• Judith Reck hilft seit über zehn Jahren Menschen mit Rückenproblemen. · Bild: Marianne Ruch

  • Der Therapieraum strahlt viel Wärme und Ruhe aus. · Bild: Marianne Ruch

  • Johanneskrautblüten – daraus stellt Judith Reck ihr Massageöl selbst her. · Bild: zvg

17.03.2022
Emmental

Dorn-Therapie – Sanfte Hilfe für den Rücken

Alternative Heilmethoden, die sich als Ergänzung zur Schulmedizin wachsender Beliebtheit erfreuen, sind auch in unserer Region etabliert. Eine davon ist die Wirbelsäulen-Therapie nach Dorn. Dieter Dorn entdeckte die Therapie vor gut 50 Jahren, als er sich beim Heben eines Baumstammes einen Hexenschuss zuzog. Schnelle und sanfte Heilung verspricht sie – der «Unter Emmentaler» hat bei Dorn-Therapeutin Judith Reck nachgefragt.

Sumiswald · Judith Reck aus Sumiswald ist Dorn- Therapeutin. «Ich hatte vor Jahren selber Rückenschmerzen und liess mich damals von einer Dorn-Therapeutin behandeln. Mich überzeugte diese Methode sehr, zumal ich sehr schnell beschwerdefrei war», erzählt sie. Durch ihren Beruf als gelernte Drogistin habe sie sich schon immer mit der Gesundheit auseinandergesetzt und für vieles interessiert. Ihre damalige Therapeutin ermutigt sie, sich im heilenden Bereich weiterzubilden. «Die ersten Weiterbildungen als Energietherapeutin und die energieausgleichende Fussmassage machte ich auf ihre Empfehlung hin», erklärt sie. «Als mir bewusst wurde, wie viele Menschen an Rückenproblemen leiden, erwachte in mir das Interesse, mich in diese Richtung weiter zu bilden», erklärt Judith Reck. Sie suchte im Internet nach möglichen Ausbildungen als Dorn-Therapeutin, stiess dabei auf den Naturheilpraktiker Gebhard Bürke und hat sich kurzerhand für das erste Modul Dorn-Breuss-Therapie angemeldet. «Ich hatte damals kein Ziel vor Augen und machte das zu diesem Zeitpunkt nur für mich», erzählt sie weiter. Sie machte aber weiter und absolvierte Modul um Modul. «Insgesamt umfasste die Ausbildung zehn Ausbildungstage. Zwischen den Modulen hatten wir jeweils ein paar Wochen Zeit um zu üben. Das war wichtig, damit wir das Gespür für diese Arbeit entwickeln konnten», bestätigt sie das Gelernte.

Richten von Wirbeln
Die meisten Kunden, die zu ihr in die Behandlung gehen, haben in irgendeiner Form Rückenbeschwerden. Dies ist auch ihr Schwerpunktthema. Die Dorn-Therapie umfasst das Richten von Gelenken, Becken, Kreuzbein, Rippengelenk und der Wirbel. «Es ist eine sanfte Therapie, was nicht heisst, dass man keine Schmerzen haben kann während der Behandlung», erklärt sie lächelnd. Da ein verschobener Wirbel auf die Neven drücken könne, entstehe beim Zurückschieben manchmal ein kurzer Schmerz. Sobald aber der Wirbel wieder auf seinem richtigen Platz sei, lasse auch der Schmerz nach. «Das Spezielle an der Dorn-Therapie ist, dass der Kunde durch Bewegungen der Arme und Beine mithelfen kann, die Blockaden zu lösen», erklärt sie.
Die Anwendungsmöglichkeiten seien sehr vielfältig. Viele Beschwerden, die in Arme und Beine ausstrahlen, können ihren Ursprung an der Wirbelsäule haben. Ischias, Kreuzschmerzen und Nackenstarre seien sehr verbreitet. Auch Kopfschmerzen können von den Nackenwirbeln ausgelöst werden. «Ich hatte sogar einmal einen Kunden, der nach der Behandlung seine vermeintlichen Prostataprobleme nicht mehr hatte», erzählt sie erfreut. Jeder Wirbel sei für einen gewissen Bereich zuständig, und dazu gehören auch die Organe. «Aus diesem Grund wirkt sich eine Behandlung nach Dorn positiv auf den ganzen Körper aus», erklärt sie.
Oft behandle sie Menschen mit Beschwerden im unteren Rückenbereich. Oftmals sogar mit Ausstrahlungen durch ein Bein hinab oder gegen die Hüfte hinaus. Die Patienten würden sich sorgen, dass ihre Hüfte von Arthrose befallen sein könnte. «Ich habe schon ein paar Mal erlebt, dass nach dem Richten von Becken, Kreuzbein und der unteren Lendenwirbel die Beschwerden verschwinden», erzählt sie. Weit verbreitet seien auch Schulter und Nackenbeschwerden. Diese können nach einem Unfall oder Sturz auftreten, oder auch nur von einer schlechten Haltung bei der Arbeit.

