Die letzte Biker Party steht auf der Kippe
Die Vorbereitungen für die 16. Biker Party vom 22. bis 26. Juli in Sumiswald waren bisher in vollem Gange, momentan sind sie wegen dem Corona-Virus in der Warteschlaufe. Es wäre diesen Sommer die letzte grosse Party gewesen. Neue Auflagen des Kantons Bern haben die Dead Riders als Organisatoren zu dieser Entscheidung veranlasst.
Sumiswald · Die Enttäuschung beim Motorrad-Club Dead Riders ist gross, aber der Entschluss steht fest. Die grösste Biker Party der Schweiz, welche alle zwei Jahre in Sumiswald stattfindet, sollte dieses Jahr vom 22. bis 26. Juli zum
16. Mal und gleichzeitig auch zum letzten Mal über die Bühne gehen. Zusätzliche Auflagen des Kantons Bern brechen der international bekannten Biker Party das finanzielle Genick. Und nun dürfte den Bikern das Corona-Virus wohl einen Strich durch die Rechnung machen. An einer der nächsten Sitzungen wird entschieden, ob, wie oder wann die letzte Biker-Party über die Bühne gehen soll.
Mehrweggeschirr als Stolperstein
Die Entscheidung, den beliebten Töff-Treff künftig nicht mehr durchzuführen, wurde aufgrund der neuen Berner Gastgewerbeverordung gefällt.
Seit 2018 sieht diese eine Mehrweggeschirr-Pflicht bei Festwirtschaften vor. Sie lässt lediglich Ausnahmen bei Anlässen von unter 500 Personen zu. Mit rund 700 Helfern und über 30 000 Besuchern zählt die Sumiswalder Biker Party nicht dazu. Obwohl die Organisatoren dieses Jahr ihre bestehenden Einweg-Barbecher und Thermokaffeebecher noch aufbrauchen dürfen, da sie bedruckt sind, rechnen die Veranstalter mit Mehrkosten für wiederverwendbare Teller, Bestecke und Bierbecher von mehreren 10 000 Franken.
«Eine grosse Summe,die irgendwie wieder eingenommen werden muss», sagt Urs Eggimann, Präsident der Dead Riders. Traditionellerweise verzichtete der Motorrad-Club auf Eintrittspreise und generierte den Umsatz an der Biker Party lediglich mit dem Verkauf von Essen und Getränken.
Bei einem Budget von 300 000 Franken war das bisher schon schwierig genug. Mit der neuen Auflage des Kantons wird es dieses Jahr noch um einiges schwerer werden.
Um den Mehraufwand, der durch das Mehrweggeschirr entsteht, bewältigen zu können, muss an der letzten Biker Party mehr Personal, beispielsweise an den Rücknahmestationen, eingesetzt werden. Ebenfalls grösser wird das Aufgebot der Security sein, welche zusätzlich das Mehrweggeschirr bewachen muss. Das OK der Biker Party rechnet für die fünf Festtage mit rund 70 000 Stück Mehrweg-Bierbechern, die gemietet werden müssten.
Höhere Preise?
Wohin die Reise des LKWs nach dem Anlass mit den gebrauchten Bechern geht, damit sie gereinigt werden können, weiss Urs Eggimann nicht, aber eines steht für ihn fest: «Ökologisch kann das nicht sein».
Eine schmerzliche Entwicklung für die Mitglieder der Dead Riders, denn ökologisch war bisher der vorherrschende Gedanke bei der Organisation der grossen Party. Die Trinkbecher wurden im Nachbardorf Wasen hergestellt, die Produkte in regionalen Geschäften eingekauft, um die Transportwege so klein wie möglich zu halten.
Das wird sich dieses Jahr wohl ändern.
Um nicht in die roten Zahlen zu rutschen, müssen entweder die Preise erhöht oder günstiger eingekauft werden, was nur mit regionalen Produkten nicht mehr möglich sein wird. «Anders können wir die hohen Mehrkosten gar nicht stemmen», gibt Urs Eggimann zu bedenken.
Erfolg dank Angy Burri
Gegründet wurde der Motorrad-Club Dead Riders 1989. Der heute 22 Mitglieder zählende Club startete mit
13 Mitgliedern. Bereits ein Jahr später veranstalteten sie das erste Töff-Treffen. Damals verlangten sie für das Festzelt noch Eintritt. Die noch unerfahrenen Biker, zwischen 17 und 20 Jahren alt, hatten sich damit gehörig verschätzt.
Als Auflage der Gemeinde mussten sie für die Einheimischen an einem der beiden Tage volkstümliche Musik anbieten. «Wir haben an diesem Abend nur 12 Eintritte verkauft», erzählt Eggimann. Am nächsten Tag jedoch, als «Angy Burri» im Festzelt auftrat, wurden sie von der Menge der Besucher überrumpelt.
Bei 12 000 Eintritten war das Zelt gerappelt voll und das Bier bereits nach kürzester Zeit ausverkauft. Da niemand erreichbar war, der ihnen den dringenden Biernachschub hätte liefern können, fuhren sie mit zwei bis drei kleinen Lieferwagen von Restaurant zu Restaurant und kauften bis auf jeweils einen Harass deren ganze Bierbestände auf. «Das war das geilste Fest, das wir je gemacht hatten», blickt sich Urs Eggimann zurück.
Damit die letzte Party nicht in einer finanziellen Katastrophe endet und positiv in Erinnerung bleiben wird, hoffen die Biker wenigstens auf schönes Sommerwetter. Weitere Informationen folgen, sobald der Motorrad-Club Dead Riders eine Entscheidung getroffen hat.
Von Marion Heiniger