Die Stadt will zuerst den Puls fühlen
Beim Porzi-Areal kommt Bewegung ins Spiel – und eben doch nicht. Nachdem die Stadt in einer Testplanungsphase herausgefunden hat, wie das Areal entwickelt werden könnte, will sie in einem freiwilligen Schritt nun die Bevölkerung befragen, bevor sie die endgültigen Schritte wagt.
Rund um die Frage, wie das Langenthaler Porzi-Areal weiterentwickelt werden soll, wurde bereits vielschichtig diskutiert. Jetzt sollen die Karten auf den Tisch, sagt Langenthals Stadtpräsident Reto Müller. Bevor die nächsten Schritte eingeleitet werden, sucht die Stadt nach Meinungen und Ideen, nach Transparenz und folglich auch nach Möglichkeiten. Denn eines ist in den letzten Monaten mit zahlreichen kontrovers diskutierten Vorschlägen klar geworden: Einigkeit besteht fast keine.
Gerade dies macht diese Herausforderung für die Planungsbehörde schwierig. Eigentlich hat die Stadt Langenthal zuletzt eine Testplanung durchgeführt und könnte mit den Resultaten nun den nächsten Schritt einleiten. Das heisst, sie könnten rechtliche Planungsvorgaben zur Weiterentwicklung ausformulieren und dem Stadtrat vorlegen. Weil danach aber ein Volksbeschluss nötig ist, wählt der Gemeinderat nun einen anderen Weg.
«Die Gretchenfrage war von Anfang an klar: Wenn wir es so weiterziehen, können wir sicher sein, dass uns das Volk zustimmt? Das konnten wir nicht mit Ja beantworten, deshalb haben wir uns entschieden, ein freiwilliges Mitwirkungsverfahren durchzuführen.» In diesem will die Stadt Langenthal den Puls fühlen. Eigentümer, Inte-ressensgemeinschaften, Anwohner und die ganze, breite Bevölkerung soll die eigenen Meinungen vortragen, damit die Stadt später sieht, in welche Richtung sie gehen soll.
Auf den Resultaten dieses Verfahrens sollen nachher Planungsvorgaben für die Weiterentwicklung des Areals formuliert werden.
Gemeinderat will die Meinungen
Die Fragen, die beim Mitwirkungsverfahren gestellt werden, lehnen sich derweil an den Resultaten des Testplanungsverfahrens an. Daraus gingen neun sogenannte Transformationsprinzipien hervor. Diese Prinzipien geben in unterschiedlichen Teilgebieten vor, wie das Areal entwickelt wird. Wird eine Flanierzone in Betracht gezogen? Welche Verbindungen bestehen für das Areal? Ist eine Höhenentwicklung – also Hochhäuser – vorgesehen? Oder wird eine Flanierzone eingeplant? Auch zu solchen Fragen soll nun die breite Öffentlichkeit Stellung beziehen können. «Es gibt viele kontroverse Meinungen und diese will der Gemeinderat wissen. Erst dann können wir eine plausible Richtung erkennen, in welche wir gehen sollen.» Ebenfalls eruiert werden dabei auch die Ziele und Pläne der Eigentümer und potenzieller Investoren. Denn letztlich, so Müller als Beispiel, «bringt es nichts, wenn alle ein Hochhaus wollen, dieses aber niemand bauen soll.» Entsprechend hofft der Gemeinderat auf zahlreiche Eingaben von verschiedenen Betroffenen, um potenzielle Richtungen bei der Arealsentwicklung abschätzen zu können. Zweifellos ist dieses eingeschobene Verfahren aber auch ein zeitfressender Schwenker, der gerade einzelnen Eigentümern wenig behagt, erneut wird das Geschäft dadurch verschleppt.
Reto Müller hofft, Anfang 2020 das Mitwirkungsverfahren starten zu können, nach drei Monaten sollen dann die Resultate vorliegen. Danach wird der weitere Weg beschritten, das Geschäft kommt in den Stadtrat und dann vors Volk. «Letztlich sagen die Bürger, wie wir dieses Areal entwickeln sollen. Erst danach können Investoren investieren.»
Um dieses Ja zu erreichen, sichert sich die Stadt mit diesem eingeschobenen Mitwirkungsverfahren ab.
Reto Müller ist jedoch überzeugt: Wenn man transparent kommuniziert, einen offenen Dialog führt und den Puls an mehreren Ecken und Enden fühlt, steigen die Chancen für ein Ja. Deshalb sollen jetzt die Karten auf den Tisch gelegt werden.
Von Leroy Ryser