• Matthias Aeschbacher aus Rüegsauschachen verpasste den Festsieg nur um wenige Sekunden. Auf dem Bild ist «Disu» während dem siegreichen fünften Gang gegen Matthieu Burger aus Les Prés-d’Orvin zu sehen. · Bilder: Barbara Loosli

  • Der 18-jährige Kranzgewinner Fabio Hiltbrunner aus Schmidigen-Mühleweg (rechts) wehrte sich im zweiten Gang gegen den Mitfavoriten und Schlussgang-Teilnehmer Samuel Giger (Märstetten) lange Zeit erfolgreich.

03.09.2024
Sport

«Disu» verpasst Festsieg in allerletzter Sekunde

Da der Schlussgang zwischen den beiden Spitzenschwingern Fabian Staudenmann und Samuel Giger erst in den letzten Sekunden mit einem gewinnbringenden Zug des Mittelländers endete, entging Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen) als erbender Athlet dem Sieg am «Kantonalen» nur haarscharf. Die Sumiswalder Athleten konnten vier Kränze ergattern – so viele wie kein anderer Schwingklub.

Schwingen · Das Schwingfest-«Triple» in Burgdorf fand nach dem «Emmentalischen» und «Oberaargauischen» mit dem Berner Kantonalen Schwingfest seinen Höhepunkt und Abschluss. Die Idee, drei Kranzfeste in derselben Arena stattfinden zu lassen, ist mitunter aus finanziellen Gründen eine sinnvolle Lösung für zukünftige Schwingfeste. Die Minuten im sonntäglichen Schlussgang zwischen dem Berner Fabian Staudenmann (Guggisberg) und dem Thurgauer Gästeschwinger Samuel Giger (Märstetten) verstrichen ohne viel Spektakel. Die voll besetzte Burgdorfer Arena mit knapp 13 000 Zuschauerinnen und Zuschauern feuerte die Athleten lautstark an. Als möglicher lachender Dritter stand Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen) am Schwingfestplatz-Ende in Lauerstellung. Bei einem Remis im Schlussgang hätte «Disu» das «Kantonale» 2024 gewonnen. Doch in den allerletzten Sekunden brachte ein Angriff von Fabian Staudenmann den gefürchteten Gästeschwinger schliesslich auf den Rücken. Die Arena tobte. «Disu» entging somit der Titelverteidigung hauchdünn. Am letztjährigen Berner Kantonalen Schwingfest in Tramelan teilten sich Matthias Aeschbacher und Fabian Staudenmann den Festsieg. 

Aeschbacher mit souveräner Leistung an die Front 
Matthias Aeschbacher setzte dem Berner Kantonalen Schwingfest in Burgdorf gehörig den Stempel auf und mischte an der Ranglistenspitze mit. Wie im Vorfeld erwartet, gestaltete «Disu» das Anschwingen gegen Tim Roth (Erlinsbach) siegreich. Im zweiten Gang machte das Aushängeschild vom Schwingklub Sumiswald mit Francois Barras (Oey) erneut kurzen Prozess und kam somit voll in Fahrt. Vor dem Mittagessen dann passierte der einzige Makel von «Disu» an diesem Hitzefest. Der 32-Jährige stellte nämlich den Gang gegen den Mitfavoriten Adrian Walther (Habstetten). Die zwei Athleten zeigten sich zwar bemüht für einen gewinnbringenden Zug, der schliesslich aber ausblieb. Im vierten Zweikampf brachte «Disu» den Berner Oberländer Luca Vögeli (Wilderswil) bereits im ersten Angriffsversuch zum Fallen. Doch der Gegner war nicht komplett unten und die beiden Schwinger mussten frisch greifen. Doch nach dem zweiten Angriff des Emmentalers war die Sache dann klar. Der «Eidgenosse» zeigte sich weiter siegessicher und angriffig. Der gelernte Maurer liess sich die Höchstnote von 10,00 Punkten notieren. Die Sonne brannte mit voller Wucht in die Schwingarena und der Brunnen wurde von den Schwingern noch häufiger angesteuert als sonst, während sich die Zuschauenden mit Fächern und Hand-Ventilatoren ebenfalls versuchten, abzukühlen. Auch der Schwingsport auf dem Platz lief heiss weiter. Matthias Aeschbacher gestaltete auch seinen fünften Gang siegreich und brachte Matthieu Burger (Les Prés-d’Orvin) aufs Kreuz. 

