Die Mammuts marschieren Richtung Huttwil
Die Mammuts sind auferstanden und haben sich auf den Weg ins Mammutland nach Huttwil begeben. Dieses Fazit könnte man nach der jüngsten Infoveranstaltung von Pro Regio Huttwil ziehen. Der Businessplan, samt Berechnung der Wirtschaftlichkeit, geht von einem jährlichen touristischen Gesamtumsatz von 12,2 Millionen Franken aus. «Hier handelt es sich um ein wichtiges Projekt für die Region», ist Walter Rohrbach, Gemeindepräsident von Huttwil und Geschäftsführer Pro Regio, überzeugt.
Bereits seit einigen Jahren geistert die Idee von einem Mammutland durch das obere Langetental. Im Oktober 2015 wurde unter der Regie von Pro Regio Huttwil das Vorprojekt «Mammut Erlebnispark Region Huttwil» gestartet (der «Unter-Emmentaler» berichtete regelmässig). Seit Februar 2018 feilten die Bündner Spezialisten der Firma grischconsulta AG am Businessplan und der Einschätzung der regionalwirtschaftlichen Auswirkungen aus der Sicht der Region und der Gemeinden, inklusive dem Potenzial neuer Arbeitsplätze. Die Resultate dieser Arbeit wurden nun an einer Infoveranstaltung Behördenvertretern, Tourismusanbietern sowie den Medien präsentiert.
Mammut-Park und Eiszeitwald
Walter Rohrbach, Gemeindepräsident von Huttwil und Geschäftsführer Pro Regio, hielt zu Beginn fest, dass die Realisierung eines Mammutlandes in der Region kein Projekt eines einzelnen sei, «sondern eine Idee, die von der ganzen Region getragen werden muss». Man wolle mit dem Mammutland ein modular aufgebautes Angebot schaffen, das die Möglichkeit zur regelmässigen Weiterentwicklung biete. «Damit wird gewährleistet, dass die Besucher das Mammutland nicht bloss einmal, sondern immer wieder besuchen.» Auf diese Weise würde die Region zu einem touristischen Anziehungspunkt. Der Businessplan, samt Berechnung der Wirtschaftlichkeit, geht von einem jährlichen Gesamtumsatz von 12,2 Millionen Franken aus, der mit diesem touristischen Angebot generiert werden könnte.
In der Region um Huttwil waren vor rund 12 000 Jahren die Mammuts zu Hause. Der mächtige Pflanzenfresser hat dabei seine Spuren hinterlassen. Beim Kohleabbau im Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie bei der Schottergewinnung in Kiesgruben fanden sich zahlreiche Spuren des Eiszeitriesen. Stosszähne, Backenzähne und Knochen sind Zeugen einer versunkenen Zeit, die nun mit dem Mammutland wieder zum Leben erweckt werden soll. Vier grosse Leuchtturmprojekte bilden die zentralen Bausteine des Mammutlands. Herzstück und Zentrum des Erlebnisangebots in der Region wird dabei der Mammut-Park in Huttwil sein, wie Werner Stark von der Pronatour GmbH im österreichischen Leobendorf erläuterte. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung und Umsetzung von Erlebnisprojekten. Ein Themenpark zu Mammut und Eiszeit, mit einer modernen, multimedialen Ausstellung bilden das inhaltliche Rückgrat. Der Outdoor-Abenteuerbereich bietet Mammut-Spiel, Wasserlandschaft, Forscherpfad und vieles mehr. Restaurant und Shop sollen zusätzliche Wertschöpfung generieren. «Der Mammut-Park bildet das perfekte Ausflugsziel für Familien, bietet lange Aufenthalte bei jedem Wetter, ist Lehrobjekt für Schulgruppen genauso wie Wissenspark für Erwachsene», betonte Stark.
150 000 Besucher pro Jahr
Mit dem Eiszeitwald soll ein weiteres Grossprojekt und damit ein zweiter Hotspot in der Region entstehen. Der Baumkronenweg soll eine umfassende Walderlebniswelt bieten. Dazu kommen die Mammut-Grube als spielerisches Grabungsfeld für grosse und kleine «Archäologen» sowie ein Aussichtsturm mit angeschlossenem Waldseilpark als weiteres Angebot im Mammutland. Um die Storyline spürbar zu machen, sollen laut Stark die Mammuts immer wieder in der ganzen Region auftauchen: Hier ein Stosszahn an der Strasse, da eine Fussspur bei der Käserei, dort ein Rüssel hinter der Hausecke. Deshalb sollen bestehende Angebote in der Region wie beispielsweise die Schaukäserei, das Spycher Handwerk in Huttwil oder das Kloster St. Urban mit einbezogen und aufgewertet werden. Die Kostenschätzung für die Realisierung der gesamten Projekt-Ideen liegt bei rund 22 Millionen Franken.
Die Einschätzung der Wirtschaftlichkeit des Mammutlandes wurde von der Firma Grischconsulta AG aus Maienfeld vorgenommen. Gemäss Inhaber Roland Zegg geht man von einem Szenario mit 150 000 jährlichen Besuchern aus, sowohl im Mammutpark als auch im Eiszeit-Erlebniswald. Mit der Annahme, dass sich darunter 50 Prozent Kombigäste befinden, ergibt dies jährlich rund 2 25 000 Eintritte für das Mammutland. Der vorliegende Businessplan rechnet mit einem jährlichen Betriebsaufwand von rund 4,8 Millionen Franken und Erträgen in der Höhe von rund 5,7 Millionen Franken, womit ein jährliches Betriebsergebnis von rund 894 000 Franken resultieren würde. Geld, das für Abschreibungen, Erneuerungsbedarf und die Weiterentwicklung des Mammutlandes zur Verfügung stehen würde.
Wachstumsimpuls für die Region
Das Unternehmen Grischconsulta AG hat auch die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen dieses Projektes unter die Lupe genommen. Dabei sei man zum Schluss gekommen, dass das Projekt Mammutland über das Potenzial verfüge, um in der Region einen jährlichen toursitischen Umsatz von rund 12,2 Millionen Franken auszulösen und damit neue Arbeitsplätze für rund 100 Vollzeitstellen zu schaffen, betonte Edgar Grämiger, stellvertretender Geschäftsführer des Bündner Unternehmens. Er ist zudem überzeugt, «dass die Steigerung der touristischen Wertschöpfung um 16 Prozent einen bedeutenden Wachstumsimpuls für die Region darstellen würde.»
Noch diesen Herbst soll auch die Bevölkerung an zwei öffentlichen Veranstaltungen über den aktuellen Stand des Projekts informiert werden (im Oktober/November). Bis Ende Jahr soll eine neue Trägerschaft gegründet werden. Ab Januar 2019 wollen die Initianten die Suche nach Sponsoren und Finanzquellen aufnehmen. Der zeitliche Start der Projekt-Realisation ist dagegen noch offen.
Gemeindepräsident Walter Rohrbach zieht dennoch ein erstes positives Fazit: «Die Entwicklung hat erst begonnen. Wenn es jedoch gelingt, dass die Region als Destination Mammutland zum Leben erwacht, sicht- und spürbar wird, dann ist alles möglich. Die Trägerschaft Pro Regio Huttwil glaubt an das Projekt, sein Potenzial und die Nachhaltigkeit und ist zudem überzeugt, dass es diese grosse Chance zu packen gilt.»
Von Walter Ryser