Drei junge Huttwiler mit dem Potenzial fürs Profi-Eishockey
An der Schwelle zum NLB-Team des SC Langenthal stehen gleich drei Huttwiler: Robin Nyffeler als Jüngster im Verbund spielt in der ersten von drei Elite-Saisons bei Langnau, Luca Christen steht in der zweiten Elite-Saison bei den Tigers und Michael Trüssel ist seit dieser Saison vollwertiges Jung-Mitglied im Kader der Langenthaler. Alle haben ein Ziel: Stammspieler beim Stammverein. Die drei sind aber ungleich weit davon entfernt.
Eishockey · Und plötzlich standen gegen den EHC Brandis im Schweizer Cup gleich drei Huttwiler in denselben Farben auf dem Eis. Robin Nyffeler, Luca Christen und Michael Trüssel waren allesamt für den SC Langenthal im Einsatz und stürmten gegen die Hasle-Rüegsauer. Die drei kennen sich schon länger. Früher haben sie hin und wieder beim EHC Napf bei den Junioren zusammengespielt, so wie es bis heute ihre Väter im Senioreneishockey tun. Auch neben dem Eisfeld verstehen sich die drei. Sei es fürs Tennisspielen im Sommer oder für den Besuch der Huttwiler Eisbahn, für die eine oder andere Plausch-Eishockeyrunde. Während Trüssel bereits jetzt zum Kader des SC Langenthal gehört, spielen Nyffeler und Christen bei den SCL Young Tigers bei den Elite Junioren. Beide hatten aber bereits erste Einsätze im NLB-Team der Langenthaler. Nyffeler zählt einen Einsatz im Cupspiel, daneben zwei Einsätze in einem Meisterschaftsspiel auf, Christen kam bereits mehrfach bei Verteidigerknappheit zum Einsatz. «Früher habe ich Brent Kelly und Jeff Campbell als Ausländer beim SCL verehrt. Plötzlich stehe ich mit ihnen auf dem Eis», erzählt Robin Nyffeler beeindruckt. Ein eigenes gelb-blaues Trikot mit Namen zu haben, sei schon etwas Spezielles. «Der SC Langenthal ist neben dem EHC Napf unser Stammverein. Ein eigenes Trikot von dessen NLB-Team zu haben ist genial», so Christen. Und auch beim Ältesten dieser Dreier-Truppe sieht das nicht anders aus. Auch Trüssel gibt gerne zu: «Wenn ich im Schoren spielen darf, löst das bei mir Glücksgefühle aus.» Da überrascht es wenig, dass die drei ein gemeinsames Ziel haben: Sie wollen Stammspieler in ihrem Stammverein werden. Unterschiedlich ist derweil nur die Entfernung zu diesem Ziel.
Die U-18-WM im Fokus
Robin Nyffeler (17) ist jener, der am weitesten davon entfernt ist. Das hat weniger mit seinem Können, sondern vielmehr mit seinem Alter zu tun. Nyffeler spielt die erste von drei möglichen Saisons bei den Elite-Junioren in Langnau. Deshalb ist sein nächstes Ziel nicht der Stammplatz beim SC Langenthal, sondern vielmehr die U-18-WM. Noch vor drei Wochen war er mit der U-18-Auswahl in Kanada mit dabei, hatte dort aber nicht wie gewünscht auftreten können. Deshalb muss er sich nun neu empfehlen. «Ich habe mit Trainer Thierry Paterlini gesprochen und er hat mir gesagt, woran ich arbeiten muss. Darauf fokussiere ich mich nun, damit ich es dann doch noch schaffe», erklärt Nyffeler, der zurzeit das Sport-KV besucht. Beim SC Langenthal hat Nyffeler bereits einzelne Vorbereitungsspiele absolviert, zugleich durfte er im Cup gegen den EHC Brandis mittun sowie in den Auswärtsspielen gegen Visp und gegen die GCK Lions. «Der physische Unterschied war für mich besonders gross», erzählt Nyffeler. Die drei Erlebnisse seien dennoch ein Highlight gewesen, das für zusätzliche Energie gesorgt hatte. Verständlicherweise hofft er auch deshalb auf eine Wiederholung. «Aktuell sieht es nicht danach aus. Deshalb warte oder hoffe ich auch nicht unbedingt darauf», erklärt der junge Stürmer. Im nächsten oder übernächsten Jahr sei das dann schon wieder anders.
Bereits näher, altersmässig aber noch nicht so weit, ist Luca Christen (18). In seiner zweiten Saison bei den Elite Junioren der Young Tigers hat Christen schon einzelne Einsätze für den Oberaargauer SCL leisten können. Darunter im Cup und in fünf verschiedenen Meisterschaftsspielen. «Es wäre schön, wenn ich immer wieder ein paar Einsätze absolvieren könnte», sagt denn auch Luca Christen, der zuletzt öfters von einem knappen Verteidigungskader der Langenthaler profitierte. Meistens war er mit Routinier Philipp Rytz auf dem Eis. Von ihm habe er schon in wenigen Einsätzen viel lernen können, sagt Christen, der die Sporthandelsschule absolviert.
