• Grossrat Stefan Costa (rechts) thematisierte vor den Hauseigentümern das «Jahrhundert-Projekt» Bahnhof Langenthal. Links von ihm HEV-Präsident Stefan Wälchli. · Bild: Hans Mathys

10.05.2019
Langenthal

Eigenmietwert und Bahnhof im Fokus

Die 67. Hauptversammlung des Hauseigentümerverbandes (HEV) Region Langenthal bot interessante Fakten, zu denen auch das Referat von Grossrat Stefan Costa zur Entwicklung des Bahnhofes Langenthal zählte.

HEV-Präsident Stefan Wälchli (Madiswil) konnte zur Hauptversammlung im Langenthaler «Bären» wie im Vorjahr rund 170 Personen begrüssen – unter ihnen Ehrenmitglied Bernhard Krummenacher. Wälchli freute sich über den Zuwachs von netto 94 Mitgliedern innert Jahresfrist. Er hat sich jährlich 40 Neumitglieder zum Ziel gesetzt. Per 31. Dezember 2018 betrug die Mitgliederzahl 2454. In seinem Jahresbericht 2018 wies der Präsident auf den Handelskrieg zwischen China und den USA hin, der ein Risiko für die Weltwirtschaft bedeute. Bezüglich Konjunktur in der Schweiz werde für 2019 ein Wachstum von 1,5 Prozent und eine Teuerung von 0,5 Prozent erwartet. Eine zehnjährige Hypothek sei bereits für 1,23 Prozent zu haben. Erstmals habe das Volumen an vergebenen Hypotheken in der Schweiz die Grenze von 1 Billion Franken überschritten. «Das sind tausend Milliarden», machte Stefan Wälchli diese Zahl anschaulicher. Der durchschnittliche Mietzins sei von 1306 auf 1322 Franken gestiegen.

Leerwohnungen, Eigenmietwert
Der Bestand an Leerwohnungen in der Schweiz betrage inzwischen 72 000, was im Vorjahresvergleich einer Zunahme von zwölf Prozent entspreche. «Im Oberaargau ist die Situation besorgniserregender als je zuvor», betonte Stefan Wälchli. Er vergleich zehn Gemeinden und nannte jene mit den meisten leeren Wohnungen: Huttwil über 14 Prozent, Roggwil über 10 Prozent, Aarwangen über 8 Prozent und Langenthal über 4 Prozent. In der Schweiz würden viele Leute vom eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung träumen, so Wälchli. Die Preise dafür würden 2019 im Mittelland laut Experten «konstant bis leicht steigend» sein. Der HEV-Präsident erwähnte den geplanten Systemwechsel mit der Abschaffung des Eigenmietwertes für selbst bewohnte Liegenschaften, wobei im Gegenzug – zumindest beim Bund – energetische Abzüge ebenso entfallen würden wie die Abzüge für Hypothekarzinsen. HEV-Mitglied William Trösch wollte von Stefan Wälchli erfahren, auf welchen Zeitpunkt er den Systemwechsel erwarte. Wälchlis Antwort: «2021 – wenn alles optimal läuft.» Wegen der politischen Hürden sei jedoch auch 2022, 2023 oder spätestens 2024 denkbar. Wälchli empfahl, den HEV-Herbstanlass vom 4. November in die Agenda einzutragen. Thema: Amtliche Berechnung. Tobias Röthlin, Abteilungsleiter Amtliche Bewertung der Steuerverwaltung von Bern, werde aus erster Hand darüber referieren.

Nordkoreanische Verhältnisse
HEV-Kassier Markus Gfeller erläuterte die Jahresrechnung 2018, die bei Einnahmen von 92 800 Franken mit 8600 Franken Defizit abschliesst – 1000 Franken besser als budgetiert. Auf der Ertragsseite fallen die 90 700 Franken Mitgliederbeiträge ins Gewicht, auf der Aufwandseite die Abgaben an den HEV Schweiz (37 600 Franken) und den HEV Kanton Bern (14 100 Franken). Das Eigenkapital verringerte sich per 31. Dezember 2018 auf 123 100 Franken. Der Voranschlag 2019 sieht bei Erträgen von total 103 800 Franken einen Gewinn von 500 Franken vor. Das Budget basiert auf Mitgliederbeiträgen von 45 Franken für Eigentümer von Einfamilienhäusern und von 65 Franken für Eigentümer von Mehrfamilienhäusern. Die Versammlung stimmte bereits über die Jahresbeiträge 2020 ab und hiess diese auf unverändertem Niveau ohne Gegenstimme gut. «Das sind ja nordkoreanische Verhältnisse», kommentierte Markus Gfeller die einstimmige Annahme von Rechnung 2018, Budget 2019 und Jahresbeiträgen 2020, was im Barocksaal des «Bären» ein kollektives Lachen oder zumindest Schmunzeln auslöste. Der HEV Region Langenthal sei neu auch auf Facebook präsent – betreut von der für Social Media zuständigen Vorstandsbeisitzerin Denise Krieg, sagte Stefan Wälchli.

Keine Änderungen im Vorstand
Die Vorstandsmitglieder des HEV werden jeweils für zwei Jahre gewählt. Vizepräsidentin Manuela Zimmermann (sie ist gleichzeitig HEV-Geschäftsführerin), Kassier Markus Gfeller sowie die Beisitzer Stefan Costa, Stefan Grossenbacher, Jürg Häusler, Denise Krieg und Beatrice Rau stellten sich der Wiederwahl. Alle wurden erwartungsgemäss einstimmig für eine weitere Amtszeit im Vorstand bestätigt.
 
Bahnhof soll Visitenkarte werden
«Man darf hier wirklich von einem Jahrhundert-Projekt sprechen – wichtig für Langenthal und die Region», begann Grossrat Stefan Costa, Geschäftsführer Region Oberaargau, sein Referat zum Projekt Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Bahnhof Langenthal. An der Gemeindeabstimmung vom 19. Mai 2019 habe das Stimmvolk das Vorprojekt «ESP Bahnhof – öffentlicher Raum» zu genehmigen und den Rahmenkredit für die Finanzierung der weiteren Planungsphasen zu bewilligen. «Eine Visitenkarte ist der Bahnhof Langenthal bisher nicht», betonte Costa. Gemäss Schätzungen von Experten werde der öffentliche Verkehr bis 2040 um 40 Prozent zunehmen, fuhr er fort.

Langenthals Anteil 30 Millionen
Das Gesamtvorhaben öffentliche Hand in die Infrastruktur Langenthal betrage rund 90 Millionen Franken, der Anteil der Stadt Langenthal rund 30 Millionen Franken, so Stefan Costa. Das bedeute, dass sich Bund, Kanton, SBB und Aare Seeland mobil für das «durchdachte» Projekt mit rund 60 Millionen Franken beteiligen. Dies werde viele Aufträge für das Baugewerbe generieren – «ich hoffe auch für das hiesige» – und den Wirtschaftsstandort Langenthal stärken. Costa bezeichnete die heute zu enge Unterführung als «zentral». Er präsentierte diverse Visualisierungen und nannte die Pluspunkte des ESP Bahnhof: «Optimale Abstimmung Siedlung und Verkehr, Verbesserung der Quartierverbindung zwischen Nord und Süd, Drehscheibenfunktion, chancengleicher und behindertengerechter Zugang, Verdoppelung der Veloabstellanlagen, Förderung des Velo- und Langsamverkehrs, Sicherung des Angebots an Autoparkplätzen und Taxistandplätzen.» Das Bewilligungsverfahren soll 2022, die Realisierung bis Anfang 2026 abgeschlossen sein.

Von Hans Mathys