Doppeltes Silber und persönliche Bestzeiten
Hallen-SM in Magglingen – An der Hallen-SM 2021 vom Samstag und Sonntag in Magglingen war ein regionales Quartett am Start. Der 20-jährige Huttwiler Micha Rutschmann verbesserte seine Bestzeit über 60 m Hürden erneut. Die LV Langenthal-Athletinnen Vanessa Fust (Kugelstossen) und Elena Eichenberger (3000 m) konnten Silbermedaillen gewinnen.
Leichtathletik · Die nationalen Titelkämpfe 2021 in der Hallen-Leichtathletik vom Wochenende in Magglingen waren speziell. In je zwölf Disziplinen wurden bei den Frauen und den Männern Medaillensätze vergeben – vor leeren Zuschauerrängen. Die gesetzlichen Vorgaben im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hatten ausserdem zur Folge, dass die Hallen-SM mit vergleichsweise kleinen Teilnehmerfeldern stattfand. Gemäss der geltenden Verordnung des Bundesrats können momentan ausschliesslich Mitglieder von nationalen Verbandskadern Wettkämpfe bestreiten. In der Leichtathletik sind dies die Swiss Starters, Swiss Starters Future und Mitglieder von Staffelkadern. Diese Vorgaben bewirkten, dass vom «UE»-Gebiet viele starke Leichtathleten an den Titelkämpfen nicht starten konnten. Einige der Topleute – wie die Weltklasse-Siebenkämpferin Géraldine Ruckstuhl (STV Altbüron) – verzichteten auf einen Start.
Hohes Niveau auf der Hürdendistanz
So richtete sich das regionale Interesse vor allem auf den aufstrebenden Huttwiler Hürdenläufer Micha Rutschmann. Der 20-Jährige hatte sich in den letzten Monaten ständig verbessert, sowohl über die 110-m-Distanz im Freien wie zuletzt auch über die 60-m-Distanz in der Halle. Da es auf der Hürdendistanz derzeit ganz viele starke Athleten gibt, war die Medaillenchance für den Blumenstädter praktisch gleich null. Auch wenn der Schweizer Rekordinhaber Jason Joseph von der LC Therwil (Trainingslager in den USA) und Simon Ehammer vom TV Teufen (Konzentration auf die Hallen-EM) in Magglingen nicht antraten. So war der Weg zu Gold frei für Brahian Peña (GG Bern). In 8,09 Sekunden holte sich der Thurgauer nach 2015 und 2016 aber nicht sein drittes Hürden-SM-Gold in der Halle. Finley Gaio vom SC Liestal war in 7,81 Sekunden noch drei Hundertstel schneller.
Wieder persönliche Bestzeit
Micha Rutschmann erreichte sein hochgestecktes Ziel «neue Bestzeit». «Trotzdem bin ich mit meinem SM-Auftritt nicht komplett zufrieden», sagt der Athlet der LV Langenthal. «Beim ersten Start bin ich definitiv besser aus den Blöcken gekommen», informiert der Polymechaniker. Doch dieser zählte nicht, weil der Amriswiler Andri Oberholzer einen Fehlstart produzierte. Weil beim zweiten Start für den Frühauslöser die Disqualifikation drohte, klappte es beim zweiten Knall. Bloss kam Rutschmann eben nicht mehr so gut weg. Gleichwohl gelang dem Huttwiler in 8,19 Sekunden eine Verbesserung der eigenen Bestmarke um eine Hundertstelsekunde. Dies reichte im starken Teilnehmerfeld zum 5. Rang. Immerhin konnte Rutschmann den «Fehlstarter» Oberholzer hinter sich lassen. «Natürlich bin ich mit meinem Resultat zufrieden. Gleichwohl war es schade, dass ich nicht beim ersten Start durchziehen konnte. Eine Zeit um 8,15 Sekunden wäre dort möglich gewesen», analysiert Rutschmann. Mit seiner Zeit schaffte er bei der LV Langenthal einen neuen Vereinsrekord. Er unterbot den 28-jährigen Rekord von Jürg Zurlinden um eine Hundertstelsekunde. «Dies freut mich natürlich. Ich kenne Jürg Zurlinden sogar, weil ich mit seiner Tochter Nadja Zurlinden bei der LVL trainiert habe.»
