• Die «Vierte Wand» wird umziehen. Im neuen Gebäude haben Roman Eggimann und sein Team mehr Platz. · Bild: Leroy Ryser

20.10.2022
Langenthal

Die «Vierte Wand» braucht neue Räume

Der Oberaargau erhält in den nächsten Jahren weitere «Escape Rooms». Die mittlerweile vierjährige Unternehmung «Die Vierte Wand» hegt nämlich Ausbaupläne. Der Wyssacher Roman Eggimann verrät gegenüber dem «Unter-Emmentaler» die nächsten Pläne und blickt auf einen Start zurück, der als ein neues Freizeit-Unternehmen mit dem Corona-Lockdown besonders herausfordernd war.

Im Oktober 2018 haben Roman Eggimann und seine Kollegen «Die Vierte Wand» gegründet. Mit dem Ziel Escape Rooms in Langenthal anzubieten, haben sie in der Martkgasse oberhalb vom Regalino einzelne Räume eingerichtet, in denen in der Folge munter gerätselt werden konnte, in der Hoffnung, die geschlossenen Räume in einer gewissen Zeit zu verlassen. Beim Start damals war nicht klar, ob das Angebot auch genügend Kunden finden würde, um einen rentablen Betrieb zu lancieren – und dann kam auch noch Corona, wodurch Freizeitangebote quasi geschlossen wurden.
Heute, vier Jahre später, sitzt Roman Eggimann in einem anderen Gebäude. Er lacht, hat sichtlich Freude, ist begeistert davon, über sein Unternehmen zu berichten. In der Marktgasse wird vorerst noch weiter gerätselt, die «Vierte Wand» hegt aber beachtliche Ausbaupläne. An der Bahnhofstrasse 37 sollen bis zu vier Räume erstellt werden, um solche Escape Rooms anzubieten, genügend Platz ist auch für einen Empfang und für Arbeitsplätze, also quasi ein Büro, vorhanden. «Bisher habe ich zu Hause gearbeitet», sagt Eggimann, der sich mit rund 80 Prozent am meisten in der Firma beschäftigt. Daneben arbeiten Joshua Badertscher mit 60 und Selim Käser mit 20 Prozent mit, wenn es darum geht, neue Räume zu gestalten, Rätsel zu suchen oder zu tüfteln. Daneben sind diverse Studenten Teil des Teams (total zirka 50 Prozent), welche die Betreuung der Gruppen während dem Spielen übernehmen.

Besuch von 3000 Gruppen
Ein eindeutiges Indiz, dass es um die Firma gut steht, oder? «Wir sind zufrieden», sagt Roman Eggimann bescheiden. Gegen 3000 Gruppen hätten in den letzten vier Jahren Rätsel gelöst, verrät er. Und dies trotz Covid und monatelangem Lockdown in der Freizeitbranche. Insbesondere der Raum «Murum Quartus» komme beim Publikum sehr gut an. «Die Bewertungen sind gut, auch online. Und vor allem fleissige Escape-Room-Gänger sind oft begeistert von den Inhalten und der Atmosphäre.» Insbesondere die Tatsache, dass mit dem Angebot Menschen begeistert werden, bereite ihm Freude, sagt Eggimann weiter. Und obwohl noch kein Gewinn geschrieben wurde, sei man konstant nahe an schwarzen Zahlen. «Die Löhne konnten wir immer zahlen. Wir sind zufrieden», sagt und wiederholt das Gründungsmitglied. In der aktuellen Zeit darf dies nicht als selbstverständlich angesehen werden.

