• Die ZALA in der Eymatt in Aarwangen steht finanziell gesund da und hat an der Generalversammlung entsprechende Massnahmen zum langfristigen Kapitalerhalt getroffen. · Archivbild: Thomas Peter

17.05.2021
Oberaargau

Die ZALA ändert ihre Anlagestrategie, um das Kapital langfristig zu erhalten

Im zweiten Anlauf konnten sich die Aktionäre der ZALA AG (Zusammenschluss Abwasserregion Langetental) auf eine Anlagestrategie ihres Kapitals einigen und genehmigten das entsprechende Anlagereglement.

Oberaargau · Mittlerweile ist es schon zur Gewohnheit geworden: Auch die Generalversammlung der ZALA AG, Aarwangen wurde online durchgeführt. Immerhin 84 Prozent des Aktienkapitals war in Form der Delegierten bei dieser digitalen Veranstaltung vertreten. Dabei durfte Verwaltungsratspräsident Adrian Meer (Eriswil) erleichtert zur Kenntnis nehmen, dass die Aktionäre dieses Jahr keine Einwände mehr hatten zum vorliegenden Anlagereglement «Abwasserentsorgung Werterhalt». Gemäss kantonalen Vorgaben sind die Betreiber von öffentlichen Abwasseranlagen verpflichtet, eine Spezialfinanzierung «Abwasserentsorgung Werterhalt» zu führen. Die jährliche Einlage muss dabei in einem angemessenen Verhältnis zum Wiederbeschaffungswert und zur Lebens­dauer der Anlage stehen.
Die ZALA AG ist seit 2016 schuldenfrei. Die vorhandene Liquidität soll sinnvoll bewirtschaftet werden. Über den Begriff «sinnvoll bewirtschaften» waren sich die Aktionäre an der letzten Generalversammlung 2020 aber nicht einig. Die Gemeinde Rohrbach stellte deshalb den Antrag, die Anlagerichtlinien zu überarbeiten. Die Gemeinde forderte, aufgrund des Wechselkursrisikos auf Anlagen in Fremdwährungen zu verzichten. Zudem sollen Anlagen in Derivate ausgeschlossen werden. Auch soll die Bonität der Schuldner ein höheres Rating als «BBB-» aufweisen. Dieser Forderung schloss sich eine Mehrheit der Aktionäre an, weshalb der Verwaltungsrat gezwungen war, das Reglement zu überarbeiten.

ZALA bezahlt Negativzinsen
In der Zwischenzeit habe der Verwaltungsrat zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Aktionärsgemeinden (Langenthal, Rohrbach, Huttwil), einem Vermögensberater (Torri Invest AG) sowie der Clientis Bank Ober­aargau geführt, erwähnte Adrian Meer. Basierend darauf sei das Anlagereglement überarbeitet worden. «Wir haben diverse Optimierungen vorgenommen, aber nicht alle Wünsche erfüllt», gab der VR-Präsident zu verstehen. So sind die Anlagekategorien beibehalten worden. Die Aufteilung der Währungen ist definiert: Mindestens 80 Prozent der Anlagen müssen in Schweizer Franken erfolgen. Fremdwährungen werden vorwiegend in Euro und US-Dollar gehalten. Das minimale Rating von «BBB-» wurde beibehalten.
Weiter hat der Verwaltungsrat definiert, dass Gewinne und Verluste aus den Vermögensanlagen jährlich im Finanzergebnis ausgewiesen werden müssen. Die Aktionärsgemeinden sind somit über die Performance stets informiert. Im Vordergrund stehe der langfristige Kapitalerhalt, je nach Börsengang können jedoch vereinzelte Jahre mit einer negativen Rendite nicht ausgeschlossen werden. Nicht zuletzt mit Blick auf die aktuelle, weltweite Finanzlage empfahl Meer den Aktionären die Zustimmung des überarbeiteten Reglementes, denn seit 1. Oktober 2020 sind Negativzinsen auf den ZALA-Geldern Tatsache. So mussten der ZALA AG im vergangenen Jahr Negativzinsen in der Höhe von rund 14 000 Franken belastet werden. Damit ist der Kapitalerhalt aktuell nicht gegeben. Aufgrund dieser Ausgangslage blieb das vorliegende und überarbeitete Anlagereglement «Abwasserentsorgung Werterhalt» unbestritten.

Anschluss ARA Dürrenroth
Trotz der erwähnten Negativzinsen konnten die Aktionäre auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr der ZALA AG zurückblicken. Alle Anlagen haben wiederum störungsfrei funktioniert. Die Erfolgsrechnung schliesst mit einem Aufwand von 3,8 Millionen Franken rund 200 000 Franken unter Budget ab. Den Gemeinden konnte somit ein Betrag von 187 801 Franken zurückerstattet werden. Das Eigenkapital beläuft sich auf 15,078 Millionen Franken. Die ZALA AG konnte sich im 2020 mit raschen und verhältnismässigen Massnahmen wirksam gegen die Corona-Pandemie schützen. Trotz Pandemie und vereinzelten Home-Office-Einsätzen konnte jederzeit ein stabiler Betrieb sichergestellt werden und auch die Umsetzung laufender Projekte erfolgte planmässig.
Das grösste Projekt, das im letzten Jahr realisiert wurde, war der Anschluss der ARA Dürrenroth (der «Unter-Emmentaler» berichtete mehrfach). Die ZALA AG hat mit dem Abwasserverband Affoltern-Dürrenroth-Walterswil bereits Anfang 2019 einen Vertrag zur Annahme ihres Abwassers und zur Übernahme der für den Anschluss notwendigen Leitungen und Bauwerke abgeschlossen. Damit das Abwasser zur ARA Eymatt der ZALA AG abgeleitet werden kann, mussten verschiedene Verbindungsleitungen und -kanäle sowie Pumpwerke neu erstellt oder angepasst werden. Der Spatenstich fand im Juni 2020 statt und die Arbeiten schritten wie geplant voran, so dass Ende 2020 bereits probehalber das Abwasser abgeleitet werden konnte. Die definitive Übernahme der Anlage ist Ende März 2021 erfolgt.

Von Walter Ryser