«Disu» biss sich an «Eidgenossen» die Zähne aus
Die 120 besten Schwinger des Landes trafen sich am vergangenen Sonntag zum Saisonhöhepunkt in Interlaken. Im finalen Gang des Tages bezwang der Thurgauer Samuel Giger den Berner Adrian Walther. Das regionale Aushängeschild Matthias Aeschbacher kam nach einem holprigen Start wieder auf Kurs, schaffte es aber nicht mehr ganz, vorne mitzumischen.
Schwingen · Der Unspunnen-Schwinget gehört seit dem Jahr 1981 zu den Eidgenössischen Anlässen und findet nur alle sechs Jahre statt, jeweils im Jahr nach dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest. 120 Schwinger, je 32 aus den beiden stärksten Teilverbänden Bern und Innerschweiz, traten gegeneinander an. In Interlaken wurden am Sonntag beim Schwingsport-Highlight des Jahres 2023 keine Kränze verteilt – es zählte einzig der Sieg. Und dieser ging hochüberlegen an den Thurgauer Samuel Giger (Ottoberg). Er war der einzige Athlet, der vor dem finalen Gang des Tages fünf Siege aneinanderreihen konnte. Im Schlussgang bezwang er den Mittelländer Adrian Walther (Habstetten) in der zweiten Minute mit Kurz und Kniekehlengriff und liess sich von den über 16 000 Zuschauerinnen und Zuschauern im schlussendlich strömenden Regen feiern. Giger ist der erste NOS-Sieger in Interlaken seit Daniel Bösch vor zwölf Jahren. Bester Berner Athlet war der Saison-Dominator Fabian Staudenmann (Guggisberg) auf dem 3. Rang.
«Disu» mit Startniederlage
Das Sumiswalder Aushängeschild und der zugleich beste regionale Schwinger Matthias Aeschbacher (Rüegsau-schachen), einer der Mitfavoriten um die Unspunnen-Krone, reichte im ersten Gang dem Zuger Pirmin Reichmuth (Steinen) die Hand. Nach anfänglichem Abtasten konnte der Innerschweizer Athlet den 31-jährigen Emmentaler nach gut einer Minute auf den Boden drängen, doch «Disu» konnte sich retten. Dann folgte ein weiterer Blitz-Angriff von Pirmin Reichmuth, der mit einem wunderbar gezogenen Kurz den Inneren-Haken-Spezialist schliesslich auf den Rücken katapultierte. Etwas überrascht lag «Disu» nach kurzer Gangdauer im Sägemehl und blickte zum Himmel. «Er hatte einen guten Griff und ich habe zu lange überlegt, wie ich auf den Angriff reagieren soll», sagte Matthias Aeschbacher nach seiner Startniederlage zum «Unter-Emmentaler». Im zweiten Gang griff «Disu» dann mit Stefan Ettlin (Kerns) zusammen. Im zweiten Zug und nach weniger als einer Minute Kampfdauer hatte er den Innerschweizer Aussenseiter bereits mit seiner Spezialwaffe platt auf den Rücken gelegt. So kennt man das Emmentaler Kraftpaket. Explosiv gleich von Beginn weg. Der erste Sieg für den Sägemehlsportler aus Rüegsauschachen. Im dritten Duell kam es dann zum Zweikampf mit Ueli Rohrer (Flüeli-Ranft). Auch hier machte «Disu» kurzen Prozess und legte den Innerschweizer aufs Kreuz. Somit rehabilitierte er mit zwei aneinandergereihten Siegen seine Leistung nach der Startniederlage wieder.
«Gestellter» gegen Damian Ott
Der erste Kampf am Nachmittag bestritt Matthias Aeschbacher mit Damian Ott (Dreien). Nach knapp einer Minute griff Aeschbacher mit Kurz an. Er hatte den St. Galler Athleten schon halb am Boden, doch der konnte sich retten. Danach passierte auf beiden Seiten nicht mehr wirklich viel und das Duell entpuppte sich als eher unspektakulär. «Das Zusammengreifen mit ihm war streng, keiner wollte den Kampf verlieren und wagte demnach zu wenig für einen Sieg», so «Disu». Und so endete das «Eidgenossen»-Duell nach sieben Minuten Kampfdauer gestellt. Die beiden haben sich gegenseitig neutralisiert – und sich so der Schlussgang-Teilnahme beraubt. Im fünften Gang wurde Matthias Aeschbacher seiner Favoritenrolle aber dann wieder vollumfänglich gerecht. Mit dem Luzerner Marco Fankhauser (Schüpfheim) machte der 86-fache Kranzgewinner kurzen Prozess. Im letzten Kampf konnte «Disu» mit Lario Kramer (Galmiz) doch noch einen «Eidgenossen» besiegen. Mit innerem Haken und Nachfahren am Boden gelang der vierte Sieg. Immerhin konnte Aeschbacher noch etwas Boden gutmachen (Rang 7c). Dennoch blieb die Enttäuschung, dass es nicht ganz reichte, um an der Spitze mitzumischen. Ein Grund zur Freude gab es aber alleweil: «Ich bin sehr stolz auf unser Team, dass alle vier Sumiswalder Athleten sechs Gänge bestreiten konnten», so Matthias Aeschbacher mit viel Teamgeist abschliessend.
Auszug aus der Rangliste: 1. Samuel Giger, Ottoberg, 59,00; 2. Pirmin Reichmuth, Steinen, 58,25; 3. Fabian Staudenmann, Guggisberg, 57,75; 4. Adrian Walther, Habstetten, 57,25; 5a. Armon Orlik, Maienfeld, 57,00; 5b. Steven Moser, Rechthalten, 57,00; 6a. Bernhard Kämpf, Sigriswil, 56,75; 6b. Domenic Schneider, Fritschen, 56,75; 6c. Benjamin Gampany, Hauteville, 56,75; 6d. Erich Fankhauser, Hasle, 56,75; 6e. Andreas Döbeli, Sarmenstorf, 56,75; 7a. Kilian von Weissenfluh, Hasliberg Hohfluh, 56,50; 7b. Marc Lustenberger, Hasle LU, 56,50; 7c. Matthias Aeschbacher, Rüegsauschachen/SK Sumiswald, 56,50; 7d. Werner Schlegel, Hemberg, 56,50; 10g. Fabio Hiltbrunner, Schmidigen-Mühleweg/SK Sumiswald, 55,75; 15b. Nando Durrer, Alpnach Dorf/SK Sumiswald, 54,50; 16h. Gustav Steffen, Sumiswald/SK Sumiswald, 54,25.
Von Yanick Kurth