Mechanik vor Elektronik
Und ausserdem ist nun die Möglichkeit, auszubauen und zu vergrössern, vorhanden. «Wir werden in den nächsten Monaten an einem neuen Spiel feilen und dies hier am neuen Standort vorbereiten. Sobald dieses Spiel bereit ist, zügeln wir die beiden vorhandenen Escape-Rooms und den VR-Raum, der ebenfalls bereits besteht, sodass wir möglichst rasch am neuen Standort wiedereröffnen können.» Geplant sei, dass der Umzug eine einwöchige Schliessung spätestens im kommenden Juli nach sich zieht. Das Entwerfen eines solchen Raumes brauche aber seine Zeit, weshalb sich die Crew nicht drängen lassen will. Immerhin: Die bis zu 3,5 Meter hohen Räume bieten viele Möglichkeiten. «Um einen Raum zu gestalten und zu entwerfen, werden über 1000 Stunden aufgewendet.» Zuerst werde dabei eine Geschichte entworfen. Die Frage, was man den Besuchern nahe bringen will, steht im Zentrum. Danach stellt sich dann bald einmal die Frage nach der Atmosphäre im Raum und welche Möglichkeiten überhaupt vorhanden sind. «Am Schluss werden dann die Rätsel darum herum gebaut.» Dabei wird indes weniger auf Elektronik und Technik wert gelegt, sondern eher auf Mechanik. «Möglich wäre vieles, oft ist es aber auch eine Budgetfrage», sagt Eggimann und ergänzt: «Wir legen Wert darauf, dass der Kunde Veränderungen spürt. Darum haben Rätsel oft mechanische Hintergründe. Wenn ich hier drücke, dann reagiert etwas.» Bis zum Neujahr wird noch planerisch gearbeitet, dann werden die Ideen am neuen Ort in die Tat umgesetzt. Dafür wird mit Künstlern und Kollegen, manchmal auch Profis, zusammengearbeitet, vieles können die drei Herren aber selbst erbauen.

Jedes Jahr ein neues Spiel
Folgen nun also intensive Zeiten für die «Vierte Wand»? Viel eher interessante, denn an neuen Rätseln wird seit Beginn kontinuierlich gearbeitet. Gestartet wurde mit zwei Räumen. «Danach haben wir eine Art Schnitzeljagd-Escape-Room für Langenthal entworfen», sagt Roman Eggimann. Das Spiel «Das Syndikat 2» lässt sich draussen in Gruppen von vier bis zwölf Personen spielen. Und zuletzt wurde ein VR-Escape-Room angeboten, der sich ähnlich spielt wie die anderen Räume, durch VR-Brillen aber noch ganz andere Möglichkeiten geboten werden.
Und nun gibt es neu auch noch ein Spiel im Langenthaler Restaurant Bären. «Tatort Bären» wird dieses genannt und bietet zahlreiche in sich geschlossene Rätsel, die die Spielenden auf eine Reise durch einen Kriminalfall mitnimmt, der sich in einem der ehemaligen Hotelzimmer abspielte. Der Start beginnt im Restaurant in gemütlicher Runde, benötigt werden nur ein Stift, das dafür entworfene Spielkartenset, welches durch das Spiel führt, und ein Smartphone. Danach kann das Enträtseln der teilweise ortsbezogenen und vor allem kniffligen Rätsel starten.
Nach dem Umzug an die Bahnhofstrasse wird es um die Gruppe aber nicht etwa ruhiger, denn auch im Schloss Aarwangen sind Escape-Room-Spiele geplant. Diese zwei Räume sollen nach dem Umzug entworfen und vorbereitet werden, damit das Angebot für die Eröffnung des Schlosses im Frühling 2024 bereit sein wird.

Mehr Ideen als Budget
Die grösste Herausforderung sei aber weiterhin, dass die Finanzen mit den Planungen im Einklang stehen. Die Kosten für die Umsetzung der Spiele dürfen nicht ausufern, zumal bekanntlich auch Löhne bezahlt werden müssen. «Das ist sicherlich das, was wir am wenigsten gerne tun», schmunzelt Eggimann. Sie alle hätten zahlreiche Ideen, viele Pläne, aber zugleich soll das noch junge Unternehmen erfolgreich in die Zukunft überführt werden. «Die Idee ist es, in jedem Jahr ein neues Spiel zu entwerfen, um Spiele zu ersetzen, die schon länger im Einsatz sind», erklärt Roman Eggimann, wieso dem Team die Arbeit nicht ausgehen wird. Und wenn erst mal an drei Standorten gespielt wird – im Schloss, im Bären und an der Bahnhofstrasse – dann dürfte das noch junge Unterhaltungsunternehmen erst richtig Fahrt aufnehmen. «Es ist wirklich eine erfreuliche Geschichte», fasst Roman Eggimann zusammen. Und damit dies auch bleibt, werden nun die gehegten Ausbaupläne umgesetzt.

Von Leroy Ryser