Therapie auf Kundschaft individuell abgestimmt
«Wenn ein Kunde zum ersten Mal zu mir kommt, klären wir in einem Gespräch, was für Beschwerden er hat. Ob er schon Rückenoperationen hatte, eine Diagnose vom Arzt vorliegt, eventuell ein Unfall oder Sturz im Zusammenhang steht. Das können auch Unfälle und Stürze sein, die schon länger her sind. Nach unserem Gespräch erkläre ich meinem Kunden, wie ich weiter vorgehen werde. Beim ersten Mal kontrolliere ich die Beinlängen und das Becken. Ungleichlange Beine können meistens gerichtet werden. Ein Beckenschiefstand wirkt sich auf die ganze Wirbelsäule aus. Wenn es also nötig ist, beginne ich mit dem Richten des Beckens und des Kreuzbeins. Dabei steht der Kunde noch aufrecht. Weiter geht es mit der Breuss-Massage, die die Wirbelsäule optimal vorbereitet. Danach schaue ich mir den ganzen Rücken an und arbeite intuitiv an den Stellen, die mir wichtig erscheinen. Das sind nicht immer nur die schmerzenden Regionen. Mittlerweile fliessen bei mir verschiedene Vorgehensweisen ineinander über. Verspannte Muskeln zu lösen ist genauso wichtig wie die Wirbel zu richten. Eine Behandlung dauert in der Regel eine Stunde. Nach der ersten Behandlung spüren die Meisten bereits eine positive Veränderung», erzählt die 56-Jährige. Ihre Kunden seien sehr nett und dankbar, das sei deutlich spürbar. Ein Teil davon sei am Anfang auch skeptisch gewesen, das hätten sie ihr aber erst im Nachhinein verraten. «Ich mache meine Kunden beim ersten Mal auch darauf aufmerksam, dass wenn nach drei Behandlungen (vor allem bei starken Beschwerden) keine merkliche Verbesserung spürbar sei, sie sich für andere Möglichkeiten umschauen müssten oder gar den Arzt konsultieren sollen, sagt die Therapeutin.

Zehn Jahre Erfahrung
«Ich arbeite jetzt seit über zehn Jahren als Dorn-Therapeutin und habe sehr viele Erfahrungen sammeln können», sagt sie fröhlich. Vor dem Lockdown habe sie noch zusätzlich zu 40 Prozent in einer Drogerie gearbeitet. Seit dem Sommer 2020 ist sie nun vollständig selbständig. Ihr Kundenkreis hat sich laufend vergrössert. Die meisten Kunden kommen durch Mund-zu-Mund- Propaganda oder auf Empfehlung von anderen Therapeuten zu ihr. «Da ich nicht Krankenkassen anerkannt bin, habe ich vor allem Kunden, die Eigenverantwortung übernommen haben und sich von sich aus bei mir melden. Es gibt Krankenkassen, die mit einer Zusatzversicherung einen kleinen Beitrag leisten, aber leider ist das bei weitem nicht bei allen der Fall», sagt sie enttäuscht.

Fuss- oder Os sacrum-Massage
«Ich freue mich aber auch immer wieder, wenn sich jemand einfach etwas Gutes tun will. Sei es mit einer entspannenden Fussmassage oder Os sacrum-Rückenmassage oder sogar einer balinesischen Massage, die Rücken, Arme, Beine und Bauch mit einschliesst», erzählt sie. Es könne vorkommen, dass wenn jemand emotional sehr aufgewühlt zu ihr komme, sie gleich mit einer Chakrabehandlung beginne. Das bringe blockierte Energien wieder in Fluss. «Wenn ich das bei Kunden einmal angewendet habe, wünschen sie sich das oftmals bei einer weiteren Behandlung wieder», erzählt sie erfreut. Und wenn es passe, arbeite sie auch sehr gerne mit Bachblüten. Im seelischen Bereich könne man damit sehr viel erreichen. Bei Menschen wie auch bei Tieren.
Vor drei Jahren hat sie die Ausbildung zur Meditationsleiterin gemacht. Seit Ende 2019 bietet sie einen Meditationsabend pro Monat an. Durch all die Corona-Massnahmen sei dieses Projekt jedoch etwas ins Stocken geraten. «Ich überlege im Moment, ob ich diese Abende überhaupt weiterhin anbieten soll. Wenn nicht, ist nichts verloren. Jede Weiterbildung, die ich gemacht habe, hat mich einen Schritt weitergebracht und hat mir gutgetan. Ich habe mich selber dabei immer besser kennengelernt», erklärt sie zuversichtlich.
Die 56-Jährige ist in Zollbrück mit drei Schwestern aufgewachsen, hat zwei tolle erwachsene Kinder und ihre Familie ist ihr sehr wichtig. «Meine Freizeit verbringe ich mit Lesen, Wandern, im Sommer mit Gartenarbeit, Handarbeiten (wenn ich Zeit dazu finde), Brett- und Kartenspiele, wenn ich ein Gegenüber habe … nur nicht Jassen», lacht sie. Manchmal nehme sie ein grosses Puzzle in Angriff oder male auch gerne Mandalas zur Entspannung. Zudem begleiten sie zwei Katzen durchs Leben. Infos: www.judithreck.ch

Von Marianne Ruch