Kniffliges Gangende
Lange Zeit sah es so aus, als ob das letzte Duell zwischen Matthias Aeschbacher und Curdin Orlik (Thun) – beide verpassten den Schlussgang ganz knapp – gestellt ausging. Doch wenige Sekunden vor Schluss überschlugen sich die Ereignisse in diesem sechsten Gang. Orlik lag kurz auf dem Rücken. Dieser konterte und legte Aeschbacher ebenso umgehend auf den Rücken. Der Kampfrichter-Entscheid, den Sieg Aeschbacher zuzusprechen, entpuppte sich schliesslich als korrekt. Orlik lag mit beiden Schulterblättern im Sägemehl. Damit beendete «Disu» das «Kantonale» im starken 2. Rang. Auch Aeschbachers Sumiswalder Klubkollege Patrick Schenk (Weier) reihte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten unter die vorderen Kranzgewinner (Rang 5a). Im Anschwingen musste sich der Emmentaler «Eidgenosse» noch von Philipp Roth (Biberist) das Sägemehl vom Rücken putzen lassen. Im zweiten Duell schaffte es der 30-Jährige nicht, den Schwinger mit den zwei Sternchen hinter dem Namen, Luca Vögeli (Wilderswil), aufs Kreuz zu legen. Erst vor dem Mittagessen fand der gelernte Zimmermann gegen Simon Stucki (Horboden) den ersten gewinnbringenden Wurf. Am Nachmittag brachte er Martin Rolli (Rüeggisberg), Lukas Renfer (Riggisberg) und Matthias Wittwer (Faulensee), alle mit der Höchstnote von 10,00 Punkten, zum Fallen und reihte drei Siege aneinander. An der Rangverkündigung durfte sich Patrick Schenk deshalb Eichenlaub aufsetzen lassen. Ein schöner Erfolg nach den zuletzt nicht immer erfolgreichen Wettkämpfen.  

18-jähriger Hiltbrunner mit erstem Teilverbandskranz
Punktegleich und mit vier erfolgreich gestalteten Duellen rangierte Fabio Hiltbrunner (Schmidigen-Mühleweg) auf Rang 5b, der sich heuer auf der Rigi den zweiten Stern hinter den Namen schreiben liess. Seine beiden Niederlagen fuhr er gegen die «Eidgenossen» Samuel Giger (Märstetten) und Curdin Orlik (Thun) ein. Der Sumiswalder Athlet reichte im zweiten Gang dem Nordostschweizer Samuel Giger die Hand. Giger schaffte es lange Zeit nicht, den jungen Stern am Berner Schwingerhimmel ins Sägemehl zu betten. Hiltbrunner entwischte ihm mehrfach. Doch dann schaffte der Gästeschwinger mit den drei Sternchen hinter dem Namen doch noch einen gewinnbringenden Zug. Im dritten Gang verabschiedete sich Fabio Hiltbrunner mit einem Sieg in die Mittagspause. Er bezwang Silvan Trittibach (Diemtigen). Im vierten Gang bodigte der 18-jährige Cédric Wicki (Kirchberg). Danach wartete auf den immer wieder stark auftretenden Fabio Hiltbrunner mit Curdin Orlik eine weitere Knacknuss, gegen welche er sich lange wehren konnte. Doch zwei Minuten vor Schluss landete der junge Emmentaler nach einer kleinen Unachtsamkeit auf dem Rücken. Dabei verletzte er sich schliesslich unglücklich und musste vor dem letzten Gang Schmerztabletten einnehmen, um diesen überhaupt noch bestreiten zu können. Gleichwohl brachte er nach wenigen Sekunden seinen letzten Gegner André Zahler (Saanen) auf den Rücken. Es ist der erste Teilverbandskranz für den angehenden Landwirt. Zuvor hatte er auf der Rigi seinen ersten Bergkranz gewonnen. Nun muss er seine Verletzung am Oberschenkel auskurieren. 