Kurze Aufenthaltsdauer
Die SM war für ihn coronabedingt ein kurzer «Chut». «Bloss anderthalb Stunden war ich vor Ort. Nach dem Wettkampf musste ich gleich wieder heimreisen.» Nach der Hallen-SM pausiert der vielseitige Leichtathlet, der sich aber auf die Hürdendisziplin konzentrieren will, einige Tage, bevor ein gewohnter Aufbau erfolgt. «Damit ich dann im Mai für die ersten Freiluftwettkämpfe parat bin», erklärt Micha Rutschmann.
Silber für Langenthaler Kugelstösserin
Eine Medaille bejubeln konnte Micha Rutschmanns Partnerin Vanessa Fust. Die 20-Jährige überzeugte im vergangenen Juli mit dem ersten 15-m-Stoss ihrer Karriere. Auch in der Halle klappte es gut. Gleich bei ihrem ersten Versuch stellte sie mit 14,45 m einen neuen LV Langenthal-Hallenrekord auf und übernahm die Führung vor der Seeländerin Caroline Agnou (14,30 m). Die 20-jährige Drehstosserin Miryam Mazenauer vom TV Teufen übertraf dann beide mit 15,44 m. Vanessa Fust freute sich über die Silbermedaille und über die Verbesserung der persönlichen Hallenbestmarke um drei Zentimeter. «Dass ich trotz Trainerwechsel und Umstellungen bereits im Winter an die alten Leistungen anknüpfen kann, stimmt mich zuversichtlich für die kommende Saison. Aber es gibt noch viel zu tun», meint sie auf der LVL-Homepage.
Medaille auf dem Serviertablett
Ebenfalls eine Silbermedaille durfte sich Elena Eichenberger (LV Langenthal) umhängen lassen. Allerdings war der Gewinn von Edelmetall im bloss zwei Athletinnen umfassenden Rennen über 3000 m schon programmiert. Chiara Scherrer von der TG Hütten setzte an der Rennspitze ein SM-Highlight, in dem sie in 9:10,33 Minuten den Schweizerrekord von Astrid Leutert (9:16,64) um über sechs Sekunden verbesserte. Die 17-jährige Eichenberger ging das Rennen schnell an. Am Ende musste sie hart beissen, lief in 10:04,67 Minuten aber trotzdem eine tolle Zeit, welche nicht weit weg von ihrer Freiluft-Bestmarke lag.
Zweifacher Einsatz für die Jüngste
Gleich doppelt stand die erst 16-jährige Anouk Ledermann im SM-Einsatz. Am Samstag lief sie im Sprint-Vorlauf über 60 m in 7,73 Sekunden auf den 13. Rang von 19 Athletinnen. Sie verbesserte ihre Saisonbestleistung um fünf Hundertstel. Am Sonntag ging es über die Hürden. Dort gelang der jungen Athletin eine ausgezeichnete Leistung. Im zweiten Vorlauf, der von der späteren Silbermedaillengewinnerin Noemi Zbären (SK Langnau) gewonnen wurde, kam die LV Langenthal-Athletin in 8,87 Sekunden als Sechste ins Ziel. Sie verpasste den Finaleinzug zwar um sechs Hundertstel, verbesserte ihre persönliche Bestzeit aber um eine Zehntelsekunde. Damit liegt das Jungtalent in der ewigen Bestenliste der LV Langenthal mit bloss einer Hundertstelsekunde Rückstand hinter Melanie Richard auf dem 2. Rang.
Resultate: www.swiss-athletics.ch
Von Stefan Leuenberger