Die Stadt bietet wenig zum Feiern
Unter dem Titel «Langenthals Nachtleben 16+» haben Studentinnen und Studenten in einer Arbeit untersucht, ob sich die Jugendlichen der Region von den Möglichkeiten des Nachtlebens in Langenthal angesprochen fühlen. Das wenig überraschende Resultat: Mit naheliegenden Grossstädten kann das Oberaargauer Zentrum nicht mithalten. Besserung ist vielleicht aber in Sicht.
Das Langenthaler Nachtleben spricht die Jugendlichen der Region nicht an. Das hat eine Gruppe von Absolventen der Langenthaler Berufsmaturitätsschule mit Richtung «Gesundheit und Soziales» herausgefunden.
Im Rahmen der Erarbeitung einer Interdisziplinären Projektarbeit (IDPA) haben Flavia Gygli aus Eriswil, Jonas Neukomm und Kim Lüscher aus Aarwangen sowie Fabian Volkers aus Thun-stetten an der Langenthaler Berufsfachschule 146 Jugendliche zum Nachtleben für über 16-Jährige befragt und kamen zum Resultat, dass dieses im Oberaargauer Zentrum zu wenig bietet.
«Die Jugendliche gaben an, mit den Möglichkeiten vor Ort unzufrieden zu sein», sagte Flavia Gygli bei der Präsentation der Arbeit. In Langenthal gebe es zwar mit «Platzhirsch», «Chrämerhuus», «provisorium» und «Style Bar» unterschiedliche Treffpunkte, oftmals würden die Jugendlichen die nahegelegenen Grossstädte bevorzugen für den Ausgang oder dann schlicht und einfach zu Hause feiern. «Homepartys waren gerade bei Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren sehr beliebt. Jugendliche zwischen 19 und 22 bevorzugen oftmals eine Bar, eher jüngere gehen auch gerne in Clubs.»
Wichtig sei dabei nicht zuletzt der Alkohol – sondern vielmehr zuerst. «Jugendliche verbinden gemäss unserer Umfrage mit dem Ausgehen Alkohol und Tanzen. Essen gehen, sprich ein Restaurantbesuch, zählt für sie nicht als Ausgehen», zeigte die Gruppe weiter auf. Dabei würden die Befragten, trotz teilweise doch begrenztem Lehrlingslohn, wöchentlich zwischen 20 und 50 Franken ausgeben.
Ein weiteres Resultat der Umfrage zeigt, dass die meisten Jugendlichen der Region auf Rap-Musik stehen, weshalb die Gruppe kurzerhand versuchte, einen Event mit Rapmusik in der Langenthaler «KULTbar» zu veranstalten. Das habe sich aber als schwierig erwiesen. «Von vielen Künstlern erhielten wir keine Antwort, andere lehnten ab. Deshalb haben wir uns entschieden, die zweitbeliebteste Musikrichtung zu wählen: Elektromusik», sagt Kim Lüscher. Für die weitere Erforschung des Langenthaler Nachtlebens hat die Gruppe deshalb am 14. Januar in Zusammenarbeit mit der Langenthaler Jugendfachstelle ToKJO eine Party mit zwei DJs abgehalten, welche die Jugendliche ansprechen sollte. Mit Flyern wurde der Event beworben, die Gruppe ging am Tag davor sogar gemeinsam auf die Strasse, um Werbung zu machen. «Es kamen 40 Leute zur Party. Verglichen mit anderen Events in der ‹KULTbar› bewegten wir uns um den Durchschnitt», erklärte Kim Lüscher, weshalb der Event zusammen mit diversen positiven Rückmeldungen der Gäste als gelungen betrachtet werden konnte.
Lage ist Vor- und Nachteil
Auch mit diesem Resultat scheint es schwierig, die Jugendlichen für Partys in Langenthal zu begeistern, obwohl das Langenthaler Zentrum mit Nähe auftrumpfen könnte. «Die Lage von Langenthal ist zugleich aber auch ein Nachteil. Bern, Luzern und sogar Zürich sind relativ nahegelegen, weshalb Jugendliche die Wahl haben zwischen grösseren Partys und der Möglichkeit zu Fuss nach Hause zu gehen.»
Langenthal habe zwar durchaus Potenzial, dieses wird aber nur bedingt genutzt. «Wir haben bemerkt, dass
es ein grosser Aufwand ist, solche Events durchzuführen», erklärte Kim Lüscher. Um das Langenthaler Nachtleben anzukurbeln sind deshalb neue Ideen gefragt.
Hilft das «OldCapitol» weiter?
Vielleicht kann auch das «OldCapitol» in dieser Thematik eine Lücke schlies-sen. Im Lokal, welches im ehemaligen Kino Capitol im Zentrum Langenthals am Entstehen ist, sollen Konzerte und Partys für junge Leute durchgeführt werden. Deshalb wird das ehemalige Kino seit 2015 zum Eventlokal umgebaut. Ab 2014 wurden die Räumlichkeiten zudem für Fasnachtsparty geöffnet. «Wir sind gut in der Zeit», sagt Simon Aebi, Präsident des Trägervereins OldCapitol, den Umbau betreffend. Im Erdgeschoss seien die Arbeiten praktisch fertiggestellt, weitere Korrekturen seien aber noch nötig bis das Lokal voraussichtlich im Juni geöffnet werden kann. «Wir haben im Juli und August zwei Pausenmonate eingegeben. Deshalb wollen wir davor starten, um Korrekturen, die wir erst nach einigen Events erkennen, vorzunehmen», so Aebi weiter. «Mehr Clubs und Bars würden Langenthal sicherlich gut tun», betont derweil Flavia Gygli von der IDPA-Gruppe. Jedenfalls würde damit die Attraktivität des Langenthaler Nachtlebens gegenüber jenem in grossen Städten steigen. Ob die Jugendlichen aber überhaupt darauf ansprechen würden, wurde während der Fragerunde nach der Präsentation der Arbeit aber in Frage gestellt. Letztlich haben Grossstädte wie Bern und Zürich weitere Vorzüge, mit denen die «Oberaargauer Metropole» nicht konkurrieren kann.
Von Leroy Ryser