Fabian Aebersold neu mit zwei Sternchen hinter dem Namen 
Der letzte Sumiswalder Athlet, welcher seinen Heimweg mit dem Eichenlaub antreten konnte, war der Berner Publikumsliebling und Überflieger Fabian Aebersold (Walterswil/Rang 8d). Der gelernte Landwirt konnte den Schwingplatz in Burgdorf dreimal als Sieger verlassen, während zwei weitere Duelle mit einem Remis ausgingen. Der 20-Jährige musste sich einzig vor dem Mittagessen dem starken «Eidgenossen» Matthieu Burger (Les Prés-d’Orvin) beugen. Für Fabian Aebersold, welcher sich in dieser Saison bereits fünfmal Eichenlaub aufsetzen lassen konnte, war es in Burgdorf der erste Teilverbandskranz. Somit stehen beim Walterswiler in Zukunft zwei Sternchen hinter den Namen. Bitter endete das Berner Kantonale Schwingfest für den Langenthaler Athleten Severin Staub (Melchnau). Der Routinier aus dem Oberaargau realisierte vier Siege (Rang 10a). In der Schlussabrechnung fehlte ihm gerade mal der im Schwingen so verflixte Viertelpunkt für den heiss begehrten Kranz. Keiner seiner Siege konnte er mit der Höchstnote von 10,00 Punkten beenden, daher fehlte ihm am Schluss nur das «Vierteli» für den Kopfschmuck. Der Ufhuser Dominik Zangger (SK Wolhusen) fand drei Siegesrezepte (Rang 11c). Zwei weitere Duelle endeten resultatlos. Fast identisch lief es dem erfolgreichsten «Blumenstädter» Patrick Walther (Huttwil/Rang 12i). Der Oberaargauer kam auf drei Siege und ein Remis. Für einen besonders berührenden Moment sorgte der zurücktretende Berner Oberländer Kilian Wenger. Nach der Mittagspause wurde der Schwingerkönig von 2010 vom aktiven Schwingsport verabschiedet. Mit ihm verlässt ein wahrer Publikumsliebling die Schwingbühne für immer. 

Auszug aus der Rangliste: 1. Fabian Staudenmann, Guggisberg, 58,75; 2. Matthias Aeschbacher, Rüegsauschachen/SK Sumiswald, 58,25; 3. Armon Orlik, Maienfeld, 58,00; 4a. Samuel Giger, Märstetten, 57,50; 4b. Florian Gnägi, Aarberg, 57,50; 4c. Adrian Walther, Habstetten, 57,25; 5a. Patrick Schenk, Weier/SK Sumiswald, 57,25; 5b. Fabio Hiltbrunner, Schmidigen/SK Sumiswald, 57,25; 8d. Fabian Aebersold, Walterswil/SK Sumiswald, 56,50; 10a. Severin Staub, Melchnau/SK Langenthal, 56,00; 11c. Dominik Zangger, Ufhusen, 55,75; 12i. Patrick Walther, Huttwil/SK Huttwil, 55,50; 13f. Philipp Gehrig, Heimisbach/SK Sumiswald, 55,25; 13g. Martin Sommer, Häusernmoos/SK Sumiswald, 55,25; 14f. Konrad Steffen, Wynigen/SK Sumiswald, 55,00; 16e. David Aebersold, Walterswil/SK Sumiswald, 54,50; 16g. Simon Röthlisberger, Hasle/SK Sumiswald, 54,50; 17c. Valetin Steffen, Grünen/SK  Sumiswald, 54,25; 18b. Roman Sommer, SK Sumiswald, 54,00; 18h. Ivan Rohrbach, SK Langenthal, 54,00; 19b. Dominik Hodel, Huttwil/SK Huttwil, 53,75; 19e. Dominik Ruch, Eriswil/SK Huttwil, 53,75; 19f. Christian Widmer, Obersteckholz/SK Langenthal, 53,75; 21f. Adrian Bürki, Sumiswald/SK Sumiswald, 53,00.

Von Yanick Kurth