Zahlreiche Fortschritte gemacht
Der Älteste im Bunde der Huttwiler Zukunftshoffnungen ist Michael Trüssel. Bereits in dieser Saison ist er vollständig ins Kader integriert, so absolviert er sämtliche Trainings und arbeitet deshalb nur noch nebenbei als Zimmermann in Bern. Erreicht hat er sein Ziel, sich beim SC Langenthal durchzusetzen, aber trotzdem noch nicht. Trüssel spielt oft in der ersten Liga beim EHC Burgdorf um Spielpraxis zu sammeln, nicht immer steht er deshalb auf dem Matchblatt in der NLB. «Zu Beginn der Saison habe ich mich deshalb jeweils gefragt, was ich falsch gemacht habe. Jetzt weiss ich, dass es bei einem jungen Spieler dazugehört», erklärt Trüssel. Er habe nicht zuletzt auch deshalb enorme Fortschritte machen können. Am meisten geholfen habe ihm aber Trainer Jason O’Leary, mit dem er Videos anschaue und seine Leistungen bespreche. «Ich spüre, dass er mich vorwärtsbringen will. Es ist nicht so, dass er mich links liegen lässt. Ich lerne tagtäglich von ihm», sagt Michael Trüssel. Das gebe ihm das Gefühl, genau richtig zu sein. Und deshalb kann er sagen: «Ich bin meinem Ziel mittlerweile näher. Auch wenn ich nicht ganz so viel gespielt habe, wie ich zu Beginn dachte, bin ich mit der ersten halben Saison nicht unzufrieden.» Erst im letzten Spiel in Visp konnte Trüssel zudem ein neues Highlight erleben. Im letzten Drittel schoss er seinen ersten Treffer für die Langenthaler in dieser Saison.
Hilfe untereinander
Michael Trüssel ist es auch, der seinen beiden Kollegen bei den ersten SCL-Einsätzen geholfen hat. Routiniert sei er zwar noch nicht, dennoch habe er versucht zu helfen. «Er hat mir beim ersten Einsatz ein bisschen die Nervosität genommen und mit mir ein paar beruhigende Worte gesprochen», erinnert sich Robin Nyffeler an seinen ersten Auftritt in Gelb-Blau. «Nur schon, mit jemandem in die Kabine zu gehen, den die anderen kannten, hat mir irgendwie geholfen», sagt Luca Christen. Für Trüssel ist beides selbstverständlich, wie er sagt. Er sei hilfsbereit – und dies nicht nur, weil er die beiden schon seit Jugendjahren kennt.
Gerade als langjährige Kollegen treffen sich die drei Huttwiler auch mal aus-serhalb des Stadions Schoren. Beispielsweise im Sommer zum Tennisspielen oder in der neu eröffneten Huttwiler Eishalle. «Bei der Eröffnung waren wir gemeinsam dort», erinnert sich Trüssel. Das sei für ihn sehr speziell gewesen. Immerhin habe er in dieser Halle mit dem Eishockeyspielen begonnen. Da auch jetzt noch alle drei in Huttwil wohnhaft sind, gehören die tiefsten Wurzeln durchaus zum Blumenstädtchen – auch wenn alle drei schon sehr früh in der Karriere nach Langenthal wechselten und diesen Verein, wie auch den EHC Napf, als Stammclub ansehen.
Das gemeinsame Ziel: Stammspieler im Stammverein
Hoffnung auf erfolgreiche Profi-Hockeyler aus den eigenen Reihen wecken die drei deshalb nicht nur in Huttwil, sondern auch in Langenthal: Die Forderung der Fans nach mehr Einheimischen könnte sich beim SCL unter anderem dank ihnen nämlich bald erfüllen. Mit Dario Kummer ist bereits ein Ur-Langenthaler als Stammspieler im Einsatz und mit Michael Trüssel, Robin Nyffeler und Luca Christen stehen weitere potenzielle NLB-Eigengewächse in der Pipeline. Die Frage ist, wie sie sich entwickeln. Auch das Spiel gegen die GCK Lions lässt Hoffnungen aufkommen. Am 30. Januar standen die drei nämlich bereits zum zweiten Mal gemeinsam im Aufgebot, weil beim SC Langenthal gleich mehrere Spieler verletzungsbedingt oder wegen Krankheit fehlten. Während Nyffeler als 13. Stürmer zu keinem Einsatz kam, waren Michael Trüssel und auch Luca Christen stark gefordert. Beide spielten eine gute Partie und fielen meist positiv auf. Christen hätte sich sogar beinahe seinen ersten Assist aufgeschrieben, als er Nico Dünner aus dem Verteidigerdrittel ideal lancierte, dieser im Eins-gegen-eins mit dem Torwart aber scheiterte.
Druck wollen sich die drei Herren trotz aussichtsreichen Situationen keinen machen. Schön wäre es dennoch, die drei hin und wieder zu dritt beim SCL spielen zu sehen. Und möglich ist das durchaus. Das Potenzial, um das grosse Ziel zu erreichen, haben sie allesamt. Und so sind sie vielleicht bald gemeinsam Stammspieler im Stammverein.
Von Leroy Ryser