter über Meer die Zufahrt im Winter oft problematisch ist. Laut Planer und Bauleiter Matthias Krall, von der gleichnamigen Holzbaufirma, habe man den grössten Effekt durch die Verlegung von Küche und Wohnzimmer auf die von der Abendsonne beschienene Westseite des Hauses erzielt. Die Stückgutheizung wurde im Schopfbereich und der Wärmespeicher im ausgebauten Keller installiert. Das Obergeschoss wurde angehoben und beinhaltet nun drei neue Zimmer sowie eine Nasszelle. Das Dach und die Frontfassade blieben unverändert, wurden aber nach neustem Standard isoliert. «Hier waren die richtigen Leute am richtigen Platz», meinte der ehemalige Präsident Res Stalder nach der Besichtigung.

Die alte «Gade-Stäge» hat ausgedient
Der Genossenschaftspräsident Hans Rentsch (Wasen) bezifferte anlässlich der «Ufrichti» vom letzten Samstag die getätigten Investitionen mit 450 000 Franken. Er dankte den beteiligten Handwerkern und der Hirtenfamilie für den geleisteten Effort unter teilweise erschwerten Bedingungen.
Fritz und Elisabeth Meister logierten während der Bauzeit in einem Wohnwagen. Das anfängliche Campingfeeling habe sich infolge eines frühen Wintereinbruches gegen Ende eher in einen Albtraum gewandelt, schilderte Fritz Meister in seinen Dankesworten. Unter die Haut gegangen sei ihm auch dieser Moment: «Als die Zimmermannen die alte ‹Gade-Stäge› zersägt haben, musste ich schon dreimal leer schlucken. Mehr als ein halbes Jahrhundert bin ich da x-mal auf und ab gegangen.»
Seit kurzem erfreut auf der Hinteren Lüderenalp das Selbstbedienungs-Restaurant «Steigärtli» Wanderer und Biker gleichermassen. Ulrich Steiner