• Gemeindepräsident Heinrich Jörg (am Rednerpult) zeigt Durchhaltewillen. Er stellt sich für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. Links sein Vize Marco Burkhalter, daneben Gemeindeschreiberin Therese Müller und rechts Finanzverwalter Markus Capaul. · Bild: Hans Mathys

15.12.2017
Oberaargau

Die letzte Kurve vor der Zielgeraden

«Ich glaube noch immer an die Fusion mit Langenthal. Wir sind bei der letzten Kurve vor der Zielgeraden», sagte Heinrich Jörg, Gemeindepräsident von Obersteckholz, an der Gemeindeversammlung. Eine bevorstehende Hürde sei das Ja des Langenthaler Stadtrats.

Obersteckholz · An den Gemeindeversammlungen in Obersteckholz rücken «normale» Geschäfte seit drei Jahren in den Hintergrund, weil der Fokus auf die geplante Fusion mit der Stadt Langenthal gerichtet ist. Die Fusion scheiterte bisher an der Wasserversorgungsfrage. Die Wasserversorgungsgenossenschaft Obersteckholz (WVGO) ist nicht bereit –  die Machbarkeitsstudie verlangt dies – ihr Leitungsnetz an die Gemeinde Obersteckholz abzutreten. Diese Haltung der WVGO verbaute bis jetzt den Weg zur Fusion mit Langenthal. Dieser Fusion hatte Obersteckholz vor eineinhalb Jahren mit 92 Prozent zugestimmt. An der Dezember-Gemeindeversammlung informierte Gemeindepräsident Heinrich Jörg über den an den Gemeinderat gerichteten eingeschriebenen Brief des WVGO-Vorstandes mit der Ankündigung, Gemeindeversammlungen nicht mehr zu besuchen. Tatsächlich blieben die Wassergenossen auch dieser Versammlung fern. Raunen und Kopfschütteln war die Folge.

Neues Leitungsnetz geplant   
Im Bereich Wasser konnte jetzt eine gangbare Lösung gefunden werden, die aber noch vom Stadtrat Langenthal abgesegnet werden muss. Danach behält die WVGO ihr noch benötigtes Leitungsnetz für die 18 von 33 verbleibenden Genossenschaftern und nützt das Recht als Selbstversorger. Die WVGO gibt den Auftrag als öffentlicher Wasserversorger an die Gemeinde zurück. Diese plant und erstellt ein neues Parallelnetz. Dazu wurde das Langenthaler Ingenieurbüro Scheidegger AG beauftragt. Das Geld in ein neues Leitungsnetz zu investieren sei, so Jörg, sinnvoller, als die alten Leitungen der WVGO zu übernehmen. Die Rede ist von 1,6 Millionen Franken. Er bezweifle zudem, ob das alte Netz dem Druck des Wasserreservoirs Rappenchopf oberhalb von Lotzwil (mit 5 Millionen Liter Fassungsvermögen) standhalten würde. Nach wie vor sei beabsichtigt, dass das neue Leitungsnetz sowie jenes der Wasserversorgung Rottal eines Tages an den Gemeindeverband Wasserversorgung untere Langete (WUL) übergehe. Melchnau müsste sich diesem anschliessen.
Langenthals Stadtpräsident Reto Müller gab der Hoffnung Ausdruck, «miteinander weiterzufahren, die Fusion möglich zu machen und diese zum Gelingen zu bringen.» Er vermutet, dass der Langenthaler Stadtrat im März 2018 darüber befinden wird.
Nachdem Elisabeth Berchtold als Finanzverwalterin auf Mitte 2017 demissionierte, ist neu Markus Capaul vom Treuhandbüro Fankhauser & Partner AG in Huttwil für die Finanzverwaltung zuständig. Dieser stellte das Budget 2018 vor, das im Gesamthaushalt ein Defizit von 189 800 Franken vorsieht. Käme die Fusion mit Langenthal nicht zustande, würde sich das steuerfinanzierte Eigenkapital von zurzeit knapp 1 Million Franken bis 2022 um die Hälfte verringern.

Schliessung der Poststelle
Unbestritten waren die Verpflichtungskredite von 35 000 Franken für die externe Finanzverwaltung und von 4500 Franken für die externe Revisionsstelle. Bei Letzterer hat sich der Gemeinderat für die Finances Publiques AG in Bowil entschieden, was die 55 Stimmberechtigten (von total 321; 17,1 Prozent) einstimmig «absegneten». Ueli Schneider scheidet nach 13 Jahren als Präsident aus der Rechnungsprüfungskommission aus, Hannes Kuert gibt sein Amt als Mitglied dieser Kommission ebenfalls ab. Mit Applaus für eine weitere Amtszeit wiedergewählt wurde Gemeindepräsident Heinrich Jörg. Bei den Infos des Gemeinderats war die Schliessung der Post in Melchnau per 19. März 2018 ein Thema. Bis dahin sei weiterhin Melchnau für Obersteckholz zuständig, danach die Post in Langenthal.

Von Hans Mathys