• Der neue Gemeinderat ist gewählt. Von links: Adrian Lienhart (SVP), Marcel Sommer (SVP), Manfred Eymann (SVP), Sybille Richiger (SP), Adrian Wüthrich (SP), André Schärer (FDP) und Alexander Grädel (EDU). · Bild: Marion Heiniger

  • Ob es am 24. November zwischen Marcel Sommer (links) und Adrian Wüthrich zu einer Wahl des Gemeindepräsidenten kommt, ist noch unklar. · Bild: Marion Heiniger

  • Verliererin an den diesjährigen Wahlen war «Die Mitte». Sie hat ihren Gemeinderatssitz verloren. Von links: Die Mitte Kandidierenden Jens Zaugg, Lukas Flückiger und Daniel Müller. · Bild: Marion Heiniger

21.10.2024
Huttwil

«Die Mitte» verliert ihren Sitz an die SP

Die SP sorgte an den Huttwiler Gemeindewahlen vom Wochenende gleich für mehrere Überraschungen. Als zweitstärkste Wählerpartei konnte sie einen zweiten Ratssitz ergattern und brachte neben Adrian Wüthrich, der die meisten Wählerstimmen erreichte, mit Sybille Richiger auch wieder eine Frau in den Huttwiler Gemeinderat. Verliererin ist «Die Mitte», die den Sprung in den Gemeinderat nicht mehr geschafft hat. Ob sich Adrian Wüthrich nun aufgrund des persönlichen Bestresultates neben Marcel Sommer (SVP) ebenfalls zur Wahl des Gemeindepräsidenten stellen wird, ist aber nach wie vor unklar. Die Wahlbetei­ligung betrug 39,73 Prozent.

 

Huttwil  · «Ich bin immer noch sprachlos über das Resultat, damit habe ich nicht gerechnet. Ich bin dankbar für das Vertrauen der Huttwilerinnen und Huttwiler», sagte Adrian Wüthrich (SP), der an den vergangenen Gemeindewahlen mit 914 Stimmen das beste Wahlresultat erreichte. Dieses gute Resultat führe nun dazu, dass er sich ernsthaft überlege, ebenfalls für das Amt des Gemeindepräsidenten zu kandidieren, erklärte er weiter. Natürlich mit Absprache seiner Familie, mit der Partei und dem Arbeitgeber. Entschieden sei deshalb noch nichts, aber: «Das Wahlresultat ist ein klarer Fingerzeig, den ich ernst nehme.» Nicht nur mit dem besten persönlichen Wahlresultat sorgte die SP für Überraschungen. Mit 23,7 Prozent ist sie hinter der SVP nun die zweitstärkste Partei und konnte dadurch einen zweiten Ratssitz ergattern, der auch Sybille Richiger, als einzige gewählte Frau, den Sprung in den Gemeinderat ermöglichte.
An Parteistimmen eingebüsst hat die FDP von 20,8 (2020) auf 19,9 Prozent, sie landete dieses Jahr somit auf Rang drei. Dennoch zeigt sich FDP-Parteipräsidentin Therese Löffel zufrieden. «Die FDP konnte ihren Sitz behalten und André Schärer hat mit 711 Stimmen ein gutes persönliches Resultat erreicht.» Natürlich hätten sie gerne einen zweiten Sitz im Gemeinderat gehabt, denn darauf habe die FDP auch hingearbeitet, gesteht die Parteipräsidentin. «Man muss in die Zukunft schauen, an dem Freude haben, was man hat, und darauf weiter aufbauen», zeigt sie sich dennoch kämpferisch. Denn das Ziel der FDP ist für die nächsten Wahlen im Jahr 2028 schon klar: Einen zweiten Sitz im Huttwiler Gemeinderat.
Zufrieden zeigte sich auch Alexander Grädel (EDU), der mit 532 Stimmen als Bisheriger wieder in den Rat gewählt wurde. «Es ist schön, dass es die EDU trotz Listenverbindung aus eigener Kraft geschafft hat, den Sitz im Gemeinderat zu behalten», freut er sich.

«Die Mitte» verliert ihren Sitz
Verliererin hingegen ist bei den diesjährigen Wahlen «Die Mitte», die mit 916 Parteistimmen (9,4 Prozent) ihren einzigen Gemeinderatssitz verloren hat. «Es ist für die Partei eine Niederlage, dass wir den Sitz nicht halten konnten», sagte Lukas Flückiger, der als Mitte-Topkandidat gehandelt wurde. Persönlich sei er aber mit seinem Wahlresultat (457 Stimmen) sehr zufrieden. «Es hätte mich gefreut, mich im Gemeinderat einsetzen zu können, aber am Boden zerstört bin ich nicht», gesteht er. «Die Mitte» müsse nun versuchen, bei den nächsten Wahlen in vier Jahren wieder einen Sitz im Gemeinderat zu erhalten. Dass seine Partei den Sitz verloren habe, könne auch damit zusammenhängen, dass die kommunizierte Tatsache, dass er als Gesamtschulleiter der Schulen Huttwil innerhalb des Gemeinderates das Ressort Bildung nicht hätte übernehmen dürfen und auch nicht als Gemeindepräsident hätte kandidieren können, im Vorfeld die Wählerinnen und Wähler verunsichert haben könnte, mutmasst Lukas Flückiger.

