Die Stiftung WBM betritt Neuland
Im August wird die WBM auf dem stillgelegten Ruckstuhl-Areal in Langenthal ein Restaurant eröffnen. Damit will die Stiftung neue Arbeitsfelder für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen schaffen. Trotz der Corona-Krise blickt das Unternehmen auf zwei erfolgreiche Geschäftsjahre zurück. Die Bäckerei «Bim Donner» in Rohrbach hingegen zieht noch zu wenige Kundinnen und Kunden an.
Madiswil · Die Stiftung WBM begleitet seit über 50 Jahren erwachsene Menschen mit Beeinträchtigungen bedarfsgerecht und ressourcenorientiert mit individuell angepassten Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Arbeiten und Ausbildung. Als modernes Unternehmen produziert die Stiftung hochwertige Produkte für die Industrie und bietet Dienstleistungen für Firmen, Vereine und Privatkunden. In den Fachbereichen mechanische Fertigung, Montage und Verpacken, interne Dienste, Verpflegung und Werkatelier beschäftigt sie rund 220 Personen.
Abgänge und Stellenausschreibungen für neues Projekt
Vor wenigen Monaten hatte die Stiftung WBM etliche Stellen ausgeschrieben. «Einerseits sind wir stetig am Wachsen, andererseits hatten wir personelle Abgänge», bestätigt Stephan Weber, Geschäftsführer der WBM Stiftung. Ein Teil der Stellenausschreibungen bezieht sich jedoch auf das neue Projekt «Grüne Halle». Auf dem stillgelegten Ruckstuhl-Areal im Zentrum Langenthals eröffnet die WBM Mitte August ein Restaurant. «Dies ist Neuland für uns und wir freuen uns auf die neuen Herausforderungen», sagt der Geschäftsführer.
Die Rekrutierungen der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter laufen derzeit auf Hochtouren. «Mit unserem Projekt ‹Grüne Halle› entsteht im Sommer ein inspirierender Ort der Begegnung mit Restaurant, Kulturbetrieb und Verkaufsladen. Wir bieten unseren Gästen einen inklusiven Begegnungsort, schaffen neue Arbeitsfelder für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen und ermöglichen sinnstiftende Tätigkeiten in einem selbstbestimmten Umfeld», so Stephan Weber weiter. Die Eröffnung ist auf den 19. und 20. August terminiert.
Verkaufsladen und neue «Frischpunkt»-Filiale
Unter dem Motto «Arbeitsplätze für Menschen mit Unterstützungsbedarf schaffen» planen die Institutionen Wohnheim im Dorf, Wohn4tel und die Stiftung WBM in wenigen Monaten den Einzug in das Wuhr-Areal in Langenthal. Neben dem selbst geführten Restaurant wird auch ein Verkaufsladen der WBM eröffnet. Dort sollen neben diversen Spielen, Gebrauchsartikeln und Dekor bis zu 400 Produkte zu verschiedenen Themen zum Verkauf angeboten werden. Einen Teil der Fläche wird an «Frischpunkt» untervermietet, die in Langenthal eine weitere Filiale eröffnen werden. Vor kurzem hat das junge Unternehmen am Huttwiler Bahnhof seinen vierten Standort eröffnet (der «Unter-Emmentaler» berichtete).
Rohrbacherinnen und Rohrbacher bislang zu wenig erreicht
Die Bio-Bäckerei «Bim Donner» in Rohrbach gehört ebenfalls zum Unternehmen. Das Geschäft, welches sich in Rohrbach an bester Lage befindet, ist in den letzten anderthalb Jahren gut angelaufen. Vor allem die Brot-Lieferungen finden grossen Anklang und generieren einen guten Umsatz. Im Verkaufsladen in Rohrbach hingegen hat das Unternehmen mehr Kundschaft erwartet. «Wir haben die Bäckerei vor kurzem umgestellt und die Beschriftung angepasst. Die Rohrbacherinnen und Rohrbacher konnten wir bislang noch nicht wie gewünscht erreichen und deshalb haben wir unser Konzept angepasst, um mehr Laufkundschaft anzusprechen, bestätigt Stephan Weber. Bald wird zudem vor dem Verkaufsladen ein mobiler «Brot-Wagen» stationiert, damit man Brot auch ausserhalb der Ladenöffnungszeiten kaufen kann. «Im Brotbereich haben wir mit dem Dinkel-Zopf oder dem Baguette bereits neue Angebote kreiert, und derzeit arbeiten wir am Rezept unseres ersten Sauerteigbrots», erzählt die Bäckerei-Leiterin Leonie Tschui. Auch will man in Zukunft vermehrt Kaffee punktuell während den Ladenöffnungszeiten rösten. Die neue Bäckerei-Leiterin Leonie Tschui erhofft sich, mit den angepassten Massnahmen die breite Bevölkerung vor Ort besser ansprechen zu können.
