«Diese Anerkennung bleibt für immer»
Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Rudolf Steffen, Schütze aus Huttwil – Immer wieder verblüfft der 88-jährige Huttwiler Rudolf Steffen mit Glanzleistungen im Schiessen. Mit den Feldschützen Häbernbad, wo er 61 Jahre Vereinsmitglied ist, hat er soeben als Gruppenbester die SM-Silbermedaille am GM-Final in Emmen gewonnen.
Schiessen · Was ging in Ihnen vor, als Sie an der Rangverkündigung des GM-Finals in Emmen in der vollen Festhütte eine Standing Ovation mit nicht enden wollendem Applaus ernteten?
Ich war sprachlos und bekam feuchte Augen. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Diese Anerkennung bliebt für immer in Erinnerung. Die vielen Gratulationen, die ich erhielt, zeigt die enorme Kameradschaft, welche im Schiesssport herrscht.
Haben Sie diesen Triumph auch daheim noch ein bisschen gefeiert?
Mit der Gruppe haben wir den Erfolg nach der Heimkehr im Restaurant Bahnhof begossen. Mit meiner Frau bin ich am Sonntag Essen gegangen. Sie hat sich, wie alle Menschen in meinem Umfeld, sehr über diesen Erfolg gefreut.
Wo ist die Silbermedaille zu bestaunen?
Natürlich in meinem Schützenstübli im Keller. Sie hat einen Ehrenplatz erhalten.
Wie können Sie mit 88 Jahren solche Sonderleistungen abliefern?
Ich habe einfach die Ruhe, wenn ich im Schiessstand liege. Das hilft mir sehr. Weiter ist bei mir der Ehrgeiz ungebrochen. Wenn ich an einem Wettschiessen mitmache, will ich auch bestmöglich abschneiden. Diese Einstellung hilft sicher, gute Resultate zu erzielen.
Sie scheinen immer Klarsicht zu haben. Bereiten die Augen nie Probleme?
Oh doch. In meinem Alter kann die Sehfähigkeit stark variieren, was beim Ausüben des Schiesssports natürlich heikel ist. Ich hatte vor vielen Jahren eine Hirnblutung. Danach habe ich links besser gesehen als rechts, was dazu führte, dass ich mir einen Karabiner mit Linksvisierung anschaffte. Nun hat sich das Augenlicht aber wieder gebessert, womit ich mir eine Schiessbrille für das rechte Auge fertigen liess. Durch die Nutzung hatte das Glas Kratzer. Just auf den GM-Final hin liess ich deshalb bei meinem Optiker das Glas wechseln. Einen Tag vor dem Wettkampf war die Brille fertig. Das Risiko ging auf. Ich habe im Hüslenmoos so gut gesehen, wie schon lange nicht mehr.
Gibt es andere Beschwerden?
Ich will nicht jammern, bin mit meiner Gesundheit sehr zufrieden und fühle mich fit. Ich gehe jeden zweiten Tag rund zwei Stunden reiten.
Wo reihen Sie diese SM-Silbermedaille in Ihrem Palmarès ein? Beim Meistertitel 2008 gehörten Sie ja nicht der Häbernbad-Formation an.
Ich vergleiche diese Silbermedaille mit meinen Sieg am Morgartenschiessen im November 2000.
Wie oft trainieren Sie mit 88 Jahren noch?
Ich besuche jeden Donnerstag das Training der Sportschützen Huttwil und jeden Freitag das Training der Feldschützen Häbernbad.
Was ist Ihnen beim Ausüben des Schiesssports am wichtigsten?
Die Kameradschaft, ganz klar. Ich bin glücklich, dass ich mit allen Mitgliedern der Sportschützen Huttwil sowie der Feldschützen Häbernbad eine wunderbare Kameradschaft pflege. Nur wenn das Miteinander stimmt, sind auch gute Schiessresultate möglich.
Wie lange bleiben Sie dem Schiessen treu?
So lange ich mich so gut fühle, wie momentan, werde ich ganz sicher weiter schiessen. Beim nächsten «Eidgenössischen» wäre ich dann 92 Jahre alt (lacht).
Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht im Schützenstand anzutreffen sind?
Reiten, Spazieren, Mittagsschläfli und Ausfahrten mit meiner Frau.