Kommt es zur Wahl des Gemeindepräsidenten?
Die SVP bleibt in Huttwil die wählerstärkste Partei. Mit 34,8 Prozent Stimmen konnte sie ihre drei Sitze behalten. Marcel Sommer, Vizegemeindepräsident und Anwärter auf das Gemeindepräsidentenamt, erzielte mit 671 das beste Resultat innerhalb der SVP und steht auf der Liste vor Manfred Eymann, der lediglich 29 Stimmen weniger erreichte, und Adrian Lienhart, der auf 612 Stimmen kam. Marcel Sommer, der bereits seit 12 Jahren im Gemeinderat sitzt, dürfte aufgrund der Amtszeitbeschränkung eigentlich gar nicht mehr als Gemeinderat amtieren, es sei denn, er wird als Gemeindepräsident gewählt. Nun könnte möglicherweise Adrian Wüthrich seine Pläne durchkreuzen, falls dieser sich ebenfalls für das Amt des Gemeindepräsidenten zur Wahl stellen würde. Darauf angesprochen, dass er möglicherweise Konkurrenz erhalten könnte, sagte Marcel Sommer kurz und knapp: «Das wäre schön, denn Konkurrenz belebt das Geschäft.» Er anerkenne das gute Wahlresultat von Adrian Wüthrich, man müsse aber auch differenzieren, dass er, wie auch Sybille Richiger (SP) und André Schärer (FDP), auf ihren Wahllisten kumuliert aufgeführt waren. «Wir von der SVP haben bewusst darauf verzichtet, wir wollten den Bürgerinnen und Bürgern nicht vorgeben, wer von der SVP gewählt werden sollte, im Nachhinein hätten wir das vielleicht tun sollen. Ich gehe davon aus, dass Adrian Wüthrich und ich dann beim Wahlresultat auf Augenhöhe gewesen wären», schätzt Marcel Sommer die Situation ein. Zudem sei die SVP die einzige Partei gewesen, die noch zwei Linien auf dem Wahlzettel leer gelassen hatte, was dazu führte, dass auch weitere, nicht kandidierende Personen auf der Liste notiert wurden, ergänzt er. Seine Meinung teilte auch SVP-Parteipräsident Andreas Schüpbach. «Wir sind zufrieden, hätten aber natürlich auch gerne gehabt, wenn man den Bürgerblock noch hätte stärken können, das hätten wir aber nur erreicht, wenn auch die FDP noch in den Listenverbund gekommen wäre. Dann hätten wir sechs bürgerliche Sitze gehabt und somit wäre der eine Sitz zur Mitte und nicht zur SP. Aber ich bin auch so zufrieden, wir haben unsere drei Kandidaten, die bisher im Gemeinderat gute Arbeit geleistet haben, wieder platzieren können.» 
Wie Marcel Sommer ist auch Schüpbach der Meinung, dass, falls es am 24. November zu einer Wahl des Gemeindepräsidenten kommen würde, es mit Adrian Wüthrich ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden könnte. «Die Frage wird sein, wer mehr Leute zur Wahl mobilisieren kann und wie die anderen Parteien sich entscheiden», vermutet der SVP-Parteipräsident. Falls dann Marcel Sommer nicht als Gemeindepräsident gewählt würde, müsste er den Gemeinderat verlassen und an seine Stelle würde der nächstplatzierte SVP-Vertreter, in diesem Fall Peter Nyffeler, der 559 Wählerstimmen erreichte, nachrücken.
Ebenfalls dieses Wochenende hatten die Stimmberechtigten an der Urne ein Mitglied der Geschäftsprüfungskommission zu wählen. Andrea Kurt (EDU) erreichte mit 54 Stimmen das beste Resultat.

Gemeindewahlen Huttwil, gewählte Gemeinderäte und Gemeinderätin: 

Adrian Wüthrich (SP, 914 Stimmen); André Schärer (FDP, 711 Stimmen); Marcel Sommer (SVP, 671 Stimmen); Manfred Eymann (SVP, 642 Stimmen); Adrian Lienhart (SVP, 612 Stimmen); Alexander Grädel (EDU, 532 Stimmen); Sybille Richiger (SP, 448 Stimmen).
Parteistimmen: SVP, 3371 Stimmen (34,8 Prozent); SP, 2299 Stimmen (23,7 Prozent); FDP, 1932 Stimmen (19,9 Prozent); EDU, 1185 Stimmen (12,2 Prozent); «Die Mitte», 916 Stimmen (9,4 Prozent).
Nicht gewählt wurden: SVP: Peter Nyffeler (559 Stimmen); Ursula Hiltbrunner (495 Stimmen). SP: Nadja Haus (418 Stimmen); Fitim Velijaj (400 Stimmen). FDP: Martin Sägesser (623 Stimmen); Yvonne Leuenberger (448 Stimmen). EDU: Andrea Kurt (173 Stimmen); Michael Hertig (106 Stimmen); Andreas Frischkopf (88 Stimmen); Adrian Scheidegger (87 Stimmen); Beat Berger (80 Stimmen); Andreas Nyfeler (73 Stimmen). «Die Mitte»: Lukas Flückiger (457 Stimmen); Daniel Müller (116 Stimmen); Michael Flückiger (113 Stimmen); Isabelle Boos-Rohrbach (102 Stimmen); Jens Zaugg (78 Stimmen).

Wahlbeteiligung: 39,73 Prozent.

Von Marion Heiniger