Trotz Corona-Pandemie erfolgreiche Jahresabschlüsse
«Trotz der herausfordernden Corona-Pandemie konnten wir das Jahr 2020 umsatzmässig gleich abschliessen, wie das Jahr zuvor. Im Jahr 2021 blickten wir auf den bislang höchsten Jahresumsatz zurück», sagt Stephan Weber. Damit habe zu Beginn der Krise absolut niemand gerechnet. Die Corona-Krise war auch für die WBM zu Beginn sehr herausfordernd und das Unternehmen hat in den ersten drei Monaten etliche Aufträge verloren. Die mechanische Fertigung wurde beinahe stillgelegt und die Geschäftsführung musste Kurzarbeit anmelden. Im Juni 2020 wurde diese bereits wieder aufgehoben und die Aufträge kamen rasch zurück, wenn auch in anderen Bereichen. «Die Aufträge für die Verpackung und den Versand von Geschenken war gigantisch und der Betrieb lief innerhalb kürzester Zeit wieder unter Volllast», betont Weber. Durch die Pandemie hat die WBM neue Arbeitsfelder und Kunden gewinnen können, die ihnen nun neue Aufträge verschaffen.
Betriebskommission auf Mitarbeiterbasis gegründet
Weil das Tagesgeschäft zu Beginn der Pandemie weggebrochen ist, haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WBM mit dem Leitbild und aktuellen Themen, die im Unternehmen für Gesprächsstoff sorgen, beschäftigt. «Wir haben eine Personalkommission auf Ebene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Unterstützungsbedarf ins Leben gerufen», erzählt Stephan Weber. So sollen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein besseres Mitspracherecht und Teilhabe erhalten.
Dadurch, dass bei der WBM zahlreiche Covid-Risikogruppen beschäftigt sind, arbeiteten diese Personen während der Krise von zu Hause aus. «Interessanterweise gab es Mitarbeitende, die Zuhause produktiver waren und mehr arbeiteten», schmunzelt Stephan Weber.
Tränen im Wohnbereich
Der schwierigste und einschneidendste Moment während der Corona-Krise waren die Massnahmen im Wohnbereich. Zwischenzeitlich durften die Bewohnerinnen und Bewohner von der Wohngruppe nicht mehr in die Werkstatt, da man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ausserhalb nicht mit diesen vermischen durfte. Die Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Wohnbereich durften im Lockdown keinen Besuch empfangen oder zu ihren Angehörigen nach Hause. «Die Ostertage im Jahr 2020 waren für die Menschen aus der Wohngruppe besonders schwierig, denn sie durften nicht zu ihren Liebsten nach Hause», erinnert sich Stephan Weber zurück. Dies damals zu kommunizieren, war auch für den Geschäftsführer kein leichtes Unterfangen. «Es gab viele Tränen und es war für mich der schwierigste Moment in der Corona-Krise, doch wir mussten uns an die kantonalen Massnahmen halten», so Weber. Irgendwie habe man es geschafft und auch eine gewisse Akzeptanz seitens der Bewohnerinnen und Bewohner gespürt. Auch wenn es schwer war.
Tag der offenen Türen in Madiswil und Rohrbach
Die Stiftung WBM hat sich in den letzten Jahren in grossen Schritten weiterentwickelt. Traditionelle Handwerksaufgaben bis hochwertige Maschinenteile, welche durch computergesteuerte CNC-Maschinen gefertigt werden, entstehen in den Räumlichkeiten in Madiswil sowie in der hauseigenen Bio-Bäckerei «Bim Donner» in Rohrbach.
Am «Tag der offenen Türen» vom Samstag, 30. April, geben die Mitarbeitenden an beiden Standorten Einblicke in die Vielfalt ihrer Arbeitstätigkeiten. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein kunterbuntes Programm mit vielen Hintergrundinformationen zu den einzelnen Abteilungen, Berufen, Tätigkeiten und Herstellungen wie zum Beispiel das Rösten des Kaffees in der Bäckerei «Bim Donner». Ebenso gibt es diverse Verpflegungsmöglichkeiten sowie an beiden Standorten eine Kaffee- und Kuchenbar.
Von Yanick Kurth