Dominique Aegerter ist Weltmeister
Es ist vollbracht: Der 31-jährige Rohrbacher Dominique Aegerter, der seit seiner Kindheit für den Töffsport lebt, hat in Argentinien vorzeitig die diesjährige Supersport-Weltmeisterschaft für sich entschieden. Zwei Rennen vor Schluss holte sich der Oberaargauer den ersten Weltmeistertitel seiner langen Karriere.
Supersport-WM 2021, 20./21. Rennen, GP von Argentinien in San Juan · Der Titelgewinn musste erdauert werden. Doch jetzt steht er fest. «Ich bin absolut happy, den Sack bereits zwei Rennen vor Schluss zugemacht zu haben», sagt Supersport-Weltmeister Dominique Aegerter. Beim ersten Versuch in San Juan in Argentinien klappte es noch nicht. Bei 40 Grad Asphalthitze und Spitzentempi bis zu 271 km/h legte der Rohrbacher von der fünften Startposition los. Und passend zum Titelkampf lieferten sich die beiden für diese Ehrung noch in Frage kommenden Piloten Steven Odendaal (Südafrika) und Dominique Aegerter ein packendes Töff-an-Töff-Rennen. Meist lag die Nummer 4 vor der Nummer 77, mit welcher sich der Rohrbacher ein Markenzeichen aufgebaut hat. Wie so oft griff Aegerter in der Schlussrunde noch einmal an. Dabei kam er nicht an Odendaal vorbei. «Beim Versuch, innen reinzustechen, bin ich von der Ideallinie abgekommen und habe sofort entscheidend Boden auf Steven verloren.» Weil der Südafrikaner so vor dem Oberaargauer ins Ziel kam, musste die Entscheidung im WM-Tag einmal mehr vertagt werden.
Odendaal stürzt kurz nach Start
Das Sonntagsrennen wartete dann gleich mit einem Paukenschlag auf. Wenige Sekunden nach dem Start fuhr der Spanier Manuel Gonzalez in der ersten Kurve völlig übermotiviert in die Maschine des vor ihm fahrenden Südafrikaners Steven Odendaal. Damit kam der WM-Titelkandidat unverschuldet zu Fall. Der für seine Wachsamkeit bekannte Rohrbacher Dominique Aegerter konnte dem Sturz-Duo ausweichen, musste dafür aber – wie alle nachfolgenden Piloten – kräftig auf die Bremse. Dies führte dazu, dass Aegerter das Rennen an neunter Position fortsetzte. Allerdings nicht für lange. Position um Position verbesserte sich die Nummer 77 nach vorne. Drei Sekunden hinter der Spitze kämpfte Aegerter schliesslich mit Peter Sebestyen (H) und Niki Tuuli (Finnland) um den letzten Podiumsplatz. Dann passierte, was die WM vorzeitig entschied. Odendaal riskierte bei seiner Aufholjagd viel und war nicht mehr absolut konzentriert. Völlig unbedrängt kam er fünf Runden vor dem Ende zu Fall. Diesmal endgültig. Der Südafrikaner schied aus, womit die Weltmeisterschaft entschieden war. Aegerter schnappte sich in der siebten Runde den Finnen Tuuli und steuerte seine Maschine für die weiteren Runden an dritter Stelle. Nun war Aegerter nur noch bedacht, heil ins Ziel zu kommen, um die für den Titel noch nötigen WM-Punkte verbuchen zu können. Der Zug nach vorne war längst abgefahren. Sieben Sekunden vor Aegerter gewann der Franzose Jules Cluzel – wie schon am Vortag – das Rennen. Der Türke Can Alexander Oncu wurde Zweiter.
Zehn Siege in der Rookie-Saison
Nach dem 3. Rang von Aegerter und dem Out von Odendaal liegt der Rohrbacher mit 381:313-Punkten uneinholbar an der WM-Spitze. In den beiden letzten Rennen in Indonesien sind nur noch 50 Punkte zu vergeben (für einen Sieg gibt es 25 Punkte). Der WM-Titel von Aegerter ist verdient. Obwohl Aegerter wegen einem zeitgleichen Einsatz im MotoE-Weltcup zwei der bislang 21 Supersport-WM-Rennen verpasste, steht er als Gesamtsieger fest. Als Neueinsteiger in dieser Töff-Kategorie hat der 31-Jährige mit seinem niederländischen Ten-Kate-Team zehn Rennen gewonnen und stand bei weiteren vier Rennen auf dem Podest. So auch beim Rennen, in dem sich der Rohrbacher zum Weltmeister krönte. Nach Yves Briguet (1994) und Randy Krummenacher (2019) ist Aegerter der dritte Schweizer Supersport-Weltmeister.
Resultate: Samstag (18 Klassierte): 1. Jules Cluzel, Frankreich, 32:30,688; 2. Manuel Gonzalez, Spanien, 32:35,462; 3. Can Alexander Oncu, Türkei, 32:37,688; 4. Steven Odendaal, Südafrika, 32:41,857; 5. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 32:42,012. – Sonntag (24): 1. Jules Cluzel, Frankreich, 32:29,433; 2. Can Alexander Oncu, Türkei, 32:31,590; 3. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 32:37,115. – WM-Stand (21/23): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 381 Punkte; 2. Steven Odendaal, Südafrika, 313; 3. Manuel Gonzalez, Spanien, 275; 4. Jules Cluzel, Frankreich, 191; 5. Philipp Oettl, Deutschland, 241; 6. Can Alexander Oncu, Türkei, 163, 7. Luca Bernardi, San Marino, 161; 9. Randy Krummenacher, Schweiz/Grüt, 140.
Von Stefan Leuenberger