Die kleinen Schätze der «Krone»
Nach über einem Jahr geduldiger Wartezeit wurde die Genehmigung zum Umbau des Hotels Krone in Huttwil kürzlich erteilt. Doch bereits seit längerem wird darin gearbeitet. Nicht durch den Bauherrn und Besitzer Andreas Ruch, sondern durch die Denkmalpflege und Restauratorinnen. Die Baugeschichte des historischen Gebäudes konnte so wieder sichtbar gemacht werden.
Das Hotel Krone ist im kantonalen Inventar als schützenswert aufgeführt. Aufgrund des bevorstehenden Umbaus führte die kantonale Denkmalpflege darin dendrochronologische Untersuchungen (ein Methode, mit der das Alter des Holzes bestimmt werden kann) durch und stellte Forschungen zu den Bauphasen und Besitzergeschichte an. Die dendrochronologische Altersbestimmung der entnommenen Holzproben lieferte für das untersuchte Bauwerk das Fälljahr des Baumes, nicht jedoch das Baujahr. Es besteht allerdings in der Regel ein enger Zusammenhang zwischen beiden Daten, da die Hölzer früher oft saftfrisch verarbeitet wurden. Das Hotel Krone, 1750 ursprünglich als Wohnhaus erbaut, weist eine 270-jährige Baugeschichte auf. Erst nach dem Städtlibrand in Huttwil von 1834 wurde das Tavernen- und Wirtschaftsrecht von der alten, abgebrannten «Krone» (westlich der Kirche) erworben und auf die Liegenschaft übertragen. Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde ostseitig an das Haus der Kronensaal mit Theaterbühne angebaut. Der Saal wurde 1922/1923 durch den damaligen Besitzer und Filmpionier Albert Roth de Markus zum ersten Lichtspieltheater in der Region umfunktioniert. Heute sind die beiden Grundstücke, eines mit Kernbau (Bahnhofstrasse 14), das andere mit dem ehemaligen Anbau (Bahnhofstrasse 12), stark umgebaut und nicht mehr in gleicher Besitzerhand.
Historische Farben und Tapeten
Neben den dendrochronologischen Untersuchungen wurde auch eine Untersuchung der historischen Farbfassung in ausgewählten Innenräumen vorgenommen. Jüngere Verschalungen und Verkleidungen wurden an diversen Wänden und Decken geöffnet, um Einblicke auf ältere Ausstattungselemente zu gewinnen. Der Aufbau von Putz-, Farb- oder anderen sich überlagernden Gestaltungselementen wurde dabei gezielt mit einem Skalpell schichtweise abgetragen und untersucht. So wurden beispielsweise im Speisesaal beim Wandtäfer zwischen sieben bis acht Farbschichten gefunden, was bestätigt, dass die Decke, bei der eine Farbschicht weniger gefunden wurde, jünger als das Wandtäfer sein muss. In den Zimmern im Obergeschoss wurden mehrere Lagen Papiertapeten sondiert. Sie wurden entweder direkt auf den Rieg tapeziert ..oder liegen auf einem Träger aus einem groben Textil, das am oberen und unteren Ende der Wand mit Nägeln fixiert wurde. Ebenso sind Zeitungspapier oder sonstige Makulatur als Träger für die Tapeten zu finden. Es wurden zwei- bis mehrfarbige Papiertapeten gefunden. In einem der Zimmer beispielsweise wurde eine Blumentapete, bedruckt mit Rosen und Nelken, entdeckt, welche als älteste Tapete datiert werden konnte. Sie liegt als unterste Gestaltungsphase auf Zeitungspapier, welches als Haftgrund auf den Putz respektive das Holzwerk geklebt wurde. Die Zeitung ist mit dem Datum «13. März 1898» versehen. Sie schliesst zur Holzbalkendecke mit Schiebboden und zum Sockelbrett mit einer Blumenbordüre ab. Über der Blumentapete befand sich eine graue Tapete mit feinen weissen Quadraten und Punkten, welche vermutlich aus dem 20. Jahrhundert stammt.
Verschiedene Umbauphasen
Die Veränderungen am Bau lassen sich durch die durchgeführten Untersuchungen grob in drei Phasen einteilen: In die Bauzeit um 1750 bis ins frühe 19. Jahrhundert, vom 19. Jahrhundert bis vor den Anbau des Kronensaals und in das frühe 20. Jahrhundert, in welchem der Kronensaal und das Lichtspieltheater angebaut wurden. Die Umbauphase 1922/1923 ist im ganzen Haus abzulesen und prägte dabei das Innenleben massgebend. Zu dieser Phase gehören unter anderem auch Knietäfer und Tapeten. Der Speisesaal konnte mit seiner bestehenden Ausstattung stilistisch ebenfalls den 20er-Jahren zugeordnet werden. «Da die Umbauphase 1922/23 sowohl für das Hotel Krone wie auch lokalgeschichtlich von grosser Bedeutung ist, möchten wir diese Baugeschichte im ganzen Haus erhalten respektive wieder sichtbar machen», erklärt Andreas Ruch. Das Hotel und Restaurant sollen voraussichtlich im Jahr 2025 durch einen Betriebsleiter wiedereröffnet werden. Neben der Gaststube werden drei «Sääli» und in den oberen Stock werden elf Hotelzimmer entstehen – hergerichtet wie anno dazumal.
Von Marion Heiniger