• Urs und Verena Röthlisberger mit Gottfried Ruch (Mitte), Präsident der Ahorn Alp Genossenschaft. Der neue Wirt hat immer noch das Schild, das damals das Restaurant schmückte, als seine Eltern das Ahorn geführt haben. · Bild: Marianne Ruch

20.12.2021
Luzerner Hinterland

«Dr Hörndli» ist wieder auf dem Ahorn

Urs Röthlisberger, vielen bekannt unter dem Namen «Dr Hörndli», ist per 1. April 2022 der neue Pächter vom Restaurant Ahorn Alp. Sein Übername kommt nicht von ungefähr, Urs Röthlisberger ist auf dem Ahorn aufgewachsen, seine Eltern haben damals das Restaurant geführt. Nun kehrt er, zusammen mit seiner Frau, nach 41 Jahren «nach Hause» zurück.

Luthern · Mit 60 Jahren noch anzufangen mit Wirten ist schon speziell. Zumal Urs Röthlisberger und seine Frau, Verena Röthlisberger, noch nie gewirtet haben. Ein eigenes Treuhand- und Informatik-Geschäft führen sie seit vielen Jahren.  Aber Wirten ist dann doch etwas ganz anderes. Das sind sich die beiden auch bewusst, und ein gewisser Respekt besteht schon. «Bevor wir uns überhaupt beworben haben, haben wir unser Budget geprüft, wir wollten sicher sein, dass wir starten könnten», erklärt Urs Röthlisberger. Es habe schon Mut gebraucht, doch hätten sie zusammen gesagt, jetzt machen wir das. Es hat ihnen einfach den Ärmel reingezogen, wie sie sagen.  «Als wir dann gewählt wurden, waren wir doch etwas überrascht – wir haben nicht wirklich damit gerechnet, zumal wir ja schon älter sind», sagt Verena Röthlisberger. Andere würden in diesem Alter anfangen herunterzufahren, die Pension zu planen – und sie beginnen etwas Neues. Das erste Neue war, die Wirteprüfung zu machen, die fehlte Urs Röthlisberger nämlich noch.

Vom Städtli auf die Alp
Sie werden ihre Sachen in Huttwil zusammenpacken, das Haus verkaufen und aufs Ahorn ziehen. Sie freuen sich, raus aus dem Städtli, rein in die Natur. Das passt besonders gut zu Verena Röthlisberger. Sie liebt es, in der Natur zu sein. Kräuter und Pflanzen zu sammeln, um damit ihre eigene Kosmetik herzustellen. Ganz weg vom Ahorn war der Fussballbegeisterte und zukünftige Wirt eigentlich nie. Denn das Holzfass, nahe beim Restaurant Ahorn auf dem Schilt, gehört seit Jahren ihm. Er konnte es von seinen Eltern übernehmen, genauso die «Kammenhütte», ebenfalls nahe beim Ahorn gelegen. «So gesehen, ist es jetzt schon irgendwie wie ein Nachhausekommen für mich», erzählt er. In Huttwil verlassen sie ihr Treuhand- und Informatikbüro. Den bestehenden Kundenstamm wollen sie möglichst behalten, ob dann alles zusammen funktioniert, werden sie sehen. Sie haben eine grosse Familie und einen grossen Freundeskreis, aus denen sie bereits ein kleines Team zusammenstellen konnten. «Trotz allem, es ist eine Herausforderung, Personal zu finden. Vor allem eine Köchin oder einen Koch, da sind wir noch nicht fündig geworden », bedauern die beiden.

Stammtisch für Einheimische
Und was soll es aus dem Ahorn geben? «Ein währschafter, urchiger und gemütlicher Gasthof. Es soll einen Stammtisch geben, an den man geht, weil man weiss, man trifft dort Einheimische an», sind sich die beiden einig. «Wir möchten gerne, dass sich die Einheimischen bei uns wohl fühlen, dass wir die Stammbeiz für die Eriswiler, Wäseler und Luthertaler werden.» Natürlich wollen sie auch für Auswärtige attraktiv sein, daher soll die Küche regional und saisonal sein. Eine kleine Standard-Karte, die zum Bergrestaurant passt und dazu Wochenmenüs. Ein Sommer und ein Winterprogramm. Vielleicht mit Fondue oder Käseschnitte im Winter, Grill im Sommer oder sogar auch Selbstbedienung. Thementage mit Bernerplatte oder Zunge an Kapernsauce – einfach Bodenständiges und etwas, was man heute kaum noch auswärts Essen kann. «Was es dann schlussendlich alles sein wird, sind wir noch am diskutieren und anschauen. Ideen haben wir viele, nun müssen sie noch sortiert werden», sagt Urs Röthlisberger. «Ach ja, und ganz wichtig sind uns auch die Vereine – wir wünschen uns, dass diese nach der Probe, der Sitzung oder der Übung zu uns aufs Ahorn kommen. Wir werden da sein und auch um 22.00 Uhr noch eine warme Speise zubereiten», sagt Verena Röthlisberger bestimmt.
Die jeweiligen Zuständigkeiten haben sie auch schon besprochen. Sie möchte in der Küche helfen, im Büro und in der Hotellerie die Fäden in der Hand halten. Er sei der Chef, lacht sie, und werde daneben am Buffet, im Service und für den Einkauf zuständig sein. Bevor sie aber irgendwann im April die Eröffnung feiern können, gibt es noch viel zu tun. Wann sie genau aufs Ahorn umziehen können, wissen sie auch noch nicht. Ihr Vertrag ist per 1. April 2022 unterzeichnet. Alles Weitere wird sich zeigen. «Zu gegebener Zeit werden wir informieren», sagen sie.

Froh, Pächter gefunden zu haben
Die Ahorn Alp Genossenschaft ist froh, einen neuen Pächter gefunden zu haben. Viele Bewerbungen hatten sie nicht, aber eine Wahl konnte die Genossenschaft dennoch abhalten. Und die Wahl fiel auf Urs und Verena Röthlisberger. «Wir haben die beiden gewählt, weil wir sie schon vorher kannten und ihnen vertrauen», sagt Gottfried Ruch, Präsident der Alpge­nos­-
senschaft. Die gesamte Genossenschaft stehe hinter ihnen und freue sich auf das neue Wirtepaar. «Wir wünschen uns, dass das Ahorn für Auswärtige attraktiv bleibt und schön wäre auch, wenn das Ahorn wieder etwas mehr eine «Beiz für Einheimische» sein würde. Und natürlich wünschen wir uns, dass die beiden lange auf dem Ahorn bleiben», sagt der Präsident.

Von Marianne Ruch